Liebelei
5. Dnnennnnnn
box 11/1
„Olga's Spitzbube.. Das Originellste an dieser
anspruchslosen Kleinigkeit ist wohl das, daß als Zeit der
Handlung weder die Vergangenheit, noch die Gegenwart,
sondern die nächste Zukunft angegeben erscheint. Die Haupt¬
colle des Stückes ist nämlich die einer Vertheidigerin in
Strafsachen, eines JlDr., namens Olga Raimann;
und da es weibliche Advocaten dermalen in Oesterreich
bekanntlich noch nicht gibt und das Stück in Wien spielen
lusive
Für
5esoll, blieb wohl nichts Anderes übrig, als eben diererto.
10 Handlung in die Zukunft zu verlegen. Zu Beginn desgulbar
20 Stückes befindet sich der weibliche Doctor juris eben im Voraus.
50 Schwurgerichtssaale, für einen des Diebstahles Angeklagten jet das
100
„
I, plaidirend, indeß ihr Gatte im Hause für Kind und Küche zun es den
Abonnensorgen hat. Frau Olga erringt ihren ersten forensischehrn.
AbonnenErfolg, und hievon berauscht, ladet sie den von ihr Ver
theidigten, von dessen Unschuld sie selbst überzeugt ist, iultend die
Dihr Haus zum Speisen ein. Gleich beim Eintritt in dilorgen¬
Zeitung")
Inhaltsaohnung seiner Retterin läßt =Olga's Spitzbube= einelzchaftliche
blätte.,
wodurchsülberlössel verschwinden und benützt späterhin eine günstigdiese Mit¬
Leben Gelegenheit, um seine sämmtlichen Tischgenossen ihrer Uhren
theilungn berauben. Nach Schluß des Muhles erscheint ein
Detective, um den Gauner abermals zu verhaften, doch
iesem gelingt es, sich in der Eile der Doctorin Hut und¬
Mantel umzuwerfen, und in dieser Maskerade zu entfliehen.
Die bestürzt Zurückgebliebenen erfahren nun, daß sie es
nit einem berüchtigten Verbrecher, der vor Kurzem¬
rst der Strafanstalt entsprungen war, zu thun
atten. So wenig bedeutend das Stück an sich
such ist, konnte man doch infolge der gelungenen Dar¬
tellung derselben an ihm naives Vergnügen haben. Die
Hauptrolle wurde von den Autorin selbst, die ja vordem
Schauspielerin war, sehr gut gespielt, noch köstlicher war
derr Willy Thaller in der Rolle des Spitzbuben,
echt gut auch Herr Lackner als Gatte Olga's. Es gab
ementsprechend auch reichen Applaus und sogar Blumen¬
penden für das in doppelter Eigenschaft gefeierte Fräu¬
ein Dovsky. — Dieser lustigen Kleinigkeit folgte ein
ehr ernst gemeintes Stück, nämlich das dreiactige Schau¬
viel: =Liebelei= von Arthur Schnitzler. Zwei
unge Männer, Fritz Lobheimer (Herr Lackner) und
Theodor Kaiser (Herr Homma), unterhalten Liebes¬
verhältnisse mit zwei jungen Mädchen sehr verschiedenen
Naturells. Während die Geliebte des Letzteren, die
Modistin Mizzi Schlager (Fräulein Reingruber),
die ganze Sache von der leichtesten Seite auffaßt,
die
hat
Auserkorene des
Ersteren, Christine
Weiring (Hausi Niese), eine tiefe Leidenschaft für
ihren Verehrer erfaßt; doch dieser spielt mit ihr nur, gleich¬
wie sein Freund mit der Modistin. Fritz unterhält nämlich
nebsibei Beziehungen zu einer Frau, von deren Manne er
im Duell getödtet wird. Als dies Christine erfährt, verfällt
sie in Raserei, verläßt das Haus ihres Vaters (Herr
Jules), und des Letzteren Worte: Sie kehrt nicht
wieder!“, mit welchen das Drama schließt, lassen uns
einen tragischen Ausgang ahnen. (Dem eben Erzählten zu¬
folge hat es den Anschein, als ob das Stück weiter keinen
Zweck verfolgte, als eine Schilderung von Begebenheiten,
wie sie sich im Sumpfleben einer Großstadt tagtäglich ab¬
spielen, zu bieten. Die Sache liegt jedoch noch schlimmer.
Der Antor sagt uns durch Christinens Vater, es sei ein
Unrecht, junge Mädchen wohl zu behüten, und auf diese
Weise um Jugendfreuden zu bringen. Der Alte erzählt uns
er habe wohl um seiner Tochter Verhältniß gewußt, ohne
jedoch etwas zum Bruche desselben zu unternehmen, um
nicht an ihr dasselbe Unrecht zu begehen wie an seiner
Schwester, die er vor Gefahren geschützt, dadurch jedoch
um den Genuß ihrer Jugend gebracht habe. [Gegen solche
Tendenzen muß wohl doch entschieden protestirt werden.
Hansi Niese's Spiel als Christine konnte uns nicht be¬
friedigen, solche Rollen liegen ihr eben nicht; viel besser
am Platze war Fräulein Reingruber in ihrem allerdings
leichter zu gebenden Part. In einer Episodenrolle, als
Strumpfwirkersfrau Katharina Binder, bot Frau Ana¬
tour eine gelungene Leistung. Die Herren spielten durch¬
wegs gut. Die Aufnahme, welche das Stück fand, war
eine sehr wohlwollende.
Wgr.
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„Olga's Spitzbube.. Das Originellste an dieser
anspruchslosen Kleinigkeit ist wohl das, daß als Zeit der
Handlung weder die Vergangenheit, noch die Gegenwart,
sondern die nächste Zukunft angegeben erscheint. Die Haupt¬
colle des Stückes ist nämlich die einer Vertheidigerin in
Strafsachen, eines JlDr., namens Olga Raimann;
und da es weibliche Advocaten dermalen in Oesterreich
bekanntlich noch nicht gibt und das Stück in Wien spielen
lusive
Für
5esoll, blieb wohl nichts Anderes übrig, als eben diererto.
10 Handlung in die Zukunft zu verlegen. Zu Beginn desgulbar
20 Stückes befindet sich der weibliche Doctor juris eben im Voraus.
50 Schwurgerichtssaale, für einen des Diebstahles Angeklagten jet das
100
„
I, plaidirend, indeß ihr Gatte im Hause für Kind und Küche zun es den
Abonnensorgen hat. Frau Olga erringt ihren ersten forensischehrn.
AbonnenErfolg, und hievon berauscht, ladet sie den von ihr Ver
theidigten, von dessen Unschuld sie selbst überzeugt ist, iultend die
Dihr Haus zum Speisen ein. Gleich beim Eintritt in dilorgen¬
Zeitung")
Inhaltsaohnung seiner Retterin läßt =Olga's Spitzbube= einelzchaftliche
blätte.,
wodurchsülberlössel verschwinden und benützt späterhin eine günstigdiese Mit¬
Leben Gelegenheit, um seine sämmtlichen Tischgenossen ihrer Uhren
theilungn berauben. Nach Schluß des Muhles erscheint ein
Detective, um den Gauner abermals zu verhaften, doch
iesem gelingt es, sich in der Eile der Doctorin Hut und¬
Mantel umzuwerfen, und in dieser Maskerade zu entfliehen.
Die bestürzt Zurückgebliebenen erfahren nun, daß sie es
nit einem berüchtigten Verbrecher, der vor Kurzem¬
rst der Strafanstalt entsprungen war, zu thun
atten. So wenig bedeutend das Stück an sich
such ist, konnte man doch infolge der gelungenen Dar¬
tellung derselben an ihm naives Vergnügen haben. Die
Hauptrolle wurde von den Autorin selbst, die ja vordem
Schauspielerin war, sehr gut gespielt, noch köstlicher war
derr Willy Thaller in der Rolle des Spitzbuben,
echt gut auch Herr Lackner als Gatte Olga's. Es gab
ementsprechend auch reichen Applaus und sogar Blumen¬
penden für das in doppelter Eigenschaft gefeierte Fräu¬
ein Dovsky. — Dieser lustigen Kleinigkeit folgte ein
ehr ernst gemeintes Stück, nämlich das dreiactige Schau¬
viel: =Liebelei= von Arthur Schnitzler. Zwei
unge Männer, Fritz Lobheimer (Herr Lackner) und
Theodor Kaiser (Herr Homma), unterhalten Liebes¬
verhältnisse mit zwei jungen Mädchen sehr verschiedenen
Naturells. Während die Geliebte des Letzteren, die
Modistin Mizzi Schlager (Fräulein Reingruber),
die ganze Sache von der leichtesten Seite auffaßt,
die
hat
Auserkorene des
Ersteren, Christine
Weiring (Hausi Niese), eine tiefe Leidenschaft für
ihren Verehrer erfaßt; doch dieser spielt mit ihr nur, gleich¬
wie sein Freund mit der Modistin. Fritz unterhält nämlich
nebsibei Beziehungen zu einer Frau, von deren Manne er
im Duell getödtet wird. Als dies Christine erfährt, verfällt
sie in Raserei, verläßt das Haus ihres Vaters (Herr
Jules), und des Letzteren Worte: Sie kehrt nicht
wieder!“, mit welchen das Drama schließt, lassen uns
einen tragischen Ausgang ahnen. (Dem eben Erzählten zu¬
folge hat es den Anschein, als ob das Stück weiter keinen
Zweck verfolgte, als eine Schilderung von Begebenheiten,
wie sie sich im Sumpfleben einer Großstadt tagtäglich ab¬
spielen, zu bieten. Die Sache liegt jedoch noch schlimmer.
Der Antor sagt uns durch Christinens Vater, es sei ein
Unrecht, junge Mädchen wohl zu behüten, und auf diese
Weise um Jugendfreuden zu bringen. Der Alte erzählt uns
er habe wohl um seiner Tochter Verhältniß gewußt, ohne
jedoch etwas zum Bruche desselben zu unternehmen, um
nicht an ihr dasselbe Unrecht zu begehen wie an seiner
Schwester, die er vor Gefahren geschützt, dadurch jedoch
um den Genuß ihrer Jugend gebracht habe. [Gegen solche
Tendenzen muß wohl doch entschieden protestirt werden.
Hansi Niese's Spiel als Christine konnte uns nicht be¬
friedigen, solche Rollen liegen ihr eben nicht; viel besser
am Platze war Fräulein Reingruber in ihrem allerdings
leichter zu gebenden Part. In einer Episodenrolle, als
Strumpfwirkersfrau Katharina Binder, bot Frau Ana¬
tour eine gelungene Leistung. Die Herren spielten durch¬
wegs gut. Die Aufnahme, welche das Stück fand, war
eine sehr wohlwollende.
Wgr.