II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 582

Liebelei
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BERLIN N., Auguststr. 87 part.
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GorbschwioT Auguststr.87.
Schleswiger Nachrichten
3 2 JAM 1005
Stadttheater.
„Lfebelei“, Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler. Der
gestrige Abend hat die durch die vorangegangenen
Hinweise auf das Stück hochgespannten Erwartungen nicht ganz erfüllt
Schnitzler will ein im Stile der naturalistischen Kleinmaleret ausgeführtee
Lebensbild geben, aber unter allen den Einzelheiten kommt die Handlung
nicht in Fluß, und so wirkt besonders der 2. Akt ermüdend. Der Inhalt¬
ist kurz folgender: Ein einfaches junges Mädchen nimmt das Zebesver¬
ältniß mit einem jungen Mann der besseren Ständ= so ernst, daß fi
sich, als er im Duell wegen einer Frau fällt, das Leben nimmt. Die
Aufführung an unserm Stadttheater hatte zunächst darunter zu leiden,
daß Frl. Dupont erkrankt war und deshalb 3 Scenen des 2. Aktes aus¬
fallen mußten. Der Zettel nannte übrigens nicht sie, sondern Frl. Bilma
Winter als Catharina Binder, jedenfalls ein störendes Versehen. Durch
Kontrafte zu wirken, ist die Absicht des Autors, deshalb stellt er der
sentimentalen, schwermüthigen Christine die lebenslustige, heitere Mizi
gegenüber, die das Leben leicht nimmt. Während nun Frl. Rosenkranz
für die Christine Ton und Stimmung wohl traf, blieb Frl. Guyot als
Mizi viel schuldig. Es fehlte ihr an Beweglichkeit, Temperament und
Humor, der Wiener Dialekt thut es nicht. Hier Heitmann=Variny spielte
im 1. Akt ganz gut, im 2. Akt gab er den Theodor Kaiser zu viel als
Gecken. Auch er soll mit seiner Sorglosigk.it und Lebensfreude gegen
den von Unruhe unb Zweifel geplagten Fritz Lobheimer abstechen, was
besonders im 1. Akt in harmonischer Weise der Fall war. Herr Kaiser
spielte den Fritz in wohl angemessener Weise. Als Regisseur zeigte er
besonders lein Geschick, indem er den in allen seinen Kleinigkeiten recht
schwierigen 1. Akt mit Sorgfalt und Verständniß arrangirt hatte. Von
tiefer Wirkung ist der 3. Akt und hier war es neben Frl. Rosenkra#
besonders Herr Rethwisch, der den alten Weiring in ergreifender Weist
zur Darstellung brachte. Der Besuch war ein guter. Der Direktion
möchten wir übrigens zum neuen Jahr drei Wünsche vortragen! 1.
kürzung der Pausen. 2 Mehr Sorgfalt bei der Abfassung der Theater¬
zettel. 3. Weise Mäßigung betreffs der Reklame.
E. Terno.
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Rheinisch-Westph. Zeitung, Essen
6 2 JAll. 1902
Mrmen, 3. Jan. „Liebelei“ von Arthur##ch
Eice#elich dürste das deeiaktige Schauspiel nicht als Neuheit bzeichtet
welden, da es schon mehrere Jahre alt ist. Dank miß man aber
Fiektor Steinert dafür wssen, uns heute mit dem Stück bekannt
Gemaat zu haben. Schnitzler, der kürzlich die allgemeine Aufmerksam¬
keit wegen seiner infolge der dramatischen Szene „Leutnant G siel“
erfolgten Maßregelung auf sich zog, huldigt wie Himann Baher
(„Tschaperl“), Rudolf Lothar („Ritter, Tod und Teufel“) und andere
Wiener Poeten dem psychologischen Impressionismus.
Mit Raffinement ist das Milien behandelt und dien #rar
gemacht. Wie in seinem „Anatol“ stellt er schärfste Gegensätze
auf, die die plychologische Zeichnung erleichtern. Der tief
empfindende Fritz steht dem kaltblütigen Theodor gegenüber, der da
meint: „Die Weiber haben einfach nicht dämonisch, sondern nur
1 angenehm zu sein.“ Ihm entsplicht die erfahrungsreiche Mizi („die
Mönner vervienen nicht, daß man um sie auch nur eine Stunde sich
trüben läßt“) im Gegensatz zur nervösen, höchst sensiblen Cheistine.
Die Stärke ists die reizvolle Milieu=Schilderung, die Schwäche, die
endlose Vivisektion im Schlußakt, der infolgedessen auch gegen die
anderen mit starkem Beifall ausgenommenen ersten Akte abfiel.
Die Darstellung war bis in Kleinste ausgef ilt; gleich hervorragend
waren Jenry Ganella (Mizin, Helene Robert (Christine), Erig
Kaiser [Fut). W. Leicht (Theo) Fritz Richard (Geiger).