Liebel
5. Bnn 1.
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neben der tief angelegte, melancholisch=blasirte Frauentiedling Fritz,
Die
an dem die stille, zarte Christine in tiefer hingebender Liebe hängt.
Sie
Die vier sind in der Garconwohnung Fritzens zusammen. Sie soupiren,
ldigt
schwatzen Blödsinn, amüsiren sich. Ein ohne Sensationsmacherei gezeich¬
gen¬
netes Bild von prägnantester Lebensschärfe. Mitten hinein in den Tru¬
bel schrillt die Klingel, mitten in die Posse greift die Tragödie.
Leser
Den weitherzigen Fritz hat sein Liebebedürfniß nicht nur zu Mädchen
ingen
geringeren Standes, auch zu Damen der sogenannten guten Gesellschaft
die
geführt. Zu einer verheiratheten Frau hat er zuletzt in unerlaubten Be¬
riffen
ziehungen gestanden. Der betrogene Gatte ist es, der mitten in die
ichts
Lustigkeit des intimen Soupers hineinplatzt. Er kommt, um Rechen¬
iggio.
schaft zu fordern. Eine kurze, harte, schwüle Scene. Dann geht der
frei¬
Mann und die verscheuchten Mädchen kehren aus dem Nebenzimmer zu¬
seben,
rück. Abe die richtige Lustigkeit ist erloschen. Es drückt auf sie Alle
Die
wie Ahnuig kommenden Unheils. Man bricht auf und während sich
draußen in der Nacht die lachenden Stimmen entfernen, bleibt Fritz
1
amfallein mit den Gedanken an das kommende Unheil.
Fürwahr ein Act, wie ihrer nicht viele geschrieben worden sind.
sten! Einfach, zwingend logisch, erschütternd. Die beiden Auszüge, die dann
folgen, haben wunderschöne Scenen, scharf gezeichnete Charaktere, sehr viel
ist des Guten, aber sie reichen in ihrer poetischen wie dramatischen Wirk¬
samkeit an ihren Vorgänger nicht heran.
ge¬
Das Schicksal Fritzens und Christinens erfüllt sich. Gerade als
die
Fritz erkennt, daß Christine ihm mehr sein dürfte, als eine bloße „Liebelet“,
ein
daß sie ihm das Glück bedeuten könnte, fordert ihn die Vergeltung. Er
iter¬
fällt im Duell von der Hand des Mannes, den er betrogen. Und die
len,
arme Christine, die von der Katastrophe nicht eher erfährt, als bis ihr
tuch
Liebstes schon im Grabe ruht, wird nicht länger leben. „Sie kommt
und
nicht wieder", ruft die bange Ahnung aus Christinens Vater.
irte
Dieses Stück, das mit seinem knappen, alltäglichen Dialog, mit
un
seinen einfachen, gar nicht complicirten Menschen ebensoweit entfernt steht
von den blendenden Theaterpraktiken Sudermanns, wie von den seelischen
ien
zer= Grübeleien Haupimanns, zeigt seinen Schöpfer als eine scharfumrissene
dichterische Persönlichkeit. Nicht daß Alles, was Schnitzler zeigt, neu
igst
wäre. Im Gegentheil, die Handlung von „Liebelei“ ist ebenso oft da¬
iner
gewesen, wie etwa das Duell als dramatisches Motiv. Aber Schnitzler
ener
durchdringt den trivialen Stoff mit der Kraft seines eigenen, besonderen
dem
Empfindens und erringt so, als wenn sie ihm von selber zuflögen, ganz
sich
erstaunliche, theatralische Wirkungen. Daß Beide: die Literatur und das
das
Theater, Vortheil haben von Schnitzlers Erstlingsschaffen, das ist das
1 der
besonders Erfreuliche an diesem dichterischen Debut.
irt“
„Liebelei“ gehört zu den Stücken, die sich nicht von selber spielen,
die einer starken schauspielerischen Interpretation bedürfen. Das Werk ist
Man
um eine Saison zu spät nach Breslau gekommen. Das Witte=Wild'sche
t der
Ensemble, so musterhaft besonders im modernen Fache, hätte auch der
den „Liebelei“ sicher einen durchschlagenden Erfolg verschafft. Bei der gegen¬
wärtigen Darstellung mußte man mit einem von der Regie (A. Hofmann)
n, so
sorglich bereiteten Zusammenspiele, viel gutem Willen und einigen hübschen
weise
Einzelleistungen vorlieb nehmen. Darum wollte sich der rechte Enthusiasmus
stern
im Publikum nicht einstellen. Ja, der vortreffliche erste Act begegnete
reich
einer fast kühl zu nennenden Aufnahme.
ischen
Es fehlt der für die vereinigten Theater geworbenen Truppe nicht an
n der
passablen Schauspielern, wohl aber an k ünstlerisch bedeutsamen Indivi¬
infeld.
ungenjdualitäten. Am raschesten dürfte sich zu einer solchen Frl. Jurberg
hrigelauswachsen, ein hübsches, munteres Persönchen, das mit kecker
eine Grazie und überwiegend trefflichem Gelingen die Schlager=Mizi
verkörperte. Das war echtes Wiener Blut. Nur selten gewahrte man,
ungen
die daß Frl. Jurberg an schauspielerischer Routine noch gewinnen darf.
packt Der fesche „Dori“ gab Herrn Höfer Gelegenheit zu beweisen, daß er
besonders in Rollen, bei denen ihm seine absolute Herrschaft über den
des
Wiener Dialekt zu Hilfe kommt, vortrefflich ist. Fräulein Niedt
und
qualificirte sich mit ihrer sympathischen Erscheinung und ihrem sanften,
wir
weichen Organ äußerlich recht gut für die „Christine“. Sie traf auch den
schon
Grundton der Aufgabe mit Sicherheit, aber dem Anspruche, alle Seelen¬
hatte
regungen des in seiner Schüchternheit so reichen Charakters eindringlich
dend
wiederzugeben, war sie nicht gewachsen. Vornehmlich im letzten Acte ließ
hrem
Culisie viel zu wünschen übrig. Noch unbeholfener erschien Herr Lettinger
als „Fritz“. Er gab sich sichtlich Mühe, einen natürlichen Dialog zu
ging
den sprechen, aber in diesem Bestreben wurde er mehr als einmal unver¬
oken=tständlich. Es lag den ganzen Abend über etwas Unfreies, Gezwungenes
iskenfüber seinem Gehaben und auch das Aeußere, ganz hübsch, aber
idlichunbedeutend, fügte sich schlecht dem Bilde, das man sich unwillkürlich
von dem Glückspilze in Liebessachen gestaltet. Die kurze, inhaltsreiche
oren,
Episode des Gatten gav Herr Johow mit allzu tragischen Manieren
orher
und als gesprächige Strumpfwirkersfrau kämpfte Fräulein Frey mit
rührt
dem ungewohnten Dialekt. Mit diesem fand sich auch Herr Bahr¬
den?shammer nicht tadellos ab. Er sprach oberbayerisch, statt wienerisch.
Im übrigen machte er aus Christinens Vater eine überzeugende, rührende
griffe
Figur.
gen?
Der Schnitzler'schen Dichtung folgte noch die Farce „Militär¬
einen
fromm“ Es giebt wohl passendere Abschlüsse für einen Theaterabend,
der
den ein bedeutendes Werk eingeleitet hat.
ver¬
rung
diese
Literarisches.
setzt,
F. Josef Rüderer heißt ein neues, starkes novellistisches Talent, das
der
ind=sin der „Neuen deutschen Rundschau“, der im Verlage von S. Fischer
resselerscheinenden, vortrefflichen Monatsschrift, heraustritt. Rüderer schildert
Leli das Münchener Volksleben mit Vorliebe. Seine jüngste Novelle
igs=j. Linni's Beichtvater“ wird in Stoff und Ausführung strengen
B.Moralisten ein wenig leichtsinnig vorkommen, aber des Autors künstlerische
auf Darstellung ist voll echtesten Lebens und vom gesundesten Humor belebt.
und Die Skizze in ihrer knappen Kürze darf als ein Meisterwerkchen gelten.
Das Septemberheft der genannten Monatsschrift enthält auch sonst hoch¬
gro,
die bedeutende Beiträge von Prof. I. Platter, W. Bölsche, Max
Osborn u. s. w. Viel Interesse wird das Tagebuch des Afrikareisenden
ntes
[Hans Hirsch erregen, das Giesebrecht herausgiebt. Der Redacteur
ung
des Blattes, Dr. Oscar Bie, sagt in einem kurzen Artikel über den
apel
„Ring“ in Bayreuth mehr Beherzigenswekthes und Wahres, als ein
aus
Nonte=[Dutzend Cosima=Enthusiasten vom Schlage des Herrn Chamberlain,
lder u. A. Herrn Siegfried Wagrer für einen Dirigenten von uner¬
5. Bnn 1.
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neben der tief angelegte, melancholisch=blasirte Frauentiedling Fritz,
Die
an dem die stille, zarte Christine in tiefer hingebender Liebe hängt.
Sie
Die vier sind in der Garconwohnung Fritzens zusammen. Sie soupiren,
ldigt
schwatzen Blödsinn, amüsiren sich. Ein ohne Sensationsmacherei gezeich¬
gen¬
netes Bild von prägnantester Lebensschärfe. Mitten hinein in den Tru¬
bel schrillt die Klingel, mitten in die Posse greift die Tragödie.
Leser
Den weitherzigen Fritz hat sein Liebebedürfniß nicht nur zu Mädchen
ingen
geringeren Standes, auch zu Damen der sogenannten guten Gesellschaft
die
geführt. Zu einer verheiratheten Frau hat er zuletzt in unerlaubten Be¬
riffen
ziehungen gestanden. Der betrogene Gatte ist es, der mitten in die
ichts
Lustigkeit des intimen Soupers hineinplatzt. Er kommt, um Rechen¬
iggio.
schaft zu fordern. Eine kurze, harte, schwüle Scene. Dann geht der
frei¬
Mann und die verscheuchten Mädchen kehren aus dem Nebenzimmer zu¬
seben,
rück. Abe die richtige Lustigkeit ist erloschen. Es drückt auf sie Alle
Die
wie Ahnuig kommenden Unheils. Man bricht auf und während sich
draußen in der Nacht die lachenden Stimmen entfernen, bleibt Fritz
1
amfallein mit den Gedanken an das kommende Unheil.
Fürwahr ein Act, wie ihrer nicht viele geschrieben worden sind.
sten! Einfach, zwingend logisch, erschütternd. Die beiden Auszüge, die dann
folgen, haben wunderschöne Scenen, scharf gezeichnete Charaktere, sehr viel
ist des Guten, aber sie reichen in ihrer poetischen wie dramatischen Wirk¬
samkeit an ihren Vorgänger nicht heran.
ge¬
Das Schicksal Fritzens und Christinens erfüllt sich. Gerade als
die
Fritz erkennt, daß Christine ihm mehr sein dürfte, als eine bloße „Liebelet“,
ein
daß sie ihm das Glück bedeuten könnte, fordert ihn die Vergeltung. Er
iter¬
fällt im Duell von der Hand des Mannes, den er betrogen. Und die
len,
arme Christine, die von der Katastrophe nicht eher erfährt, als bis ihr
tuch
Liebstes schon im Grabe ruht, wird nicht länger leben. „Sie kommt
und
nicht wieder", ruft die bange Ahnung aus Christinens Vater.
irte
Dieses Stück, das mit seinem knappen, alltäglichen Dialog, mit
un
seinen einfachen, gar nicht complicirten Menschen ebensoweit entfernt steht
von den blendenden Theaterpraktiken Sudermanns, wie von den seelischen
ien
zer= Grübeleien Haupimanns, zeigt seinen Schöpfer als eine scharfumrissene
dichterische Persönlichkeit. Nicht daß Alles, was Schnitzler zeigt, neu
igst
wäre. Im Gegentheil, die Handlung von „Liebelei“ ist ebenso oft da¬
iner
gewesen, wie etwa das Duell als dramatisches Motiv. Aber Schnitzler
ener
durchdringt den trivialen Stoff mit der Kraft seines eigenen, besonderen
dem
Empfindens und erringt so, als wenn sie ihm von selber zuflögen, ganz
sich
erstaunliche, theatralische Wirkungen. Daß Beide: die Literatur und das
das
Theater, Vortheil haben von Schnitzlers Erstlingsschaffen, das ist das
1 der
besonders Erfreuliche an diesem dichterischen Debut.
irt“
„Liebelei“ gehört zu den Stücken, die sich nicht von selber spielen,
die einer starken schauspielerischen Interpretation bedürfen. Das Werk ist
Man
um eine Saison zu spät nach Breslau gekommen. Das Witte=Wild'sche
t der
Ensemble, so musterhaft besonders im modernen Fache, hätte auch der
den „Liebelei“ sicher einen durchschlagenden Erfolg verschafft. Bei der gegen¬
wärtigen Darstellung mußte man mit einem von der Regie (A. Hofmann)
n, so
sorglich bereiteten Zusammenspiele, viel gutem Willen und einigen hübschen
weise
Einzelleistungen vorlieb nehmen. Darum wollte sich der rechte Enthusiasmus
stern
im Publikum nicht einstellen. Ja, der vortreffliche erste Act begegnete
reich
einer fast kühl zu nennenden Aufnahme.
ischen
Es fehlt der für die vereinigten Theater geworbenen Truppe nicht an
n der
passablen Schauspielern, wohl aber an k ünstlerisch bedeutsamen Indivi¬
infeld.
ungenjdualitäten. Am raschesten dürfte sich zu einer solchen Frl. Jurberg
hrigelauswachsen, ein hübsches, munteres Persönchen, das mit kecker
eine Grazie und überwiegend trefflichem Gelingen die Schlager=Mizi
verkörperte. Das war echtes Wiener Blut. Nur selten gewahrte man,
ungen
die daß Frl. Jurberg an schauspielerischer Routine noch gewinnen darf.
packt Der fesche „Dori“ gab Herrn Höfer Gelegenheit zu beweisen, daß er
besonders in Rollen, bei denen ihm seine absolute Herrschaft über den
des
Wiener Dialekt zu Hilfe kommt, vortrefflich ist. Fräulein Niedt
und
qualificirte sich mit ihrer sympathischen Erscheinung und ihrem sanften,
wir
weichen Organ äußerlich recht gut für die „Christine“. Sie traf auch den
schon
Grundton der Aufgabe mit Sicherheit, aber dem Anspruche, alle Seelen¬
hatte
regungen des in seiner Schüchternheit so reichen Charakters eindringlich
dend
wiederzugeben, war sie nicht gewachsen. Vornehmlich im letzten Acte ließ
hrem
Culisie viel zu wünschen übrig. Noch unbeholfener erschien Herr Lettinger
als „Fritz“. Er gab sich sichtlich Mühe, einen natürlichen Dialog zu
ging
den sprechen, aber in diesem Bestreben wurde er mehr als einmal unver¬
oken=tständlich. Es lag den ganzen Abend über etwas Unfreies, Gezwungenes
iskenfüber seinem Gehaben und auch das Aeußere, ganz hübsch, aber
idlichunbedeutend, fügte sich schlecht dem Bilde, das man sich unwillkürlich
von dem Glückspilze in Liebessachen gestaltet. Die kurze, inhaltsreiche
oren,
Episode des Gatten gav Herr Johow mit allzu tragischen Manieren
orher
und als gesprächige Strumpfwirkersfrau kämpfte Fräulein Frey mit
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dem ungewohnten Dialekt. Mit diesem fand sich auch Herr Bahr¬
den?shammer nicht tadellos ab. Er sprach oberbayerisch, statt wienerisch.
Im übrigen machte er aus Christinens Vater eine überzeugende, rührende
griffe
Figur.
gen?
Der Schnitzler'schen Dichtung folgte noch die Farce „Militär¬
einen
fromm“ Es giebt wohl passendere Abschlüsse für einen Theaterabend,
der
den ein bedeutendes Werk eingeleitet hat.
ver¬
rung
diese
Literarisches.
setzt,
F. Josef Rüderer heißt ein neues, starkes novellistisches Talent, das
der
ind=sin der „Neuen deutschen Rundschau“, der im Verlage von S. Fischer
resselerscheinenden, vortrefflichen Monatsschrift, heraustritt. Rüderer schildert
Leli das Münchener Volksleben mit Vorliebe. Seine jüngste Novelle
igs=j. Linni's Beichtvater“ wird in Stoff und Ausführung strengen
B.Moralisten ein wenig leichtsinnig vorkommen, aber des Autors künstlerische
auf Darstellung ist voll echtesten Lebens und vom gesundesten Humor belebt.
und Die Skizze in ihrer knappen Kürze darf als ein Meisterwerkchen gelten.
Das Septemberheft der genannten Monatsschrift enthält auch sonst hoch¬
gro,
die bedeutende Beiträge von Prof. I. Platter, W. Bölsche, Max
Osborn u. s. w. Viel Interesse wird das Tagebuch des Afrikareisenden
ntes
[Hans Hirsch erregen, das Giesebrecht herausgiebt. Der Redacteur
ung
des Blattes, Dr. Oscar Bie, sagt in einem kurzen Artikel über den
apel
„Ring“ in Bayreuth mehr Beherzigenswekthes und Wahres, als ein
aus
Nonte=[Dutzend Cosima=Enthusiasten vom Schlage des Herrn Chamberlain,
lder u. A. Herrn Siegfried Wagrer für einen Dirigenten von uner¬