II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 857

Liebele
5. 1 box 11/3
Telephon 12801.
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□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
70
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
D in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewahr)
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Ausschnitt aus:
11. APRNaue Hamburger Zeitung
E vom:
Kunst und Wissenschaft.
X. Z. Altonaer Stadttheater. Die Altonaer Theater¬
Fesucher haben eine Vorliebe für möglichst ausge¬
dehnte Theaterabende.
Das spricht für die Unge¬
schwächtheit ihrer Nerven. Da wir nur Gäste in
der Königstraße sind, hätten wir uns den landes¬
üblichen Bräuchen schweigend zu
fügen.
Aber
man wird uns das Recht zugestehen, unsere Niederlage offen
auch darzutun. Auch verlangt es die Wahrhaftigkeit, daß
wir bekennen: Die reizende Vorstellung der „Liebelei",
die wir gestern sahen, ward erschlagen durch die Wucht des
ersten Teils von „Ueber unsere Kraft“, und die Schönheiten
dieser harmonischen und sorgfältigen Inszenierung fanden
uns schon ein wenig zu apathisch — infolge der drei vor¬
ausgegangenen Schnitzler=Akte. Wir wissen, daß es ein Ver¬
lust war. Weh### sich an seinem Ehrenabend auch
als Regisseur gut halten wollen. Es war ihm gelungen,
S
in der „Liebelei“ aus dem heiteren Wirrwarr eines
liebenswürdigen Amüsements die herbe Tragik zweier
Menschenschicksale wachsen zu lassen. Er hatte ein wohl¬
abgestimmtes Ensemble in den Damen Ferron, Kobold,
Bach=Bendel und den Herren Ewald Bach, Wilhelmi und
Taeger zusammengestellt und er selbst gab auch als
Dadurch
Schauspieler sein Bestes.
ward man
gezwungen, mitzuerleben und das bittere Schick¬
sal dieser zwei aus dem Leben getriebenen Men¬
schen in seiner erschütternden Eindringlichkeit
zu
fühlen. Nun hätte man gehen sollen — oder man hätte
erst kommen müssen, denn jetzt folgte Björnsons „Ueber
unsere Kraft“. Darin gab Ida Bauer die Klara Sang.
Das war eine Leistung, die wert war, daß man sie mit
frischen Sinnen aufnahm. Ein zartes Leben löschte aus.
Eine unsagbar wehmütige Innigkeit, eine wundervolle
Liebe kam zu Ende. Am Bette dieser Opferbereiten stand
ein kraftvoller, strahlender Sang (Eppens), an ihrer Leiche
kniete ein Bratt (Wehrlin), dessen heiße Seele in ihrer
tiefen, wahrhaftigen Sehnsucht erschütterte und bezwang.
(Man hat Wehrlin vielleicht nie besser gesehen, als am
gestrigen Abend.) Diese drei Menschen allein und mit
ihnen ein einheitliches Ensemble (Frl. Ferron, Ewald Bach,
Paul Bach, Chony, Sternberg, Scholz, Mylius, Gotthardt,
Frau Bayer) hätten verdient, daß man ihnen einen Abend
allein gegeben hätte. — Die Vorstellungen brachten Arthur
Wehrlin lebhafte Auszeichnung, die durch seine un¬
bestreitbaren Verdienste als Regisseur und auch als Dar¬
steller gerechtfertigt wurden.
Telephon 12801.
P uinte Krehng
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
4
G in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt aus:
11.408.190
Hamburder Corresponden!
E vom:
S
Kleines Feuilleton.
Hltonaer Stadt-Cheater.
Die gestrige Benefizvorstellung für Herrn Ar¬
thur Wehrlin hat dem Spielplan dieser Bühne zwei Stücke
zugeführt, die beide anderweitig die Feuerprobe längst bestanden
und auch in Hamburg glänzende Erfolge erzielt haben. Arthur
Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ wurde im Thalia=Theater
aufgeführt und die Dichtung: „Ueber unsere Kraft“ von
Björnstierne Björnson ist im Deutschen Schauspielhause in Szene
gegangen. Beide Werke sind hochinteressant, das Björnsonsche
Schauspiel darf sogar als eine außerordentliche dichterische Tat be¬
zeichnet werden. Die von Herrn Wehrlin getroffene Auswahl ist
daher unbedingt zu loben. Das Publikum ist derselben Meinung
gewesen, denn es hatte sich zahlreich eingefunden. und damit zugleich
der Wertschätzung Ausdruck gegeben, deren sich Herr Wehrlin als
talentvoller Bühnenkünstler und intelligenter Regisseur erfreut.
In dem Schnitzlerschen Schauspiel „Liebelei“, worin der
Autor den Unterschied zwischen „Lieben“ und „Liebeln“ definiert,
hatte Herr Wehrlin die Rolle des flotten und gemütlichen Wie¬
ner Lebemannes Theodor Kaiser übernommen. Es pulsierte fri¬
sches, gesundes Leben in dieser Figur, zumal sie vom Sonnenglanz
echten Humors beleuchtet wurde. Dem leichtfertigen Fritz Lobheimer,
der nicht darüber ins Klare kommen kann, ob die hin und wieder in
seinem Gemüt auftauchenden edlen Regungen mit seinem Charakter
am Einklang stehen oder nicht, verlieh das treffliche Spiel des Herrn
Ewald Bach erhöhtes Interesse. Die beiden Freundinnen der jun¬
gen Herren wurden lebensvoll dargestellt. Für die sentimentale
Musikerstochter Christine fand Frl. Ferron den rechten, wir¬
kungsvollen Ton, und die leichtsinnige Modistin Mizi Schlager des
Frl. Kobold war von liebenswürdiger Munterkeit erfüllt. Herr
Wilhelmi gab den alten Musiker einfach und treuherzig. Frau
Bach=Bendel verstand es, für die kleine Rolle der Frau Binder
Interesse zu erwecken und der Repräsentant des tragischen Ver¬
hängnisses wurde von Herrn Taeger ohne Effekthascherei aber
eindrucksvoll dargesiellt. Inszenierung und Zusammenspiel waren.—
musterhaft.