II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 615

5. Liebel
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Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Nr. 9
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrio
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockh
Ausschnitt aus:
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Arthur Schnitzler, den man im Burgtheater
nicht mehr leidet — wahrscheinlich, weil seine Werke
zu den wirklich wertvollen gehören, welche Herrn
Schlenthers Repertoire besitzt — Arthur Schnitzler
ist ins Raimund=Theater und ins Deutsche Volks¬
theater gewandert. Im Raimund=Theater hat man
die „Liebelei“ gespielt, dieses schöne, von wiene
rischester Stimmung erfüllte Stück, im Volkstheater
sind die „Lebendigen Stunden“ auf dem Repertoire
freilich eine Totgeburt, aber das Werk eines
Künstlers, der gehört zu werden verdient. Arthur
Schnitzler ist es nicht, für den wir eine Lanze brechen
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Porto.
wollen. Vielleicht hat er sich im „Schleier der Bea¬
Zahlbar
trice“ wirklich gehörig „verritten“ — Schnitzler ist
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in seinen letzten Arbeiten ja tatsächlich von einer .. im Voraus
derart überraffinierten und preziösen Manieriertheil, sschnitte ist d
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daß man seinen Feinden gar nicht übelnehmen kann, auch stcht es de
Abonnen
wenn sie gehörig auf ihn schimpfen. Aber die Sache zu ändern.
ist nicht so einfach abgetan: Schnitzler ist nämlich
der einzige wirklich bedeutende Wiener Dramatiker & enthaltend ch
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Wiener Zeitung
und die Herrschaften im „Reich“ draußen, von
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wirthschaftlich
welchen man so viel spricht, stehen durchaus nicht
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vird. Diese Mit
simtlich auf der Höhe dieses Wiener Dichters. Das
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Burgtheater aber ist eine Wiener Bühne, die wiene¬
rischeste sogar, die Wien besitzt. Und wenn in diesem
Theater die Herren Philippi und Otto Ernst das
Repertoire beherrschen und selbst die lahmsten Werke
von Fr. G. Triesch und Ernst Rosmer aufgeführt,
die Werke Schnitzlers jedoch abgelehnt werden, so
ist das kurz und gerade gesagt ein Skandal.
Telephon 12801.
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„ Ausschnitt
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Nr. 94
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
- Filiale in Budapest: „Figyelö“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: Wiener Saionblatt.
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Im Raimund= Theater kam letzten Samstag Arthur
Schnitzlers, des tiefsten und talentvollsten Vertreters der
österreichischen Moderne, aus dem vollen Wiener Menschenleben
geschöpftes Schauspiel „Liebelei“ zur Erstaufführung. Man
kennt die prächtige Tragödie des sein besaiteten Mädchens außer
der Gesellschaft, die Lieb und Leben um einer Verworfenen aus
der Gesellschaft willen lassen muß, diese Tragödie, welche das
Leben und Treiben gewisser junger Lebemänner in der Kaiserstadt
an der Donau so liebenswürdig und doch abschreckend wahr
schildert, diese Tragödie, aus welcher das seither allgemein ge¬
wordene Wort „süßes Mädel“ für den Begriff der wienerischen
Grisette zuerst aufflatterte, aus dem Hofburgtheater. Samstag
spielte Hansi Niese die unglückliche Christine Weiring mit der
Für
ganzen Kraft ihrer echt weiblichen, warmblütigen Empfindungs¬
schöne, welche insbesondere in dem unendlich traurigen Schlu߬
akte ganze Harmonien edelsten Weibsinnens und Fühlens erklingen
ließ. Voll köstlicher Bonhommie gestaltete Herr Homma

den leichtsinnigen Epikuräer Theodor Kaiser; Frl. Rein¬
gruber, die leider nicht ans Burgtheater, sondern aus Ham¬
Ab0
burger Stadttheater geht (ein neuer Schwabenstreich des All¬
gewaltigen vom Franzensring), war als Schlager=Mizzi das
süßeste Wiener süße Mädel; Herr Jules, der leider anstatt ins
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Burgtheater nach Graz kommt (o sancta simplicitas Pauli
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Primi), vergoldete den alten Musiker Weiring mit rührendster
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Greiseninnerlichkeit und väterlicher Herzensgüte. Auch Frau
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Anatour und Herr Lackner waren ganz vortrefflich; weniger
gefiel uns diesmal Herr Raeder in der schweren Rolle des
unbekannten Herrn.“