II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 550


Liebelei
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5. Kn in hn Wenan.ck.

um, Fnt ein
###her ver=Allerdings nicht in Oelfarbe; ei Tlobenswerth aus¬
neues Gebäude, Eae der Berg= und Hahngasse im neunten
elle hat nunmehr wegzufallen.
geführte Frescomalerei von Rott schmückt das Innungshaus.
Bezirke: das ist die neue Telephoncentrale, das ist der
des Bürgermeisters von Florids=] Man kann nicht achtlos daran vorbeigehen; es fesselt den
„Telephonthurm“. Wer die große Kuppel des
aus Floridsdorf berichtet wird, hat
Postgebäudes, nein, des Postpalais, in Frankfurt am Main,
Blick und man sieht mit Behagen, daß das künstlerische
aiger sein Amt als Bürgermeister,
Kleid den Träger charakterisirt. Zehn allegorische Figuren
kennt, wird sich sofort eines Uebelstandes klar, der bei
erathsmandat niedergelegt. Mit ihm
sind zwischen den Fenstern gemalt und ihre Thätigkeit
uns „localeigenthümlich“ ist. Wir bauen nicht gerne
rale Gemeinderath Herr Langer aus
zeigt den Weg, welchen die Feldfrucht nimmt, bis sie durch
Werke für länger als ein paar Decennien. Nach uns die

sich „Liebelei“ auf einer englischen mehr als eine Christine in London — wer weiß? Aber
hintereinander gespielt werden und einem anderen gehalt¬
eine typische Gestalt ist sie gewiß nicht. Bei euch hat sie
reicheren Stücke den Weg versperren würde, könnte mich
ben das Betrübende an dem Ver¬
tiefes Mitgefühl erregt, eine echte tragische Gestalt in der
dazu bestimmen, dem witzigen Autor von „Comtesse
anspruchslosesten Form von der Welt; bei uns würde sie,
n nicht sagen, daß eure jungen
Guckerl“ die bessere Bühne zu verweigern und den
Talent besitzen als die unserigen, durch¬
sobald der junge Mann an ihrer Seite erscheint, Vor¬
Director um hunderttausend Gulden zu bringen. Solche
stellungen von knallenden Champagnerpfropfen und anderen
iterarische Jugend steht, soweit ich aus
kritische Scrupel sind bei euch Glücklichen nicht am Platze.
kann, den Berliner und Wiener
überlauten Aeußerungen von Lebensfreude erwecken. Mit
Man kann mit dem ruhigsten Gewissen meinetwegen
Können nicht nach. Und doch ist ein
anderen Worten: Christine auf dem Boden der höheren
sechsmal in der Woche „Comtesse Guckerl“ spielen, wenn
klei“ in englische Sprache nicht zu
Gesellschaftsschichten ist unmöglich, Christine als Tochter
man in der Lage ist, das siebente Mal „Das vierte
länder könnte es schreiben. kein Eng¬
des Volkes ist in unserer Phantasie nicht von ordinärer,
Gebot“ zu bieten“
aufführen lassen, kein Durchschnitts¬
vulgärer Genußsucht zu trennen.“
„Wenn Sie das gemischte Repertoire — ich glaube,
vom Herzen bei einer Aufführung
„Was haben Sie sonst an Theaterstücken in Wien das ist der technische Ausdruck — für ein solches Glück
gesehen?“
halten, warum versuchen Sie es nicht, das Londoner
nicht, daß der Gegenstand selbst
„Das „Deutsche Volkstheater", dessen Kräfte mir
Theater in diesem Sinne zu reformiren?“
kanderen Worten — nehmen Sie mir's
zum Theile von ihrem Londoner Gastspiele her bekannt
Archer sah mich bei dieser Frage sehr wohlwollend
E die Thatsache der englischen Prüderie
waren, fand ich ebenso lehrreich — für meine speciellen
an; seine Gedanken, ins Wienerische übertragen, hätten
hen von jeder Kunstübung und Kunst¬
Zwecke — als amusant. Ich sah „Das vierte Gebot“ und
gelautet: „Sie ahnungsvoller Engel, Sie!“ Aber er
kommen ausreicht, um die Unmöglich¬
„Comtesse Guckerl“, eine zufällige Zusammenstellung, die
drückte sich viel literarischer aus
tückes zu begründen?“
wieder meinen allersündigsten Neid erweckte. Das roh¬
„Eben diese Frage habe ich auf meiner Reise, sowohl
gezimmerte, fast kunstlos derbe. aber überaus mächtige
auch der Stoff macht „Liebelei“ zu
in Berlin, wie in Wien, studirt.“
Schauspiel mit seiner revolutionären Tendenz an dem
Den Stück, aber nicht weil wir prüder
„Das ist sehr interessant. Und sind Sie mit dem
Ern weil unser Leben eine Gestalt wie
einen, die leichte, lustige, flotte, von keiverlei Gehalt be¬
Ergebnisse Ihrer Studienreise zufrieden?“
schwerte Komödie am anderen Abend — es ist ja ein
rzeugt und nicht verträgt. Die
„Im Großen und Ganzen ja. Ich habe seit Jahr
#ter unseren Zuschauern würden sagen:
wahrer Hochgenuß, an einem und demselben Theater in
und Tag die ökonomische Seite des Theaterwesens im
derselben Woche zwei so vortreffliche Stücke sehen zu
junge Ding scheint nach dem Leben
Auge, weil ich das Gefühl habe, daß jede künstlerische
welche seltsame, thörichte Art, diese
können! Was ist der Director des Deutschen Volks¬
Reform des englischen Dramas unmöglich ist, solange
us dem Volke!“
theaters für ein beneidenswerther Mann! Wenn mir
nicht die ökonomischen Grundbedingungen andere werden;
da einen sehr wesentlichen Punkt, in
der Director eines besseren Londoner Theaters ein
von diesem Gesichtspunkte aus habe ich die Berliner und
n Londoner Art unterscheidet. Meinen
Lustspiel vom Kaliber der „Comtesse Guckerl“ vor¬
Wiener Theater, das Berliner und Wiener Publicum
be wie die Cbristinens einem Londoner
legte und mich um meine Wohlmeinung befragte,
beobachtet und meine Schlüsse gezogen.“
then ist?“
so würde ich aus einer Verlegenheit in die andere ge¬
„Sie machen mich sehr neugierig. Hoffentlich werden
te.
rathen. Ich würde dem Londoner Theaterpublicum von
wir bald die Früchte Ihrer Studienreise sehen.“
Herzen gerne die harmlose Fröhllchkeit und dem Bühnen¬
„All in good time.“
stso reich, so unendlich mannigfaltig,
ist, apodiktisch zu sagen: solche Dinge leiter den sicheren Cassenerfolg vergönnen; aber der Ge¬
London, im October.
ommen nicht vor. Vielleicht gibt es danke. daß das Lustspiel wahrscheinlich dreihundert Abende:
Leon Kellner.