II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 581

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Kar Goldsch,
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Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revue.
BERLIN N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III. No. 3051.

Ausschnitt
Telegramm Adresse:
60L0SCHMIDT Auguststr. 87.
aus
2#7 Unnemurgische Zeitung
10 DEZ.1901
Lokal-Neuigkeiten.
Luxemburg, 10. Dez. Wir finden uns veranlaßt, in
kurzen Worten auf die Aufführung des Schnitzler'schen
Schauspiels „Liehelei“ durch die Mitgle
er Söstheare Arackhukommen und fesezustellen,
daß die hiesige Theaterdirektion für den Mißerfolg nicht
verantwortlich gemacht werden kann.
Die Truppe war auf Veranlassung eines theater¬
kundigen auswärtigen Herrn und auf Grund früherer
vorzugticher Aufführungen in Trier der hiesigen Thea¬
terdirektion empfohlen worden, die sofort bereitwilligst
die Gelegenheit ergriff, unserem Publikum eine gute
deutsche Vorstellung zu bieten.
Die Wahl des Stückes hatte die Direktion dem Leiter
der Gastvorstellungen, Herrn Hofschauspieler Hacker
überlassen und dabei nur angedeutet, daß sich zur Auf¬
führung am besten wohl ein bewährtes Stück des mo¬
dernen deutschen Revertoires eignen würde. In einem
Briefe des Herrn Hacker an die Direktion heißt es dies¬
bezüglich: „Dabei will ich nicht verfehlen noch einmal
zu betonen, daß ich das Schnitzler'sche Schauspiel „Lie¬
belei“ als die besie Leistung unseres modernen Rever¬
toires empfohlen habe.“
Dies zur Sieuer der Wahrheit.
* * *
Hautes Nouvenutés
en chapeanx feutre,
en chapeaux de soie
et en chapeaux mécaniques.
7472
Maison MERSCH-BERWEILER.
„OBSERVEd‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
Ausssnnt an: Gaesckadr
vom:
Te sm.eVWung.
(Städtisches Schauspielhaus.) Nach der kürzlich
stattgefundenen Vorführung von Artur Schnitz¬
lers neuestem Werke „Zwischenspiel“ war s
sehr interessant, in der gestrigen, wie gleich gesagt
jverden kann, vorzüglichen Aufführung des Schau= 2
spieles „Liebelei“ desselben Verfassers Gelegenheits?
zu haben, den jungen mit dem heutigen Schnitzler
zu vergleichen. Der Vergleich dürfte wohl allge¬
mein zu Ungunsten des letzteren ausgefallen sein.
Denn als Schnitzler die „Liebelei“ schrieb, war er
noch nicht ausschließlich ein geistreicher Mensch,
sondern daneben auch ein wirklicher Dichter. Wohl
führt er uns auch hier, wie in seinem letzten Drama.
in eine etwas angefaulte Gesellschaft: Fritz Lob¬
heimer ist morsch in seinem Innern, sein Freund
Theovor ist ein flacher Genußmensch, Mitzi Schla¬
ger, das Mädel „mit dem unglaublichen Talent
zum Dussagen“ ist ein recht leichtfertiges Ding,
und selbst die alte, moralische Strumpfwirkerin
muß zugestehen, daß sie in ihrer Jugend nicht ganz
geduldig auf ihren Strumpfwirker gewartet habe.
Aber das alles ist in der „Liebelei“ nicht die Haupt¬
sache, sie alle dienen nur als Folie für Christine
und ihren Vater, die rein und unberührt im Mittel¬
punkte des Stückes stehen. Was an dem Stücke
ferner so angenehm berührt, ist seine Einfachheit;
trotz genauer Beobachtung und scharfer Realistik,
trotz aller Ausmalung von Milieu und Detail ist
doch unnützes Beiwerk vermieden, die natürliche
Beziehung zu dem unbedingt notwendigen Vor¬
gange immer gewahrt: die Handlung vollzieht
sich natürlich und mit Notwendigkeit. Die psycho¬
logische Arbeit aber ist dabei nicht vernachlässigt,
sondern ins Feine und Feinste getrieben und
naniches Wort erschließt den tiefsten Grund der
Seele. Was redet z. B. nicht alles aus den Worten
Christinens am Schlusse: „Auch von mir hat er ge¬
sprochen! — Für die andere hat er sich totschießen
lassen!“ Diesen Egoismus der Liebe im Angesichte
des Todes, diese Eifersucht an einer Leiche mit
diesem einen Striche so erschütternd zu zeichnen, ist
nur ein Dichter imstande. — Hoffen wir, daß sich
Schnitzler in seinem nächsten Werke seiner schönen
Jugendzeit erinnern und die großen Versprechun¬
gen, die er uns mit der „Liebelei“ gegeben, wieder
ganz und voll einlösen werde! Die Aufführung
bereitete ungetrübten Genuß. Frl. Allers hat
uns als „Christine“ ihr Bestes gegeben: diese Hin¬
gebung, dieses völlige Aufgehen in der Liebe und
das schließliche, wehmütig=stille Unterliegen im
überschwänglichen Schmerze schien sie völlig mitzu¬
erleben und ließ es so den gerührten und ergriffenen
Zuhörer im tiefsten Herzen mitempfinden. Herr
Jansen unterstützte sie aufs beste in der Rolle
des alten Violinspielers Weiring, des sanfteren,
gedrückteren, schwächeren Vetters von Schillers
Musikus Miller. Frl. Woiwode war eine
prächtig frische, aber gut abgetönte, nicht allzu
übermütige „Mitzi Schlager“ Herr Huttig als
stud. Theodor Kaiser ein „lieber Kerl“ durch und
durch. Auch Herr Werner=Eigen entsprach
völlig in der schwierigen und undankbaren Partie
des sentimentalen, trotz seines Leichtsinnes dick¬
blütigen Fritz Lobheimer, und Frau Swoboda
wußte ihre scharf gezeichnete Strumpfwirkerin von
aller Uebertreibung, die der Rolle so nahe liegt,
Dr. 8
freizuhalten.