II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 672

Liebelei
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Telephon 12801.
Alex. Welgl’'s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERVER“
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris,
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Franzischer Caurier, Fürnbang
vom: 26/3 49 07
Theater und Musik.
t. Nürnberg, 28. März. Im Intimen Thea¬
ster ging am Samstag und Sonntag Schnitz¬
lers hier früher bereits im Stadtthealer aufge¬
fUhrtes Schauspiel „Liebelei“ über die Bühne, mit
dem bekanntlich der Dichter den Typus des Wiener
„süßen Mädels“ geschaffen hat, welches so sehr vor¬
bildlich für die „Jungwiener“ Dichterschule von Bahr
bis Hoffmannsthal geworden ist, daß sie sich von
diesem Vorbild nicht mehr hat frei machen können. Der
Aufführung des Intimen Theaters fehlte zum Teil das
notwendige Quantum Wiener Lokalkolorit. Dem
Wiener Dialekt wurden nur Hr. Walter (Theodor
Kaiser) und Frln. Sera gerecht, die in der Rolle der
Mizzi ein äußerst lebhaftes Temperament entwickelte.
Ergreifend spielte Frln. Schiff (Christine) den Schlu߬
akt, hier kam alles so innerlich und dabei doch so dra¬
matisch wuchtig heraus, daß man sagen kann, die
scheidende Künstlerin habe noch einmal zum Schluß
ihr ganzes schauspielerisches Können entfaltet. Präch¬
tige Blumenspenden wanderten für sie auf die Bühne,
und in den lebhaften Beifall mischten sich laute
Bravorufe. Auch die übrigen Mitwirkenden, die
Herren Kirsch, Herbig, Beck und die Damen Frln.
Meixner und Frln. Mahler waren auf ihren Posten.
Im großen und ganzen bildete die Aufführung einen
würdigen Abschluß der Winterspielzeit des Intimen
Theaters. Wir möchten bei dieser Gelegenheit einem
Gerüchte entgegentreten, das seinerzeit, als dem
Theater die feuerpolizeilichen Auflagen gemacht wur¬
den, auftauchte und das auch in der letzten Zeit noch
verbreitet worden ist. Es hieß, Hr. Direktor Me߬
thaler wolle das Intime Theater eingehen
lassen. Im Interesse des Kunstlebens in Nürnberg
wäre das Eingehen des Intimen Theaters entschieden
zu bedauern gewesen. Erfreulicherweise sind jedoch
die obigen Gerüchte gänzlich haltlos. Wie
wir mitteilen können, wird die Spielzeit 1904|05 am
24. September beginnen. Hr. Direktor Meßthalet
wird auch in dieser die Leitung des Theaters beibe¬
halten. Damit ist die Gewähr geboten, daß Spiel¬
plan und Aufführungen des Intimen Theaters auch
im nächsten Jahre literarisch und künstierisch###
Höhe stehen werden.
7. "
Telephon 12801.
—Zinib Eu
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Gaaust, B##g
vom: ½/700
Liebelei.
Nach Carmen Sylva erschien Arthur Schnitzler, wie
kin zweiter Shakespeare, nach dem „Verfälltage“ die
„Liebelei“ wie ein erstklassiges Meisterwerk. Daß es das
freilich nicht ist, weiß man von früher. Aber jedenfalls
ist es ein Werk voll dramatischen Lebens und durchnht
von einem Hauche zarter Poesie, und so gefiel es gestern
doppelt, wo man zuvor ein herzlich ungenießbares
Surrogat hatte hinunterwürgen müssen. Und wie das
Stück, so wirkten auch unsere heimischen Darsteller, die
das gastierende Ensemble tief in den Schatten stellten, ob¬
wohl sie zur Vorbereitung ihrer Aufführung offenbar nur
wenig Zeit gehabt hatten. Herr Flashar, der auch die
Regie führte, machte aus dem milden, verstehenden und
verzeihenden Weiring eine Prachtfigur. Sein Töchterchen,
die stille Christine mit dem heißen Herzen, hatte in Fräu¬
lein Clemens eine sympathische Vertreterin, die in
Herrn Werner, der den Fritz treff=, wenn auch nicht
immer textsicher gab, einen wackeren Partner fand. Herr
Farecht tat in der Rolle des beleidigten Gatten etwas
zuviel in der Ausmalung unterdrückter Wut. Zum min¬
desten ist der Ausdruck der Verachtung Fritz gegenüber,
nachdem dieser sich zur Satisfaktion bereit erklart hat,
nach dem Ehrenkodex durchaus unzulässig. Die Strumpf¬
wirkersgattin kann man nicht besser dargestellt sehen,
als von Frau Horvath. Und nun erst die Schlager¬
mizi des Fräulein Bré und der Theodor des Herrn
Bozenhard! Das ist Jung=Wien, wie es leibt und
lebt. Und das sind ein paar künstlerische Leistungen, wie
man sie so vollendet zurzeit kaum an einer zweiten
deutschen Bühne zu sehen bekommt. Der Erfolg dieser
Aufführung war denn auch verdientermaßen groß.
„ M.-R.