Liebe
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es uns nicht täglich, daß ein junges, unschuldiges schnitte ist das
Ir
Abonnen Mädchen seine erste Neigung für einen Mann so ich stcht es den
Abonnen ernst nimmt, während der Mann nichts weite ändern.
denkt als zu genießen, zu tändeln und sich wei enthaltend die
ter das Herz nicht zu beschweren? Wenn der fer Morgen¬
Inhaltst Dichter seinen Helden in dem Augenblicke, wo Wiener Zeitung“)
blätte
er ihn auf die Bühne bringt, unmittelbar vor die schaftliche Leben
wodurch
Katastrophe stellt, so liegt darin ein feiner Zug. ese Mittheilungen
des In¬
werden
Wir erkennen mit einem Schlage schon in den
ersten Scenen Fritz Lobheimers, des jungen Lebe¬
mannes, Charakter und Vergangenheit. Sein
Schicksal ereilt ihn, da der Mann, mit dessen
Frau er eine Liebelei unterhält, die Briefe findet
und ein Zweikampf folgt, in dem Fritz fällt. All
dies spielt aber hinter der Scene, so verlockend
es einem Anderen vielleicht geschienen hätte, eines
oder das andere davon auf die Bühne zu bringen.
Am Ende läßt uns aber das Schicksal des leicht¬
sinnigen Mannes sehr kühl. Es ergeht ihm nicht
schlechter, als er es verdiente. Ganz etwas Anderes
ist es aber für das arme Töchterchen des Violin¬
spielers Hans Weiring vom Josephstädter Theater,
für Christine, die ihr ganzes Sein und Denken
an ihn hingibt. Sie ahnt es wol auch, daß sie nie
die Frau des reichen jungen Mannes werden wird,
aber was frägt die Liebe darnach? Himmelslust
und Höllenqual erfassen das Menschenherz, das
nun einmal — je unverdorbener, umso rettungs¬
loser — der Macht der Liebe verfällt. Wer wugte
es, einen Stein gegen sie aufzuheben? Freilich ist
die Welt, mit ihren Tausenden conventioneller
Lügen, gewohnt, das Mädchen zu verurtheilen
und den einzig Schuldigen gesellschaftlich
völlig unangetastet zu lassen. Christine, ein
vortrefflich gezeichneter Charakter, nimmt es
aber nicht so leicht, wie etwa ihre Freundin,
die Schlager Mizi, die jo weiß, daß es bei dem
von ihr unterhaltenen Verhältnisse einmal aus
sein wird. Frau Sorma spielte das arme
unglückliche Mädchen in ihrer unübertreff¬
lichen schlichten Art, ohne jedes Conventio¬
nelle der Bühnenproxis. Nicht eine Bühnen¬
gestalt bewegt sich vor uns, sondern nur
lebendige Wahrheit und Natürlichkeit. Der
Schlußact, da all ihre Innenwelt zusammenstürzt,
der Mann, den sie aus reinster Liebe geliebt, der
ihr Alles war, um einer Anderen Willen im Duell
gefallen ist, wirkte tief erschütternd. Das gestern
sehr gut besuchte Haus spendete der Künstlerin
stürmischen Beifall und rief sie nach jedem Act¬
schlusse unzähligemale. Das, wie gesagt, auf Wie¬
ner Boden, der dem sorglosen Leichtsinne beson¬
ders günstig ist, aufgebaute Schauspiel verlangt
auch in der Sprache eine Berücksichtigung der
mundartlichen Eigenthümlichkeiten. Frau Sorma
verfügt über so große Künstlergaben, daß sie das
Zuwenig in dieser Richtung nicht störend ver¬
missen läßt, während ihre Partner leider alle zu
sehr die Norddeutschen verriethen, ausgenommen
natürlich Fräulein v. Littiz, die gestern als
Mizi Schlager voll auf ihrem Platze war. Die junge.
Künstlerin, welche kurze Zeit dem Wiener Burgtheater.
angehörte und dem Triester Theaterpüblicum schon
von dem Gastspiele 1898 im Armonia=Theater
wolbekannt ist, war gestern ein echtes Wiener
Kind, wie man in Wien seit dem Erscheinen von
„Liebelei“ sagt, ein „süßes Mäd'!“. — Als Ein¬
leitung wurde der bekannte Einacter „Jephta's
Tochter“ von Felice Covallotti gegeben. Hier
konnte Frau Sorma wieder allen Reiz der
jungen Frau entwickeln, die es so glücklich und
so geschickt versteht, ihren Mann zu „erobern“
und aus den Fesseln der Frau zu befreien, die
ihn bis zu seiner Ehe in ihrer Gewalt hatte.
Reicher Beifall folgte dem hübschen Lustspiele,
das auch Gelegenheit bot, Frau Sorma in
einer prächtigen weißen Toilette, mit Application
geschmückt, zu bewundern. Auch Frl. v. Littiz,
die als Baronin Villalta recht gut secundirte, trug
eine sehr elegante schwarze Tullrobe mit Metall
gestickt. — Heute Abends wird Frau Sorma
in der Voß'schen Tragödie „Eva“ auftreten. H. H.
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es uns nicht täglich, daß ein junges, unschuldiges schnitte ist das
Ir
Abonnen Mädchen seine erste Neigung für einen Mann so ich stcht es den
Abonnen ernst nimmt, während der Mann nichts weite ändern.
denkt als zu genießen, zu tändeln und sich wei enthaltend die
ter das Herz nicht zu beschweren? Wenn der fer Morgen¬
Inhaltst Dichter seinen Helden in dem Augenblicke, wo Wiener Zeitung“)
blätte
er ihn auf die Bühne bringt, unmittelbar vor die schaftliche Leben
wodurch
Katastrophe stellt, so liegt darin ein feiner Zug. ese Mittheilungen
des In¬
werden
Wir erkennen mit einem Schlage schon in den
ersten Scenen Fritz Lobheimers, des jungen Lebe¬
mannes, Charakter und Vergangenheit. Sein
Schicksal ereilt ihn, da der Mann, mit dessen
Frau er eine Liebelei unterhält, die Briefe findet
und ein Zweikampf folgt, in dem Fritz fällt. All
dies spielt aber hinter der Scene, so verlockend
es einem Anderen vielleicht geschienen hätte, eines
oder das andere davon auf die Bühne zu bringen.
Am Ende läßt uns aber das Schicksal des leicht¬
sinnigen Mannes sehr kühl. Es ergeht ihm nicht
schlechter, als er es verdiente. Ganz etwas Anderes
ist es aber für das arme Töchterchen des Violin¬
spielers Hans Weiring vom Josephstädter Theater,
für Christine, die ihr ganzes Sein und Denken
an ihn hingibt. Sie ahnt es wol auch, daß sie nie
die Frau des reichen jungen Mannes werden wird,
aber was frägt die Liebe darnach? Himmelslust
und Höllenqual erfassen das Menschenherz, das
nun einmal — je unverdorbener, umso rettungs¬
loser — der Macht der Liebe verfällt. Wer wugte
es, einen Stein gegen sie aufzuheben? Freilich ist
die Welt, mit ihren Tausenden conventioneller
Lügen, gewohnt, das Mädchen zu verurtheilen
und den einzig Schuldigen gesellschaftlich
völlig unangetastet zu lassen. Christine, ein
vortrefflich gezeichneter Charakter, nimmt es
aber nicht so leicht, wie etwa ihre Freundin,
die Schlager Mizi, die jo weiß, daß es bei dem
von ihr unterhaltenen Verhältnisse einmal aus
sein wird. Frau Sorma spielte das arme
unglückliche Mädchen in ihrer unübertreff¬
lichen schlichten Art, ohne jedes Conventio¬
nelle der Bühnenproxis. Nicht eine Bühnen¬
gestalt bewegt sich vor uns, sondern nur
lebendige Wahrheit und Natürlichkeit. Der
Schlußact, da all ihre Innenwelt zusammenstürzt,
der Mann, den sie aus reinster Liebe geliebt, der
ihr Alles war, um einer Anderen Willen im Duell
gefallen ist, wirkte tief erschütternd. Das gestern
sehr gut besuchte Haus spendete der Künstlerin
stürmischen Beifall und rief sie nach jedem Act¬
schlusse unzähligemale. Das, wie gesagt, auf Wie¬
ner Boden, der dem sorglosen Leichtsinne beson¬
ders günstig ist, aufgebaute Schauspiel verlangt
auch in der Sprache eine Berücksichtigung der
mundartlichen Eigenthümlichkeiten. Frau Sorma
verfügt über so große Künstlergaben, daß sie das
Zuwenig in dieser Richtung nicht störend ver¬
missen läßt, während ihre Partner leider alle zu
sehr die Norddeutschen verriethen, ausgenommen
natürlich Fräulein v. Littiz, die gestern als
Mizi Schlager voll auf ihrem Platze war. Die junge.
Künstlerin, welche kurze Zeit dem Wiener Burgtheater.
angehörte und dem Triester Theaterpüblicum schon
von dem Gastspiele 1898 im Armonia=Theater
wolbekannt ist, war gestern ein echtes Wiener
Kind, wie man in Wien seit dem Erscheinen von
„Liebelei“ sagt, ein „süßes Mäd'!“. — Als Ein¬
leitung wurde der bekannte Einacter „Jephta's
Tochter“ von Felice Covallotti gegeben. Hier
konnte Frau Sorma wieder allen Reiz der
jungen Frau entwickeln, die es so glücklich und
so geschickt versteht, ihren Mann zu „erobern“
und aus den Fesseln der Frau zu befreien, die
ihn bis zu seiner Ehe in ihrer Gewalt hatte.
Reicher Beifall folgte dem hübschen Lustspiele,
das auch Gelegenheit bot, Frau Sorma in
einer prächtigen weißen Toilette, mit Application
geschmückt, zu bewundern. Auch Frl. v. Littiz,
die als Baronin Villalta recht gut secundirte, trug
eine sehr elegante schwarze Tullrobe mit Metall
gestickt. — Heute Abends wird Frau Sorma
in der Voß'schen Tragödie „Eva“ auftreten. H. H.