II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 669

Lieb
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Sehungsausschnitte
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eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.

Ausschnitt aus
Lüneburgsche Anzeigen
17. 2.04
(Stadttheater.) Die gestrige Aufführung von
Schnitzlers „Liebelei“ gehörte zu den besten Leistungen
unseres Themers. Die wunderbare aus Leichislnn und
Melancholie gewobene Stimmung, die von Anfang an über
dem echt wienerischen Stücke liegt, kam durch die Auffassung
und das Spiel aller Mitwirkenden zu voller Geltung. Der
leichtlebige Dori mit seiner Mizi Schlager (Herr
Vogelreuter und Frl. Geertz) auf der einen, der
schwerblütige Fritz mit seiner Christin' (Here Frohnert
und Frl. Dühne) auf der andern Seite, dazwischen der
alte durch das Lehen zu philosophischer Nachsicht gelangte
Violinspieler mit der Strumpfwirkerin, die der Rückblick
auf ihre Jugend weniger nachsichtig macht (Herr Gorday
und Frl. Hüle:)
alles Gestalten von sprechender
Lebenswahrheit. Wie Herrn Vogelreuter der sorglos
leichtfinnige Ton in der gemütlichen Mundart von Herzen
kam, und welch anmutiges Pendant dazu Fel. Geertz
bildete! Wie Herr Frohnert die seelische Depression mit
seiner Stimme zu malen wußte und welch bezaubernden
Ausdruck Fel. Dühne für die innige, ernsthafte Verliebtheit
zu dem Manne faad, der sich für eine Andere erschießen
läßt! Von erschütternder Anschaulichkeit war es, wie sie am
Schlusse das Schreckliche errät und zur Einsicht ihrer
Situation kommt, die sie nicht zu überleben vermag.
Max Goldschmidt
Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durce
eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.

Ausschnitt aus
een, Wege Blattsfdülhausen
8 — MRZ. 1904
Theater und Konzerte.
* Stadithealer. Von Arthur Schuitzlerkannten
wir bis jetzt nur den Elnäkker „Abschiedssouper“.
der während voriger Saison von Mme. Charlotte
Wiehe in französischer Uebersetzung aufgeführt
wurde. Mit einer gleich fröhlichen Tafelrunde wie
dort beginnt des gleichen Autocs „Liebelei“
die einen ach! so tragischen Abschluß nehmen soll.
Fritz Lobheimer wird vom betrogenen Gatten im
Duell niedergeknallt und sein ander Liebchen, die
träumerische Christine, gerät beim Empfang der
Hiobsbotschaft in rasende Verzweiflung und legl.:
Hand an sich, wenn anders wir nicht den Schmer¬
zensruf des Vaters bei ihrem Weggang deuten
sollen: Sie kommt nicht wieder! Schnitzler hat
hier ein altes Thema mit einer raffinierten Kennt¬
nis des Bühnenwirksamen varürt. Der entspre¬
chende Erfolg ist denn auch nicht ausgeblieben.
Für eine würdige Aufführung war durch Enga¬
gement des Darmstädter Hoftheaters Sorge ge¬
tragen. Frl. Frieda Eichelsheim als Christine hob
den letzten Akt zu erschütternder Tragik empor, so
naturwahr wußte sie dem seelischen und körperlichen!
Zusammenbruch bei der unerwarteten Nachricht vom
Tode ihres Geliebten Ausdruck zu geben. Die lebens¬
lustige Mizzi Schlager hatte in Frl. Lina Ziegler eine
sehr temperamentvolle Vertreterin. Für Christinens
Liebhaber, Fritz, legte Hr. Hacker eine vornehme Zu¬
rückhaltung der Gefühle an den Tag, wogegen Hr.
Kreidemann ein treffliches Pendant zur Mizzi abgab.
Das Verständnis für die Rechte und Ansprüche der
goldenen Jugendzeit betonte Hr. Wagner (Chri¬
stinens Vater) mit philosophischer Ruhe. Als
klatschende Katharina Binder war Frl. Anna Wis¬
thaler bestens am Platze. Das Haus wies besseren
Besuch auf wie bei den voraufgegangenen Schau¬
spielabenden und überhäufte die Darsteller mit herz¬
lich gemeintem Beifall.
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