Liebel
5. Sa1 box 11/1
Emil: In wiefern?
Agathe: Nun, es wird doch auf irgend eine Weise für die Unter¬
haltung gesorgt werden.
Emil: Selbstverständlich. Ich weiß allerdings nicht ... aber die
Stimmung ist ja schon durch den bedeutenden Augenblick gehoben. Bedenken
Sie: ein neues Jahr beginnt.
Agathe: Freilich.
Emil: Wahrscheinlich wird man tanzen.
Agathe: Haben Sie einen Klavierspieler?
Emil: Fritz wird spielen; — jedenfalls.
Agathe: Ihr Cousin?
Emil: Ja. Wir sind ja ganz unter uns: es ist nichts als ein er¬
weiterter Familienkreis. Glauben Sie denn, gnädige Frau, Sie wären heute
bei uns geladen, wenn nicht Ihr Gemahl der Cousin von Mama wäre?
Agathe: Ach ja.
Emil: In unserem Haus hält man noch an der schönen Sitte fest,
daß an solchen Abenden nur die Menschen zusammenkommen, die wirklich
zusammengehören, die durch Bande der Verwandtschaft miteinander verknüpft
sind. Na ja, darum unterhält man sich auch so gut, daher die festliche
und gerührte Stimmung. Haben Sie das gar nicht bemerkt?
Agathe: Gewiß. Auch hab' ich die Sitzordnung so sinnig gefunden:
Ehepaare zusammen, Kinder neben den Eltern .
Emil: Ja. —
Agathe: Und was sollen die Leute thun, die nicht tanzen?
Emil: Nun, die Herren werden Karten spielen; Ihr Mann, Papa
und Herr Friedmann haben bereits angefangen.
(Klavierspiel im Nebenzimmer.)
Hören Sie, Fritz hat sich schon an den Flügel gesetzt.
Agathe: Darauf wird man schwerlich tanzen können.
Emil: 0, er fängt immer mit Tristan und Isolde an, aber es
wird immer wieder die Fledermaus. Darf ich Sie nicht hineinführen,
gnädige Frau?
Agathe: Es hat Zeit; ich tanze nicht mehr.
Emil: 0, gnädige Frau!
Agathe: Bitte, bemühen Sie sich nicht. Ich bin sechzehn Jahre
verheirathet. Wenn Sie mir vielleicht mein Cape reichen wollten? Dort
über der Lehne hängt es.
Emil: Hier, gnädige Frau.
Agathe: Danke. So — ich bleibe noch ein bischen am Fenster; es
ist wunderschön. Aber stören Sie sich nicht um meinetwillen, ich bitte
sehr. Sie wollten wahrscheinlich fortgehen.
Emil: 0 nein.
Agathe: Sie sind gewiß noch irgendwo eingeladen und werden wohl
noch Ihre besondere Splvesterfeier haben, in der richtigen Gesellschaft.
5. Sa1 box 11/1
Emil: In wiefern?
Agathe: Nun, es wird doch auf irgend eine Weise für die Unter¬
haltung gesorgt werden.
Emil: Selbstverständlich. Ich weiß allerdings nicht ... aber die
Stimmung ist ja schon durch den bedeutenden Augenblick gehoben. Bedenken
Sie: ein neues Jahr beginnt.
Agathe: Freilich.
Emil: Wahrscheinlich wird man tanzen.
Agathe: Haben Sie einen Klavierspieler?
Emil: Fritz wird spielen; — jedenfalls.
Agathe: Ihr Cousin?
Emil: Ja. Wir sind ja ganz unter uns: es ist nichts als ein er¬
weiterter Familienkreis. Glauben Sie denn, gnädige Frau, Sie wären heute
bei uns geladen, wenn nicht Ihr Gemahl der Cousin von Mama wäre?
Agathe: Ach ja.
Emil: In unserem Haus hält man noch an der schönen Sitte fest,
daß an solchen Abenden nur die Menschen zusammenkommen, die wirklich
zusammengehören, die durch Bande der Verwandtschaft miteinander verknüpft
sind. Na ja, darum unterhält man sich auch so gut, daher die festliche
und gerührte Stimmung. Haben Sie das gar nicht bemerkt?
Agathe: Gewiß. Auch hab' ich die Sitzordnung so sinnig gefunden:
Ehepaare zusammen, Kinder neben den Eltern .
Emil: Ja. —
Agathe: Und was sollen die Leute thun, die nicht tanzen?
Emil: Nun, die Herren werden Karten spielen; Ihr Mann, Papa
und Herr Friedmann haben bereits angefangen.
(Klavierspiel im Nebenzimmer.)
Hören Sie, Fritz hat sich schon an den Flügel gesetzt.
Agathe: Darauf wird man schwerlich tanzen können.
Emil: 0, er fängt immer mit Tristan und Isolde an, aber es
wird immer wieder die Fledermaus. Darf ich Sie nicht hineinführen,
gnädige Frau?
Agathe: Es hat Zeit; ich tanze nicht mehr.
Emil: 0, gnädige Frau!
Agathe: Bitte, bemühen Sie sich nicht. Ich bin sechzehn Jahre
verheirathet. Wenn Sie mir vielleicht mein Cape reichen wollten? Dort
über der Lehne hängt es.
Emil: Hier, gnädige Frau.
Agathe: Danke. So — ich bleibe noch ein bischen am Fenster; es
ist wunderschön. Aber stören Sie sich nicht um meinetwillen, ich bitte
sehr. Sie wollten wahrscheinlich fortgehen.
Emil: 0 nein.
Agathe: Sie sind gewiß noch irgendwo eingeladen und werden wohl
noch Ihre besondere Splvesterfeier haben, in der richtigen Gesellschaft.