Liebelei
box 11/1
5. Deenennnune
Ker Goldsche
Bureau für 4
O“
%
Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revuc.
BERLIN N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III. No. 3051.
Ausschnitt
Telegramm Adresse:
60L0schwior Augustsir. 87.
aus
Uckermärkischer Kurier, Prenzian
—7 11.01
Theater.
Mit einer Nooität „Liebelei“, Schauspiel in 3 Akten on Schnitzler!
machte uns am gestrigen Abend die Direktion bekannt. Istan sich schon
die diesmalige Saison bisher arm an neuen Stücken gewesen, so scheinen
die wenigen Novitäten auch nickt dazu angethan zu sein, der Direktion
einen ihr zu gönnenden größeren Erfolg zu bringen. Das Haus war
gestern nur schwach besetzt, auch war der Bühnenerfolg sehr mäßig. Das
Stück ließ das Publikum ziemlich kalt von Anfang bis zu Ende, kaum daß
sich eine Hand zum Beifall rüh.te. Die wenige Handlung des Stückes
schildert die alte, doch ewig neue Geschichte von einem kurzen Liebestraum,
Enttäuschung und bitterem Ende. — Ein junger Lebemann bandelt ohne
ernstere Absichten, nur zur „Erholung“ wie er sagt, nit einem gesellschaftlich
unter ihm stehenden, aber braven und herzensgutn Mädchen eine Liebelei
an; er wird tief und leidenschaftlich geliebt. Während nun das Mädchen
sich in Liebe für ihn sehnt und grämt, hat ihr galanter Held wegen
eines unerlaubten Techtelmechtels mit einer verheiratheten Dame Aus¬
einandersetzungen und schließlich ein Duell mit dem betrogenen Gatten,
in dem er fällt. Die Nachricht von dem Tod ihres Geliebten, an dessen
Liebe sie geglaubt hat, die Erkenntniß, daß sie ihm nichts weiter als ein
Spielzeug gewesen, hat der Autor packend geschildert und am Schlusse des
dritten Aktes einige dramatisch bewegte Scenen geschaffen. Die Betrogene
und Enttäuschte verläßt die Scene, um das Grab ihres Geliebten zu be¬
suchen und dann jedenfalls nicht wieder ins traute Vaterhaus zurück¬
zukehren. Nebenher läuft die Schilderung eines ähnlichen, aber weniger
sentimental veranlagten Pärchens, das der Liebe Freud und Leid weniger
ernst nimmt und besser dabei fährt. Das Stück, ohne tiefere Charakterzeichnung,
aber mit umso mehr Stimmung, konnte, wie gesagt, das gestrige Premiereng
publikum nicht begeistern, der zweite Akt versagte fast vollständig. — Die
Darstellung war recht gut. Die sentimentale Christine und die grisetten¬
hafte Mizi wurden von den Damen Spiller und Renée mit
Natürlichkeit und Verständniß wiedergegeben, das gleiche ist von ihren
Parinern, den Herren Direktor Körner und Wolter zu sagen. Ein
Kabinettstückchen schuf wieder Herr Hermann in der Rolle des alten Weiring
Wir wünschen, daß die Direktion mit der Aufführung weiter##
Nopitäten mehr Glück und Erfolg haben möge.
dar Coldsc
7%
Bureau für
Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revue.
BERLIN N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III. No. 3051.
—
Ausschnitt
Telegrambl Adresse:
COLDSCHMIET Auguststr. 87.
aus
Piorzheirter Anzeiger
J 1900 1907
7.)
Gastspiel Darmstädter Hofschau¬
pieler. Die Schauspiel=Novität „Liebelei“ von Schnitz¬
r, welche die Darmstädter am Donnerstag, den 14.
#ovember, im Saalbautheater zur Darstellung bringen,
von dem Ensemble bereits mit großem Erfolg in
shiserslautern gegeben worden. Wir entnehmen
dcrüber der „Pfälzischen Volkszeitung:
Die Darmstädter brachten uns am gestrigen!
Abend eine außerordentlich lebensvolle Novitä##
„Liebelei“, Schauspiel in drei Akten von Arthi
Schnitzler.
Ein Stück
modernen Lebens
ein Sittenbild aus der Kaiserstadt an der
blauen Donau, in welchem es dem Autor in meister¬
hafter Weise gelingt, wahre sehnende Liebe so¬
wohl, als auch das unbeständige Hin= und Herschwan¬
ken eines schwachen Charakters, das ernste und doch
gemütliche Wiener Bürgerleben, wie auch
manchen Kreisen gewissermaßen zum guten Ton
gehörende fin de siècle=Moral vorzüglich zu zeichnen.
Der Aufbau der Handlung, so einfach diese auch
genannt werden muß, ist ein außerordentlich geschick¬
ter und ist reich an tief angelegten Motiven.
Namentlich im zweiten und dritten Akt schwingt sich
die Handlung zu ganz außerordentlicher dramatischer
Schönheit auf. — Gespielt wurde, wie nicht anders
zu erwarten, durchweg vorzüglich. Fräulein Eichels¬
heim als Christine wurde den hoben Anforderungen,
welche die Rolle an sie stellte, in jeder Hinsicht
völlig gerecht. Namentlich brachte
den
herben Schmerz und die schließliche Verzweiflung des
in seinen heiligsten Gefühlen tief verwundeten Weibes
vorteefflich zur Darstellung. Eine allerliebste, köst¬
liche Erscheinung war die Mizi der Frl. Grohé, sie
tändelte zierlich, spielte entzückend, freute sich mut¬
willig des Daseins, ohne an das Morgen zu denken,
was jedoch nicht verhindert, daß auch sie von dem
tiefen Ernst der Schlußszene mächtig ergriffen
wird. Der Fritz Lobheimer des Herrn Hacker
ist über jede Kritik erhaben. Den zerfahrenen, ner¬
vösen Lebeman, der gleich einem schwachen Rohre
hin und herschwankend, schließlich zu Grunde geht, da
er die Energie nicht findet, den in seinem innern
tobenden Zwiespalt zu vernichten, und das unselige
Verhältnis mit einem andern Weib, um dessentwillen
er sich selbst verachtet, zu lösen, — alle diese Kon¬
flikte brachte er mit außerordentlicher Gewandtheit
zum Ausdruck, namentlich war es am Schlusse des
zweiten Aktes, wo er das Hochdramatische der
ganzen Handlung förmlich erschöpfte. Herrn
Kreidemann gelang die Darstellung des Theodor
Kaiser vorzüglich, er fand den ungeteilten Beifall des
Publikums als lebenslustiger Wiener in gleicher
Weise wie als der, der verzweifelten Christine gegenüber
sich sehr unbehaglich fühlende und etwas wie Gewissens¬
bisse empfindende Kavalier, und Herr Wagner hatte sich
in die Rolle des Haus Weyring sehr gut hineingedacht.
box 11/1
5. Deenennnune
Ker Goldsche
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der Wissenschaftlichen Revuc.
BERLIN N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III. No. 3051.
Ausschnitt
Telegramm Adresse:
60L0schwior Augustsir. 87.
aus
Uckermärkischer Kurier, Prenzian
—7 11.01
Theater.
Mit einer Nooität „Liebelei“, Schauspiel in 3 Akten on Schnitzler!
machte uns am gestrigen Abend die Direktion bekannt. Istan sich schon
die diesmalige Saison bisher arm an neuen Stücken gewesen, so scheinen
die wenigen Novitäten auch nickt dazu angethan zu sein, der Direktion
einen ihr zu gönnenden größeren Erfolg zu bringen. Das Haus war
gestern nur schwach besetzt, auch war der Bühnenerfolg sehr mäßig. Das
Stück ließ das Publikum ziemlich kalt von Anfang bis zu Ende, kaum daß
sich eine Hand zum Beifall rüh.te. Die wenige Handlung des Stückes
schildert die alte, doch ewig neue Geschichte von einem kurzen Liebestraum,
Enttäuschung und bitterem Ende. — Ein junger Lebemann bandelt ohne
ernstere Absichten, nur zur „Erholung“ wie er sagt, nit einem gesellschaftlich
unter ihm stehenden, aber braven und herzensgutn Mädchen eine Liebelei
an; er wird tief und leidenschaftlich geliebt. Während nun das Mädchen
sich in Liebe für ihn sehnt und grämt, hat ihr galanter Held wegen
eines unerlaubten Techtelmechtels mit einer verheiratheten Dame Aus¬
einandersetzungen und schließlich ein Duell mit dem betrogenen Gatten,
in dem er fällt. Die Nachricht von dem Tod ihres Geliebten, an dessen
Liebe sie geglaubt hat, die Erkenntniß, daß sie ihm nichts weiter als ein
Spielzeug gewesen, hat der Autor packend geschildert und am Schlusse des
dritten Aktes einige dramatisch bewegte Scenen geschaffen. Die Betrogene
und Enttäuschte verläßt die Scene, um das Grab ihres Geliebten zu be¬
suchen und dann jedenfalls nicht wieder ins traute Vaterhaus zurück¬
zukehren. Nebenher läuft die Schilderung eines ähnlichen, aber weniger
sentimental veranlagten Pärchens, das der Liebe Freud und Leid weniger
ernst nimmt und besser dabei fährt. Das Stück, ohne tiefere Charakterzeichnung,
aber mit umso mehr Stimmung, konnte, wie gesagt, das gestrige Premiereng
publikum nicht begeistern, der zweite Akt versagte fast vollständig. — Die
Darstellung war recht gut. Die sentimentale Christine und die grisetten¬
hafte Mizi wurden von den Damen Spiller und Renée mit
Natürlichkeit und Verständniß wiedergegeben, das gleiche ist von ihren
Parinern, den Herren Direktor Körner und Wolter zu sagen. Ein
Kabinettstückchen schuf wieder Herr Hermann in der Rolle des alten Weiring
Wir wünschen, daß die Direktion mit der Aufführung weiter##
Nopitäten mehr Glück und Erfolg haben möge.
dar Coldsc
7%
Bureau für
Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revue.
BERLIN N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III. No. 3051.
—
Ausschnitt
Telegrambl Adresse:
COLDSCHMIET Auguststr. 87.
aus
Piorzheirter Anzeiger
J 1900 1907
7.)
Gastspiel Darmstädter Hofschau¬
pieler. Die Schauspiel=Novität „Liebelei“ von Schnitz¬
r, welche die Darmstädter am Donnerstag, den 14.
#ovember, im Saalbautheater zur Darstellung bringen,
von dem Ensemble bereits mit großem Erfolg in
shiserslautern gegeben worden. Wir entnehmen
dcrüber der „Pfälzischen Volkszeitung:
Die Darmstädter brachten uns am gestrigen!
Abend eine außerordentlich lebensvolle Novitä##
„Liebelei“, Schauspiel in drei Akten von Arthi
Schnitzler.
Ein Stück
modernen Lebens
ein Sittenbild aus der Kaiserstadt an der
blauen Donau, in welchem es dem Autor in meister¬
hafter Weise gelingt, wahre sehnende Liebe so¬
wohl, als auch das unbeständige Hin= und Herschwan¬
ken eines schwachen Charakters, das ernste und doch
gemütliche Wiener Bürgerleben, wie auch
manchen Kreisen gewissermaßen zum guten Ton
gehörende fin de siècle=Moral vorzüglich zu zeichnen.
Der Aufbau der Handlung, so einfach diese auch
genannt werden muß, ist ein außerordentlich geschick¬
ter und ist reich an tief angelegten Motiven.
Namentlich im zweiten und dritten Akt schwingt sich
die Handlung zu ganz außerordentlicher dramatischer
Schönheit auf. — Gespielt wurde, wie nicht anders
zu erwarten, durchweg vorzüglich. Fräulein Eichels¬
heim als Christine wurde den hoben Anforderungen,
welche die Rolle an sie stellte, in jeder Hinsicht
völlig gerecht. Namentlich brachte
den
herben Schmerz und die schließliche Verzweiflung des
in seinen heiligsten Gefühlen tief verwundeten Weibes
vorteefflich zur Darstellung. Eine allerliebste, köst¬
liche Erscheinung war die Mizi der Frl. Grohé, sie
tändelte zierlich, spielte entzückend, freute sich mut¬
willig des Daseins, ohne an das Morgen zu denken,
was jedoch nicht verhindert, daß auch sie von dem
tiefen Ernst der Schlußszene mächtig ergriffen
wird. Der Fritz Lobheimer des Herrn Hacker
ist über jede Kritik erhaben. Den zerfahrenen, ner¬
vösen Lebeman, der gleich einem schwachen Rohre
hin und herschwankend, schließlich zu Grunde geht, da
er die Energie nicht findet, den in seinem innern
tobenden Zwiespalt zu vernichten, und das unselige
Verhältnis mit einem andern Weib, um dessentwillen
er sich selbst verachtet, zu lösen, — alle diese Kon¬
flikte brachte er mit außerordentlicher Gewandtheit
zum Ausdruck, namentlich war es am Schlusse des
zweiten Aktes, wo er das Hochdramatische der
ganzen Handlung förmlich erschöpfte. Herrn
Kreidemann gelang die Darstellung des Theodor
Kaiser vorzüglich, er fand den ungeteilten Beifall des
Publikums als lebenslustiger Wiener in gleicher
Weise wie als der, der verzweifelten Christine gegenüber
sich sehr unbehaglich fühlende und etwas wie Gewissens¬
bisse empfindende Kavalier, und Herr Wagner hatte sich
in die Rolle des Haus Weyring sehr gut hineingedacht.