II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 608

Liebelei.
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Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Nelog „OBSERYER“
Nr. 63
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnat
Telephon 12801.
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Si
„ Ausschnitt
Nr. 28
Fa1O4 „OBSERYER
Wiener Abendpest
Ausschnitt aus:
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
vom:
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Das Raimund=Theater führte vorgestern Arthur
Menluggrosse, Wien.
Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ auf und Frau Niese
Ausschnitt aus:
spielte die Christine. Sie muß dieses tiefe, ernste und stille
Wiener Mädchen Zug für Zug ihrem stürmischen Talent
abgewinnen. Heimliche Herzenslaute schlägt sie verstohlen,
vom: 7
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zaghaft probend, an und horcht, wie sie klingen. Frau Niese
bildet die Gestalt jungmütterlich und gut hausfrauenhaft, sie
hold verklärt magdlich zu bilden, muß sie sich versagen. In
den Schlußszenen der ausbrechenden Leidenschaft, wo alle
(Raimundtheater.) An dieser Bühne spielte Frau
innen lodernden Flammen jäh nach außen schlagen, zärt¬
Niese Samstag zum erstenmale die Christine in Schnitz¬
liche Klagen zu wilden Anklagen werden, möge Frau Niese
lers noch unverblaßter „Liebelei“. Auch hier, sowie
doch ja die tieferen Lagen ihrer Stimme schonen. Dieser
schon vorher im Josefstädter Theater, wußte die Künstlerin
Für
Baßtuba=Klänge bedient sie sich sonst zur Erzielung komischer
trotz ihrer dem typisch gewordenen süßen Mädel so heftig
inel
1 Wirkungen, und das Publikum ist zu sehr gewöhnt, darüber
widersprechenden Erscheinung die tiefsten Wirkungen zu er¬
2 zu lachen. — Frl. Reingruber, die „Schlager=Mizzi“, Zal

zielen und zumal in den tragischen Akzenten des Schlußaktes
" 10 will uns den Abschied schwer machen. Sie war so liebens= im
das ganze Haus im Innersten zu rühren. Ein Erfolg, der
würdig und leichtfertig, so dreist und anmutig, wie die zitte
imso höher zu veranschlagen ist, als die poesievolle Christine
Abonn
Rolle es fordert, dabei so gutartig, wie sie bekanntlich stei
der Frau Medelsky in Wien noch unvergessen fortlebt,“
Abonn
alle sind; eine lebensfrische Gestalt aus dem unteren uder
und Frau Nieses Humor in der Wallgasse, der Heimstätte
Volke mit starkem Zug und Trieb nach abwärts.
Ehrer Popularität, mehr Anwert findet, als ihr tragisches iclusive
athalte
Herr Jules, Christinens Vater, Alt=Wiener, Moj
Inhahs
Pathos. Herr Jules als alter Musikus, Frl. Rein= Porto.
Zahlbar
blättganz Güte und Gefühl, brauchte seine Empfindungner Ze
fruber als Mizzi Schlager und die Herren Homma Voraus.
wodurelnicht erst schwer heraufzupumpen. Die Herren Lackner undrthscht
und Lackner boten sämtlich einwandfreie, zum Teile vor¬
Leben
theilung Homma als Genuß= und Lebeknaben spielten gewandt und!. Dies
e ist das
ügliche Leistungen, und so wäre der Abend ungetrübt ge= zht es den
natürlich. Herrn Raeder war die gefährliche kleine Rolle
Außreich verlaufen, wenn nicht Frl. Beatrice Dovsky ihn zn.
des betrogenen Gatten anvertraut, die so leicht lächerlich
Zit einem Einakter „Olgas Spitzbube“ eingeleitet
wird. Sie wurde es. — Den Abend leitete ein harmloses
sätte, der mit seiner spießbürgerlich billigen Satire, seinen altend die
lorgen¬
Schwänklein in einem Akte: „Olgas Spitzbube“ von Beatrice
klownhaften Effekten und der kläglich abgebrauchten Mache mehr
Zeitung")
Dovsky nicht übel ein. Olga ist ein weiblicher Verteidiger
hn das Programm eines Familienabends, als in das einer
schaftliche
in Strafsachen und ihr Spitzbube ein abgefeimter alter
Prusthaften Bühne gehört. Dort mag die der Frauenbewe= Diese Mit¬
Gauner und Strafhäusler, dem ihre forensische Beredsamkeit
tung feindliche Tendenz und ihre geschmackvolle Illustrierung
die unverdiente Freiheit erkämpft. Diese Zuchthauspflanze
as Entzücken sämtlicher Tanten erregen. Herr Thaller
(Steinnelke, Dianthus Carthusianorum) schmückt sogar die
rheiterte übrigens mit der trefflichen Darstellung eines
Familien=Festtafel der erfolgreichen Advokatin. Meister Thaller
reigesprochenen Spitzbuben, der seine Verteidiger bestiehlt.
spielt den Berufshallunken unschätzbar köstlich als einen ins
O. B.
Komische gekehrten Fabrizius. Natürlich bestiehlt er zum Dank alle
Gäste. Die Dichterin trat in der weiblichen Hauptrolle auf.
In ihren Adern rollt echtes Haustheaterblut. Die parodistische
Begabung der Frau Niese würde vielleicht aus der Advokatin
eine lustige Zerrfigur geformt haben. Das Publikum nahm
die starken Unwahrscheinlichkeiten und gewagten Über¬
treidungen der kleinen Komödie mit wohlgelaunter Nachsicht