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5. Aanemant vos 1172
Liebelei
Eld haben eine ent, brechende nennenswerte Posten von Harpener Attien für Pariser ten, war auch chevaleresk von Ihnen.
sonst gute „Prinz von Homburg“=Aufführung, nein, was ich der in ihr zuerst Abwechslung, Ruhe und dann Vergessenheit
verlange und verlangen muß, ist das Einhalten eines ver= sucht. Alles findet er bei ihr, mehr noch grenzenlose Liebe,
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nünftig angelegten Spielplans. Wird das erst getan, so be= die er zu erwiedern beginnt, als das Schicksal beide schon
trennt und grausam das Glück entreißt. Eine Liaison mit
und Kunft
kommen wir auf das feinste herausgearbeitete. bie ins
einer verheirateten Frau zwingt ihn vor die Pistole des Ehe¬
16n
kleinste hinein genau modellierte Darstellungen, präzisiert
gattin, der ihn im Duell erschießt. — Warm, einfach und
durch zuverlässige und richtige Auffassung beim Schau¬
herzlich hat Schnitzler verstanden, die Charaktere der Christine
spieler. Das bloße Wort kann nicht durch allgemeine
sowohl, wie auch den ihres Vaters zu zeichnen, während auch
gier's „Liebelei“.
Bühnenroutine oberflächlich oder je nachdem jeelisch tief ge¬
das bekannte „süße Mädel“ Wiens brillant in der Figur der
sprochen oder hergeplappert werden, es muß dramatisch sein
ufährung
stellungslosen Modistin Mizi getroffen ist. Fritz, die Haupt¬
in Klang und Sinn und vor allem in Gebärde wirken.
n des Drutschen Theaters.
figur des Stückes, ist ebenfalls keine komplizierte Natur.
Deshalb sollte der stummen Probe vorerst eine größere Be¬
Durch seine tollen Streiche und Abenteuer nervös geworden,
verehrter Herr Direktor, führen
deutung beigelegt werden, wie es jetzt der Fall ist. Das
klammert er sich förmlich, fast Hilfe suchend an seinen alten
genug im Munde, warum denn
Wort soll einem Biltwerk gleichen, schnell hinskizziert,
Freund Theodor, der ihm in jeder Weise treu und immer als
hkeit werden und schaffen und
dann zeitweise wie es der Dichter verlangt, festgehalten,
wahrer Freund zur Seite steht. — Das Ganze ist aus dem
Freilich, ohne Fleiß kein Preis,
dann weiter sich aber zu einem neuen größeren Bilde
Wiener Leben und Treiben herausgegriffen, in sich bürgend
edroschenes Sprichwort — aber
anreihend, und doch sich selbst durch die ganze richtig und
Tugend, Lust und harmlose Ausgelassenheit, dann aber wieder
tigkeit. Notwendig ist der Fleiß
ke möchte ich ihn als Tugend be= ernst aufgefaßte Rolle zu einem endgültigen, fertigen Ge¬
voll seelischer Empfindungen, pulsierenden leichten Lebens
der man sich unterziehen muß, mälde, einer gewissen notwendigen Abrundung, entwickelnd.
und unsinniger, leidenschaftlicher Trauer. Dargestellt wurde
So soll das Wort dargestellt in erster Linie werden. Das
Christine von Lucie Höflich. Gegen Ende des letzten Aktes
schaffen will. Das wollen Sie,
weitere sind Kleinigkeiten, die wohl bei guter Aufführung,
rungen zustande, aber, und das
wenn sie gänzlich vernachlässigt werden, schwer ins Gewicht begann erst diese Dame sich einzuspielen, ein Umstand, der
e zersplittern sich. Heute wollen
fallen, im allgemeinen aber sich selbst verdecken und unauf= nach meiner Meinung nur Hans Pagays gut dargestelltem
wahrhaft erstklassige Darstellung
fällig werden. Wie der Bildhauer aus dem starren, un= Musiker Weiring, der Vater Christinens, zu verdanken ist.
und sein Ring“ bringen, morgen
6.
förmigen Granit ein schönes, vollendetes, in sich abgeschlosse= Pagay uß alles mit sich fort, so begeisterte sein Spiel, jedes
Wort, selbst die kleinste Miene. Lucie Höflich war sonst sehr
gen Ibsenaufführungen anderer
nes Werk herausmodelliert und fertigstellt, so sollte auch der
schwerfällig. Das waschechte Wiener Kind ist ihr fremd. —
übermorgen soll Ihre Arthur
Schauspieler bei seinem Rollenstudium, seiner Darstellung
Es ist seitsam, daß gerade der Wiener seinen Volkstyp nicht
en Höhepunkt aller Ihrer Dar¬
einer beliebigen Figur verfahren. Tut er das, so ist man
zu treffen vermag. Alles steif und unnatürlich, keine spru¬
dekinds „Frühlings Erwachen“
zufrieden, tut er das nicht, so muß der Kritiker bemängeln
delnde Lust und keine leichtsinnige Freude. Die Modistin.
- ich urteile vollkommen objektiv
und der Künstler selbst versuchen seine groben Fehler auszu¬
Mizi Schlager (Grete Berger), eine an und für sich glänzende
ert abspreche, war eine gute Re¬
merzen. — Die Kritik ist ja nicht in die Welt gesetzt, um
Rolle, wurde in keiner Weise ausgefüllt. Das „Feschsein“.
kammerspiele. Verdenken kann ich
kopf= und grundlos eine der Oeffentlichkeit gehörenden Per¬
das setzte vollkommen bei dieser Dame aus. Alexander Ekert
ls guter Geschäftsmann den Trick
son, gleich, ob Schauspieler, Theaterleiter usw. herunterzu¬
als Theodor wußte auch gerade nicht, was er aus sich und
bitt' Sie, verehrter Herr, als
machen, nein, ein Irrtum, an dem zwar viele Künstler
seinen ihm recht banal scheinenden Worten machen sollte.
er sonst einwandsfreien Bühne
140
glauben und auch demgemäß schimpfen; das Streben der
Ebenso ging es dem Liebhaber Fritz (Eugen Tumont), der
Schmutz nicht aufführen dürfen.
sich nicht einmal der Mühe unterzog, den Wiener Dialekt an¬
hersuchen Sie es nur einmal mit vorurteilslosen Kritik geht darauf hinaus, Mängel zu verur¬
teilen und Besserung zu schaffen.
Mangelhaft und recht schleppend war die Schnitzlersche zunehmen und der nie sich akklimatisieren noch sonst mit seiner
hnlichen philosophischen Dichtern,
nde von Kleist, Schnitzler, Wede¬
Tragödie „Liebelei“ in der am vergangenen Donnerstag in; Rolle befreunden konnte. —
Alles war auf spekulative, lügenhaft durchsichtige Wir¬
den Kammerspielen gebrachten Erstaufführung. Das Haupt¬
daß die Schauspieler des Deutschen
motiv ist die unendlich große und edle Liebe einer armen kung abgesehen. Ja Himmel . . . hat denn ein Theater¬
spiele nicht fähig wären, auch hier
s zu leisten, nicht verurteile ich die Künstlertochter Christine zu einem vornehmen jungen Mann, 1 direktor nicht zu wissen, daß man auf einer so unsoliden Basis
5. Aanemant vos 1172
Liebelei
Eld haben eine ent, brechende nennenswerte Posten von Harpener Attien für Pariser ten, war auch chevaleresk von Ihnen.
sonst gute „Prinz von Homburg“=Aufführung, nein, was ich der in ihr zuerst Abwechslung, Ruhe und dann Vergessenheit
verlange und verlangen muß, ist das Einhalten eines ver= sucht. Alles findet er bei ihr, mehr noch grenzenlose Liebe,
190
nünftig angelegten Spielplans. Wird das erst getan, so be= die er zu erwiedern beginnt, als das Schicksal beide schon
trennt und grausam das Glück entreißt. Eine Liaison mit
und Kunft
kommen wir auf das feinste herausgearbeitete. bie ins
einer verheirateten Frau zwingt ihn vor die Pistole des Ehe¬
16n
kleinste hinein genau modellierte Darstellungen, präzisiert
gattin, der ihn im Duell erschießt. — Warm, einfach und
durch zuverlässige und richtige Auffassung beim Schau¬
herzlich hat Schnitzler verstanden, die Charaktere der Christine
spieler. Das bloße Wort kann nicht durch allgemeine
sowohl, wie auch den ihres Vaters zu zeichnen, während auch
gier's „Liebelei“.
Bühnenroutine oberflächlich oder je nachdem jeelisch tief ge¬
das bekannte „süße Mädel“ Wiens brillant in der Figur der
sprochen oder hergeplappert werden, es muß dramatisch sein
ufährung
stellungslosen Modistin Mizi getroffen ist. Fritz, die Haupt¬
in Klang und Sinn und vor allem in Gebärde wirken.
n des Drutschen Theaters.
figur des Stückes, ist ebenfalls keine komplizierte Natur.
Deshalb sollte der stummen Probe vorerst eine größere Be¬
Durch seine tollen Streiche und Abenteuer nervös geworden,
verehrter Herr Direktor, führen
deutung beigelegt werden, wie es jetzt der Fall ist. Das
klammert er sich förmlich, fast Hilfe suchend an seinen alten
genug im Munde, warum denn
Wort soll einem Biltwerk gleichen, schnell hinskizziert,
Freund Theodor, der ihm in jeder Weise treu und immer als
hkeit werden und schaffen und
dann zeitweise wie es der Dichter verlangt, festgehalten,
wahrer Freund zur Seite steht. — Das Ganze ist aus dem
Freilich, ohne Fleiß kein Preis,
dann weiter sich aber zu einem neuen größeren Bilde
Wiener Leben und Treiben herausgegriffen, in sich bürgend
edroschenes Sprichwort — aber
anreihend, und doch sich selbst durch die ganze richtig und
Tugend, Lust und harmlose Ausgelassenheit, dann aber wieder
tigkeit. Notwendig ist der Fleiß
ke möchte ich ihn als Tugend be= ernst aufgefaßte Rolle zu einem endgültigen, fertigen Ge¬
voll seelischer Empfindungen, pulsierenden leichten Lebens
der man sich unterziehen muß, mälde, einer gewissen notwendigen Abrundung, entwickelnd.
und unsinniger, leidenschaftlicher Trauer. Dargestellt wurde
So soll das Wort dargestellt in erster Linie werden. Das
Christine von Lucie Höflich. Gegen Ende des letzten Aktes
schaffen will. Das wollen Sie,
weitere sind Kleinigkeiten, die wohl bei guter Aufführung,
rungen zustande, aber, und das
wenn sie gänzlich vernachlässigt werden, schwer ins Gewicht begann erst diese Dame sich einzuspielen, ein Umstand, der
e zersplittern sich. Heute wollen
fallen, im allgemeinen aber sich selbst verdecken und unauf= nach meiner Meinung nur Hans Pagays gut dargestelltem
wahrhaft erstklassige Darstellung
fällig werden. Wie der Bildhauer aus dem starren, un= Musiker Weiring, der Vater Christinens, zu verdanken ist.
und sein Ring“ bringen, morgen
6.
förmigen Granit ein schönes, vollendetes, in sich abgeschlosse= Pagay uß alles mit sich fort, so begeisterte sein Spiel, jedes
Wort, selbst die kleinste Miene. Lucie Höflich war sonst sehr
gen Ibsenaufführungen anderer
nes Werk herausmodelliert und fertigstellt, so sollte auch der
schwerfällig. Das waschechte Wiener Kind ist ihr fremd. —
übermorgen soll Ihre Arthur
Schauspieler bei seinem Rollenstudium, seiner Darstellung
Es ist seitsam, daß gerade der Wiener seinen Volkstyp nicht
en Höhepunkt aller Ihrer Dar¬
einer beliebigen Figur verfahren. Tut er das, so ist man
zu treffen vermag. Alles steif und unnatürlich, keine spru¬
dekinds „Frühlings Erwachen“
zufrieden, tut er das nicht, so muß der Kritiker bemängeln
delnde Lust und keine leichtsinnige Freude. Die Modistin.
- ich urteile vollkommen objektiv
und der Künstler selbst versuchen seine groben Fehler auszu¬
Mizi Schlager (Grete Berger), eine an und für sich glänzende
ert abspreche, war eine gute Re¬
merzen. — Die Kritik ist ja nicht in die Welt gesetzt, um
Rolle, wurde in keiner Weise ausgefüllt. Das „Feschsein“.
kammerspiele. Verdenken kann ich
kopf= und grundlos eine der Oeffentlichkeit gehörenden Per¬
das setzte vollkommen bei dieser Dame aus. Alexander Ekert
ls guter Geschäftsmann den Trick
son, gleich, ob Schauspieler, Theaterleiter usw. herunterzu¬
als Theodor wußte auch gerade nicht, was er aus sich und
bitt' Sie, verehrter Herr, als
machen, nein, ein Irrtum, an dem zwar viele Künstler
seinen ihm recht banal scheinenden Worten machen sollte.
er sonst einwandsfreien Bühne
140
glauben und auch demgemäß schimpfen; das Streben der
Ebenso ging es dem Liebhaber Fritz (Eugen Tumont), der
Schmutz nicht aufführen dürfen.
sich nicht einmal der Mühe unterzog, den Wiener Dialekt an¬
hersuchen Sie es nur einmal mit vorurteilslosen Kritik geht darauf hinaus, Mängel zu verur¬
teilen und Besserung zu schaffen.
Mangelhaft und recht schleppend war die Schnitzlersche zunehmen und der nie sich akklimatisieren noch sonst mit seiner
hnlichen philosophischen Dichtern,
nde von Kleist, Schnitzler, Wede¬
Tragödie „Liebelei“ in der am vergangenen Donnerstag in; Rolle befreunden konnte. —
Alles war auf spekulative, lügenhaft durchsichtige Wir¬
den Kammerspielen gebrachten Erstaufführung. Das Haupt¬
daß die Schauspieler des Deutschen
motiv ist die unendlich große und edle Liebe einer armen kung abgesehen. Ja Himmel . . . hat denn ein Theater¬
spiele nicht fähig wären, auch hier
s zu leisten, nicht verurteile ich die Künstlertochter Christine zu einem vornehmen jungen Mann, 1 direktor nicht zu wissen, daß man auf einer so unsoliden Basis