II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 680

Liebelei
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Telephon 12801.
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I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt am: S#pen und

vom: 2·272.
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Kunst und Wissenschaft.
Marburger Stadttheater. 20. Febr. „Liebelei“
Schauspiel in 3 Akten von A. Schnitzler Benefize für die I. ju¬
gendliche Liebhaberin Frl. Et. Die Wahl gerade
dieses Stückes zeigt von dem literarisch vornehmen Geschmack
der Benefiziantin. Wie es bereits der Titel verrät, handelt
es sich um eine Liebesgeschichte und zwar um eine Geschichte,
wie sie im Leben nicht allzuselten vorkommt. Aber da ist
alles so zart und duftig, alles mit so viel liebevoller Sorg¬
falt gearbeitet, an den Quellen des Lebens geschöpft erscheint
der Stoff, durch den Dichter poetisch verklärt und geläutert
und wir müssen uns sagen: Hier haben wir es mit einem
vollen, echten Kunstwerke zu tun. Schnitzler versteht es wie
nicht bald einer der Modernen alte und neue Kunst zu ver¬
einen, Gemüt, Geist und Phantasie schließen einen Bund
und es entstehen Gebilde, die zu dem Schönsten der neueren Lite¬
ratur gehören. Es ist deshalb zu bedauern, daß ein Dichter
von der Bedeutung Schnitzlers einen „Reigen“ schreiben konnte.
Wir lernen in der „Liebelei“ außer dem typisch gewordenen
„süßen Mädel“ ein Frauenherz kennen, das an wahre Liebe
glaubt, und das, obwohl es sich dem Geliebten rückhaltslos
hingibt, rein und keusch geblieben ist. Es tritt uns aber auch
jene zynische Lebemännermoral entgegen, nach deren Gesetzen
man sich „jenseits von Gut und Böse“ liebt und die darin
gipfelt, daß man das geliebte Wesen schließlich wegwirft, wie
den Rest einer Zigarette. Die Inszenierung, bezw. Darstel¬
lung war eine sehr gute und wir können diesen Abend zu
den Genußreichsten der Saison zählen. Frl. Siegwart
(Christine) erzielte durch die ausgezeichnete Interpretation
ihrer Rolle eine durchschlagende Wirkung. Es war das Her¬
vortreten aus sich selbst und die nicht nur virtuose Wieder¬
gabe der zahlreichen Affekte, was sympathisch berührte. Hübsche
Blumenspenden sowie zwei Lorbeerkränze wurden der Bene¬
fiziantin überreicht. Ihr Partner Herr Schramm (Fritz
Lobheimer) war nicht minder bemüht, seine Rolle dramatisch
wirkungsvoll zu gestalten, was ihm auch sehr gut gelang.
Viel Glück hatte Frl. Kern als Mitzi Schlager, sie spielte
das süße Mädel, das nur die Liebe und das Glück des
Augenblickes kennt, munter und natürlich. Herr J. Richter
gab den Vater Christinens, den Violinspieler Hans Weiring,
in angenehmer, zu Herzen sprechender Weise. Gut war Herr
Stolfa (Theodor Kaiser) es war jeder Zoll an ihm ein
moderner Lebejüngling. Frl. Gürtler und v. Ritter ver¬
vollständigten das Ensemble. Die Vorliebe der Ersteren für
den Taufnamen Mizzi, welche sich in häufigem „Versprechen“
äußerte, rief eine unberechtigte Heiterkeit hervor. Das Haus
war recht gut besucht und der Eindruck des Stückes war der¬
art, daß sich der Beifall immer erst einige Minuten nach
Aktschluß auslöste. An Vielen mögen aber wohl die intimeren
Schönheiten wirkungslos vorübergegangen sein.
J. J. B.
Telephon 12801.
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„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen.
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
„Bielitz, Bialaer Anzelger
vom:
e
Theater und Kunst.
Stadttheater. Mittwoch gab man „Lie
belei“ von Arthur Schnitzler, demselben Schnitzler,
der auch den enschlid: Der Dichter der
Liebelei“ hat noch mehr Sympathie für das an¬
ständige Mädchen, das an seinen Herzensnöten zu
Grunde geht, als für das leichtlebige „süße“
Mädel, dem er im „Reigen“ und im Anatolzy¬
klus in liebenswürdig=kecker Weise ein Denkmal
setzt. Etwas von der Pontisierung der Gefühllo¬
sigkeit oder des rohen Gefühls lacht uns zwar
schon in der „Liebelei“ entgegen, doch der Grund¬
zug des Stückes ist ein ernster. Mit plastischer
Schärfe hat hier Schnitzler den schmerzlichen Kon¬
flikt zwischen grenzenioser Liebe und der zu spät
erwachenden Erkenntnis, eine solche Liebe nicht er¬
widert zu sehen, zu einem Schauspiel verarbeitet.
„Liebelei“ ist bei guter Aufführung einer schönen
Wirkung sicher. Die übte denn auch auch hier
das Stück. Im 1. Akt erzeugte schon allein die
übersprudelnde Laune des Frl. Fabry, der wir
bei allem Respekt vor ihrer Vielseitigkeit so viel
Wienerisches Temperament gar nicht zugetraut
hätten, die nötige Stimmung. Die Herren
Grasselly (Fritz) und Wonger (Theodor)
akkompagnierten ihr in trefflicher Weise. Die Epi¬
sode, die das Erscheinen des betrogenen Eheman¬
nes bildet, erhielt durch ihre gute Darstellung
(Direktor Blasel) den entsprechend düsteren
Charakter. Der 2. Akt war etwas matter, wenn
auch die Einzelleistängen (Grasselly, Pre¬
ster, Fabry, Skal und Wolfgang zum Teil
recht gut waren. Den Höhepunkt des Abends
bildete der letzte Akt, in dem Frl. Wolfgang
als Christine eine außerordentlich ergreifende Wir¬
kung erzielte. Man stand ganz unter dem Ein¬
druck einer echten Kunst, einer Kunst, welche im
Ausdruck des Schmerzes und der Verzweiflung
mit ngtürlichen Mitteln das Höchste leistet. Zu
dieser Höhe schwang sich auch Herr Skal am
Schluß des Stückes empor.