II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 853

Liebele
5. LlesLe1 box 11/3
Wien, 3. Aprik. Eine aus zehn Mitgliedeins der polnische Studenten gegen ihre! Tizepy
ien begrußten die energische Haltung der Re= des Mährischen Fluß= und Kanal=I ruthenischen Kollei zu verurteilen.
gerire
Wilde. Diese guten Ladys und Gentlemen, in
der „Salome“ im deutschen Theater nichts mehr
unsere Künstler den besten Stücken gerecht ge¬
deren trautem Heim auch so manches stille Ver¬
worden wären.
im Wege stehen. So wurde denn auch auf ein¬
gnügen blüht!
mal die Premiere für den 21. März ange¬
Herr Conried aber glaubte, daß „Der blinde
kündigt.
Es war zum Lachen. Aber die Heuchler haben
Passagier“ das Stück sei, mit dem man wochen¬
hamit
es doch fertig gebracht, daß die „Salome“ das
Sofort aber traten nun die Sittenwächter lang leidliche Geschäfte machen könne. Dem
heblich
Opernhaus verlassen mußte. Dem Direktor war
wieder in die Schranken. An der Spitze stand+ Herrn Thaller, der aus Wien gekommen war
den,
von den Besitzern des Gebändes die Aufführung
die „Tribune". Es half jedoch nichts: und der immer den Komiker spielen sollte,
gnühse
des Stückes einfach verboten worden. Daß es zu
die „Salome“ wurde vor ausverkauftem Hause wurden die Schmarren so zuwider, daß er zu¬
einige
dieser Blamgge kam, ist auch zum größten Teil die
gegeben. Die Aufführung war im all= letzt nur noch den Possenmacher gab. Seit einigen
in
Schuld der in Kunstsachen oft so rückständigen
gemeinen ganz vorzüglich. Sehr hübsch waren
Wochen tritt er nicht mehr auf.
englischen Presse.
auch die Szenerien und Kostüme, die in Wienek
Hoffentlich läßt Herr Conried sich jetzt nicht

Ateliers entworfen wurden. Die Rolle des
durch das Schimpfen von englischen Blättern
Als die „Salome“ den ungustlichen Musen¬
Herodes ward von Herrn Holthaus ausgezeichnet
davon abhalten, der „Salome“ einen längeren
tempel am oberen Broadway verlassen hatte,
bie
gespielt. Einen starken Eindruck machte auchAufenthalt in seinem Theater zu gewähren. Es
glaubten manche, daß ihr nun auch das deutsche
machte
Fräulein Immisch als Herodias. Die Salome
wäre auch kein Unglück, wenn der alberne Ein¬
Theater, wo Herr Conried allein regiert, ver¬
Recht.
wurde von Fräulein v. Östermann gegeben.lakter „Zum Einsiedler“, der mit der „Salome“.
schlossen wäre.
keiten
Diese Künstlerin ist wohl „zu gesund“, um der
gegeben wird, vor Wildes Drama gespielt würde,
zwei
Inzwischen waren nun Wochen vergangen, und
Rolle der perversen Stieftochter des Herodes
In der Premiere gab man das sogenannte Lust¬
zusch
der große Sensationsprozeß des verkommenen
ganz zu genügen. Immerhin war ihr Spiel be¬
fr
spiel nachher; das war geschmacklos.
Millionärs Thaw, der im vergangenen Jahre
deutend. Schade nur, daß ihr Schleiertanz
Die maßgebenden englischen Blätter lobten die
den Architekten und Lüstling White erschossen
etwas matt ausfiel. Als sie mit dem Tanz be¬
Aufführung, shimpften aber meistens wieder ein¬
hatte, begann die sittsamen Ladys und Gentle¬
je
gann, hatte sie sonderbarerweise die bunten
mal auf das „unmoralische korrupte Stück“,
ke
men in eine fieberische Aufregung zu versetzen.
Schleier in einem dicken Knäuel um ihre etwas
Arme „Salome“ und armer Oscar Wilde!
Gierig wurden die spaltenlangen Berichte ver¬
üppigen Hüften gebunden. Sie sah deshalb
schlungen, die auch wörtlich die Aussagen der
Der Staatsanwalt hat im Thaw=Prozeß
anfangs ziemlich plump aus. In der Schlu߬
kin
jungen Frau Thaw auf dem Zeugenstand wieder¬
erklärt, daß der Richter, die Geschwornen
szeue erreichte ihr Spiel aber eine Höhe, die den
Mutt
holten. Sie erzählte ausführlich, wie sie als Fünf¬
und das Publikum sich entsetzen würden, wenn
wenig sinnlichen Tanz vergessen ließ. Eine be¬
auszuk
zehnjährige Modell ward und von White in dessen
achtenswerte Leistung bot Herr Machold als der ganze Schmutz an die Oeffentlichkeit käme,
halt #
Atelier vergewaltigt wurde. Der Architekt ge¬
Jechangan. Das Prophezeien und Verfluchen der das „Mnlieu“ zu diesem Drama bildet, Für
eben
hörte zur „feinsten Gesellschaft“, von der die
die Nerven der Sittsamen ist's aber eine an¬
immer
bei einer schlechten Akustik ist gewiß keine an¬
Gerichtsverhandlungen einen ekelerregenden
genehme Erregung.
„komis
genehme Beschäftigung. Und da in diesem Falle
Sumpf zeigten.
Kalend
vom Propheten zum unfreiwilligen Komiker nur
Der Dichter der „Salome“ hätte am Ende doch
mehr,
Da dachte nun jedenfalls Herr Conried, daß
ein Schritt ist, so kann man zufrieden sein, daß
noch manches lernen können. Vielleicht lesen die
ziger
es am Hofe des Tetrarchen von Judäa auch kaum
Herr Machold diesen Schritt nicht getan hat.
Tugendwächter aber auch einmal sein „De
besinde
profundis“.
Sehr gut war Herr Kaiser als der junge
schlimmer zugegangen war; und da sich die
binder
Tugendwächter am Schmutz des Thaw=Prozesses
Syrier. Auch die übrigen Mitwirkenden zeigten
spaund
erbauten, so konnte jetzt doch einer Aufführung durch ihr Zujammenspiel, daß in diesem Jahre1
an O.