II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 844


Liebelei
5. Llescier box 11/3
W
Sn
Nationaltheater.
Mahel, nit den isen Biche eines Aunslergenälsigaren vermef. Dan ist die Schiager=NUg
vor Allen zu erschauen, hat Schnitzler ein böses nens Freundin.
„Liebelei.“ Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler.
Diminutiv seiner Künstlerschaft eingetragen. Was
Erste Aufführung im Nationaltheater am 18. Dezember 1908“
In Fritzens Studentenbude. Ein G
sihm als lokalliterarischer Ehrentitel gelten sollte, der
Unter den österreichischen Dichtern steht Arthur
mit Wein und Mokkatorte, mit Blumen u
Dichter des „Süßen Mädels“ zu sein, es ward im Als Entreakt natürlich. Mizi und Theodo
Schnitzler obenan. Das Beiwort, das einzuengen
Handumdrehen zur abgegriffenen, bedeutungsarmen völlig klar über die Art ihrer Beziehung. Im
scheint, bedarf einer näheren Erklärung. Es bedeutet
Etikette seines schriftstellerischen Schaffens, der sich becher der erste Bodensatz von Ueberdruß
zunächst keineswegs, daß Arthur Schnitzler nicht den
Jedermann bediente, der zu träge oder zu miß= nächste Glas gilt einem fröhlichen Sche
feinsten Geistern des ganzen modernen deutschen
günstig war, die Feinheiten von Schnitzler's artisti= finden Beide den Weg ins Freie. Viel e
Schriftthums beizuzählen sei. Vielmehr will es be=schem Können nach Gebühr zu würdigen. Denn auch Fritz die Sache nicht nehmen. Noch
sagen, daß in der vornehmen Künstlerschaft Schnitzler's nur Kurzsichtigkeit oder Böswilligkeit kann den Christine kaum mehr als ein anmuthiges
der Stimmungston österreichischen Wesens, zumal der
weiten Weg zu hoher, überschauender Künstlerschaft Er empfängt auch tugendschwache Gattinen
Wienerischen Art mit besonderer Prägnanz angeschlagen
verkennen, den das Talent Schnitzler's von den
Klause. Das Souper ist beendet. Fritz setz
erscheint. Weiche, sinnige Anmuth, die selbst viele Anatol=Skizzen zu den ersten Akten des „Schleiers
seiner Männergestalten umschwebt; zarte, dämmerige
Klavier, Christine singt ein Schumannl
der Beatrice“ zum „Einsamen Weg“ und zum
Melancholie, die durch die Seelen seiner Geschöpfe,
fordert Mizi einen Gassenhauer im Drein
„Zwischenspiel“, vom „Lieuienant Gustl“ zu den denn ihr geht die Lebensfreude in die B
durch Situationen, durch die Landschaften zittert; „Dämmerseelen“, zum „Weg ins Freie“, seinem klingelt es. Die Gäste ziehen sich zurück, ei
ein sonniger, gemüthsinniger Humor, der auch in der
ersten groß ausholenden Roman, genommen hat.
Zuspitzung zur Satire nicht seine Liebenswürdigkeit
Herr erschein. Haßsprühenden Auges, den
Die „Liebelei“ freilich, sie ist die Tragödie des Vernichtung in dem eisigen Blick, forbert er
verliert; helle, rothwangig=sinnliche Lebensfreudigkeit;
süßen Mädels. Des jungen gebefreugen Menschen= den vergessenen Schleier, die Briefe sein
ein warmes, kluges Menschthum, das, frei von jeder
kindes, das in Leichtsinn und Gr ie dem Zuge
Prinzipiensäure, zu verstehen, zu vergeben gewillt ist;
zurück. Der junge Verführer steht vor der
seines Herzens folgt, seiner frise Sinnlichkeit,
ein kecker, fast frivoler Leichtsinn, der sich durch heitere
seiner Ehre. Er weiß, die Kugel des Gegn
seinem naiven Glücksvertrauen.
eilen schwingen
ihn ins Herz.
Selbstironie entschuldigen möchte; dazu der scharfe
wohl tiefere Unteriöne mit. Bei s
ancher, wie bei
Blick für die feinen Verwitterungsprozesse der gesell¬
Ein kleines Meisterstück der Realistik.
Christine Weiring, hat schon di
* Empfindung ist geistvolle, virtnose Milieuzeichnung un
schaftlichen Bestände, die verbindliche Noblesse eines
ihre Wurzeln in das innerste He
nkt, und wenn
Stils, der um die Kraft der Gedanken die seiden¬
dram. Fritz sucht Christine im Hause ihre
die eine Saite reißt, ist es eine
anz fürs Leben. auf. Der greise Theatergeiger ist der edelste
weiche Anmuth einer blühenden Sprache breitet —
Es gibt Mimosen voll heißer L
haftlichkeit, sen=] Er kennt längst das Geheimniß seines Kinde
das etwa sind die Farben, die aus den Lebensbildern
sitive Menschenblüthen, die sterl
üssen, wenn der er hatte seine Schwester betreut, bewahrt v
von Schnitzler's künstlerischer Gestaltung mit stärkerer
Sonnenstrahl, der sie wachge
Leuchtkraft hervorglänzen.
verbleicht. Der Ungemach, aller Anfechtung, bis sie dar#
andere Typus: In hellem.
#theilslosem Dur. bischen Lebensglück versäumte. Und seinen
Daß er jung und warmblütig genug war, in Lebensprühend, übermüthig bi
r Frechheit, nüch= will er nicht die Sonne aus dem Leben stehl
den Maientagen seiner Dichterschaft den liebens=tern im Denken, zaglos im G 3, mit allem kleinen im Burgtheater zum ersten Mal diese goldsu
würdigsten Typus seines Wienerthums, das Wiener! Egoismuz, der sich mit wie er Seelengüte zu Worte großer Menschlichkeit fielen, rümpften
——
Die heutige Nummer umfaßt vierundzwanzig Seiten.
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