II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 645

Liebelei
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3. Mlheennnnn
Dr. Max Goldschmidt
„ . Bureau für.
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Berliner Morgenpost
1. 11. 03
Schiller=Theater. Liebelei von Schnitz¬
ler.
Die G.schichte ven dem süßen Mädel,
die dem Geliebten nur wenig ist,
lieb er sie auch hat, und für die er alles ist, hat dem
Publikum des Schiller=Theaters aufrichtig gefallen.
Es war rechtschaffen gerührt und ergriffen, und wenn
es nach den meisten gegangen wäre, die tränenfeuchten
Auges nach der Bühne starrten, dann wäre Fritz am
Leben geblieben und hätte die Christine geheiratet.
Aber sie ließen sich auch die Lösung des Dichters ge¬
fallen, und im dritten Akt wurde etwas Redliches ge¬
weint. Das war aber auch dem Spiel von Frl. Wasa

als Christine zu verdanken, die zuletzt echteste Töne
bitterer Verzweiflung fand und den Schmerz über den
Tod des Geliebten in erschütternder Weise zum Aus¬
druck brachte. Ueberhaupt war die Darstellung flott
und abgerundet, und Herr Herrmann als Theodor,
Frl. Gußmann als Mizi und vor allen Herr Pa¬
tegg als Weising blieben ihren Aufgaben nichts
schuldig. Nur beim Dialekt haperte es überall mehr
oder weniger. Und auch die Darstellung des belei¬
digten Ehegatten muß gerügt werden; das, wal der
Träger dieser Rolle bot, war schon nicht mehr schön.
Das nachfolgende Lustspiel „Literatur“ mit
Frl. Gußmann und den Herren Herrmann
und Ziepel erregte beifälligste Heiterkeit.
M. 1—
Dr. Max Goldschmidt
. Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Die Wel am Montag, Berin
2. 11.03
Was Schillertheater N. bot Donnerstag Schnitzlers schmerzlich¬
süße Elegie „Liebelei“ seinem Publikum, das der stillen Schönheit
dieser Kunst nicht recht reif schien und mitunter in tiefernste Stellen
dumm hineinlachte. An der Darstellung lag es nicht, sie war gut.
Besonders Herr Pateg als Weiring kam dem Vollendeten sehr nah.
Weit davon entfernt blieb Herr Päschke, dessen ehrliche aber allzu¬
gradlinige Kunst von diesem komplizierten Wiener doch nur äußere
#urisse gab. Auch Else Wasa ist eigentlich keine Christine; die
erbe sichere Geistigkeit, die grade das eigenste vornehmste an ihrer
ustlerischen Erscheinung bildet, schließt den Ton unbewußter Kind¬
ckeit aus, dessen dies „süße Mädel“ bedarf. Aber die tiefe
finerlichkeit und das große Können dieser Schauspielerin bot doch
In der witz¬
k Einzelnen des Schönen und Starken genug.
Inkelnden Groteske „Literatur“, trat darauf neben Fräulein
Gußmann, die schon vorher die Mizzi mit guter Laune gegeben
hatte, der sehr talentierte Herr Ziegel hervor, während von Herrn
Herrmann, der in der „Liebelei“ besseres geleistet hatte, der Clemens
wieder ganz fälschlich ins Trottelhafte karrikiert wurde. — Im
ganzen bewies der Abend aber, daß die darstellerischen Kräfte des
Schillertheaters heute großen Aufgaben gewachsen sind, und so
drängte sich mir wieder die Frage auf, wie lange diese große, nun
bald 10 Jahre alte Berliner Volksbühne eigentlich ihrem Publikum
die immer noch einzige bürgerliche Tragödie großen Stils in
Hebbels „Maria Magdalena“.
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Deutschland vorenthalten will