II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 852

Liebelei
5. Lrance, box 11/3
mählich zu erzählen, daß er sein Theater nur doch zu viel des Guten. Das kunstsinnige Publi=] Es zeigt sich auch bei dieser Aufführung, daß es
den englischen Schauspielern noch immer schwer
dem Deutschtum und der echten Kunst zuliebe er=kum war über das Stück zuerst ganz verdutzt,
wird, so natürlich zu sprechen, wie es ein moder¬
halte; der materielle Gewinn wäre gleich Null.dann aber entrüstet. Man fand es empörend,
nes Stück verlangt. Vor allem sind es die männ¬
So etwas ziuß eine ideale Gesinnung genonnt daß der Wachtmeister seine Tochter erschießt.
lichen Schauspieler, die noch zu sehr das don¬
werden, besonders im Dollarlande. Glücklicher=Das war ein Schlag für die Moral und die Ge¬
nernde Pathos oder den sentimentalen Singsang¬
rechtigkeit, die doch im Melodrama fast immer
weise machte aber der Herr Direktor bei einem
ton des Melodrams lieben. Jede weitere Saison
anderen ideaken Unternehmen gute Geschäfte. Er ltriumphierend siegt. Von Rechts wegen mußte
merika¬
wird aber auch diese tiefeingewurzelte Spielart
vermietete nämlich an die Kajütepassagiere von der Leutnant erschossen worden. Das sagte und
Stück
bessern. Einstweilen kann man sich freuen, daß
atlantischen Dampfern bequeme Sessel, auf schrieb man denn auch sehr deutlich. Die
Conrieds
endlich der Geschmack sich so zum Guten geändert
Direktion erschrak und sah im Geiste schon die
denen sich die Reisenden auf dem Verdeck behag¬
hat.
iglischen
leere Kasse. Und da nun einmal des Volkes
lich ausstrecken konnten. Und da Herr Conried
Um so trauriger aber ist im deutschen Theatem
lt das
Stimme Gottes Stimme ist, so wurde in den
das Monopol erhielt, so war der Verdienst sicher
der Wechsel zum Schlechten. Herr Conried will
churken
folgenden Vorstellungen der Leutnant um¬
und das Ideal hatte einen soliden Grund, auf
seine Bühne aufgeben, es soll ihm sogar ernst sein.
ben. Das
gebracht. Die Gerechtigkeit hatte also glänzend
dem es fest stehen konnte.
Das Ende wäre dann aber doch recht miserabel.

gesiegt, und das kunstsinnige Publikum war zu¬
Die wirklich künstlerischen Erfolge, zu denen
Während der ganzen Saison gabs zum größten
Emal die
frieden.
Herr Conried das Irving Place=Theater führte,
Teil nur geistlose Schwänke, zu denen sich unsere
bernichtet
Der Fortschritt war aber nicht mehr aufzu¬
verhalfen ihm vor einigen Jahren zur Direktor¬
tüchtigen Künstler, die Herr Conried von Deutsch¬
der Ver¬
halten, und was dem nicht allein gelang, das
stelle am Metropolitan Opera House. Von der
land und Oesterreich geholt hat, hergeben mußten.!
haß am
brachte die Konkurrenz der Theaterunternehmer
Zeit an ging's aber mit dem deutschen Theater
Am 21. März wurde uns aber doch noch eine
nd man
fertig. In der Geschichte der englischen Theater
abwärts. Unsere Bühne ward immer schlechter,
gelinde Sensation beschert. Die schon längst er¬
New=Yorks ist nun die gegenwärtige Saison
die englischen Theater hingegen wurden besser.
wartete Premiere der „Salome“ von Oscar
der Rekordbrecher. Noch nie wurden so gute
bekam
Man begann Bernard Shaws Werke aufzu¬
Wilde war gekommen und hatte ein dankbares
Stücke aufgeführt. Selbst Ibsen fängt jetzt an,
führen, und einige amerikanische Bühnenschrift¬
Publikum gefunden. Da von englischen Blättern
Mode zu werden. Es ist vor allem die russische
steller schrieben auch literarisch wertvollere Stücke
gegen die Aufführung gehetzt worden war, so war
Künstlerin Alla Nazimowa, die mit „Hedda
ich nur als früher. Der Umschwung kam beinahe plötzlich.
der starke Beifall, den es gab auch ein Protest
Gabler“ und „Nora“ großen Erfolg hat. Von
nige
Diese neue Aera wurde, um genauer zu sein, vor
gegen die englisch=amerikanischen Mücker.
Mansfield wurde in dieser Saison auch „Peer
be¬
zwei Jahren von dem amerikanischen Schau¬
Die „Salome“ war schon vor einigen Monaten
Gynt“ gegeben.
dezu an¬
spieler Daly eingeleitet. Er begann mit Shaws
„in Vorbereitung“ gewesen. Zuerst durfte sie
Vor einigen Monaten kam nun auch Schnitz¬
1 geniale
„Candida“. In dem Stück, das zuerst in Nach¬
jedoch mit der Musik von Richard Strauß im
lers „Liebelei“ auf die englische Bühne. Das
mittagsvorstellungen gegeben wurde, spielte
einige
Metropolitan Opera House ihren glanzvollen
Stück wird als „Reckoning“ im Berkley Lyccum
kattungs¬
Daly den jungen Poeten. Er hatte Erfolg, und
Einzug halten. Ehe sie aber ohne Musik ins
Theatre erfolgreich aufgeführt. Die Darstellung
ht paßte,
einige Theaterunternehmer versuchten es nun
deutsche Theater kommen konnte, hatten die
ist im allgemeinen gut. Man merkt ihr an, daß
Tebenfalls mit modernen Stücken, die dem Publi¬
geeichten Tugendwächter in Rock und Hosen schon
der Regisseur, G. zv. Seyffertitz, der lange am
kum gar nicht übel gefielen. Es wurden jetzt
Place
ganz gewaltig ihre seltsame Moraltrompete ge¬
hiesigen deutschen Theater war, ein Wiener ist.
Ekommen. auch Werke von deutschen Dichtern übersetzt und
blasen. Sittsame Ladys und Gentlemen, die sich
Bei der ganzen Aufführung fehlt aber doch das
einige teilweise erfolgreich aufgeführt. Hauptmann,
mit Wonne an den Eheskandälchen erquicken, die
„Wiener Blut“, das allerdings vom amerikani¬
ben denn Sudermann und auch Heyse kamen mit einigen
ihnen die „gelbe Presse“ fast täglich zum Früh¬
schen Publikum nicht vermißt wird. Am besten
feinere ihrer Stücke auf die englisch=amerikanische Bühne,
stück und Abendessen verehrt, empörten sich riesig
spielt Katberine Grey, die die Christine Weiring
hgebracht. und schließlich wurde auch noch Beyerleins!
über die Lunmoralische, korrunte“ Dichtung von
nan all-„Zapfenstreich“ gegeben. Das war aber nun l gibt.