iebelei
3.
box 11/4
in Berlin. De
hagen, London, Madiid. Mailand Meg
Paris, Rom, San Francisco, 8# kholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähs).
Ausschnitt aus:
Referni,
nger
vom 20.GK DeS-
Stseater, Kunst u. Literatur.
Städt. Franz Josef=Theater. Arthur
er, der das gestern aufgeführte Schauspiel
r vielen Jahren schrieb, stammt eigentlich
aus einer ungarischen, nur später nach Wien ver
schlagenen Familie. Er ist ganz Oesterreicher,
geworden. War früher Arzt und ist heute eine
anerkannte führende Persönlichkeit der sogenannten
„jungwiener“ literatischen Strömung. Er schrieb;
einige Theaterstücke, wie „Freiwild“, „Märchen“,
„Vermächtniß" und „Liebelei“, das wir gestern
sahen. Wirklich werthvolle Erzeugnisse sind seine
Novellen: „Dämmerseelen“, „Leutnant Gustel“,
„Sterben“ und „Frau Bertha Garlan“ Letzthin
schrieb er einen großangelegten Roma# der den
pompösen Titel führt: „Der Weg ins Freie“ der
aber bei weitem nicht das hielt, was er versprach.
Sein verbotenes Buch „Reigen“, sei der Voll¬
gändigkeit halber noch erwähnt. Schnitzler liebt
keine, komplizirte, rein psychologische Probleme.
Die Realistik seiner Beobachtungsweise, Geschmei¬
digkeit und Grazie, sind seine Vorzüge. Echt wie
nerische Sentimentalität und eine übertriebene Bie¬
tanung des Erotischen sind seine Fehler. Er wird nie
Großzügiges schaffen, also kein mächtiges Drama,
keinen epochemachenden Roman. Das vorerwähnte
„Der Weg ins Freie“ sollte ein bedeutenderes
Werk werden. Es ist zerfahren, langweilig und
einseitig geworden. Schnitzler wird aber immer ein
liebenswürdiger Meister der Kleinkunst bleiben und
Novellen und Erzählungen dichten, die unvergänglichen
Werth besitzen. Auch sein Schauspiel „Liebelei“ darf
nur als eine stimmungsnolle, etwas rührselige Erzäh¬
lung aufgefaßt werden. Es behandelt die hingebungs=
volle, aufopfernde Liebe eines jungen Mädchens zu
einem Jüngling, der mit aller Leidenschaft einer ver¬
beiratheten Frau zugethan ist. Sein Verhältniß zu
dem Mädchen ist nichts anderes als Tändelei oder
wie sich Schnitzler ausdrückt: „Liebelei.“ Daß der d#
Ehegatte den vielseitigen Jüngling im Duell nieder¬
kuallt und das Mädchen in seiner maßlosen Ver=g
zweiflung das Elternhaus verläßt, um gleichfalls
den Tod zu suchen, ist nur ein dramatisch gefärbter ig
Ausgang der Erzählung. Die Aufnahme des
Stückes war bei uns eine ziemlich kühle. Der Mangel
jeder Handlung und die dem ungarischen Tempera¬
ment zu wässerige Sentimentalität, nicht zuletzt
auch eine glatte, schale Uebersetzung ließen im
Publikum keine Stimmung aufkommen. Das Stück).
muß gelesen oder aber meisterhaft gespielt werden.
Das geschah leider nicht. Fräulein Haraßthi
gab die Christine. Bei Schnitzler ein kleines, poe¬
tisches Ding von echt deutscher Empfindsamkeit und ##
gretchenhaftem Idealismus, war sie gestern ein
weinerliches, reizloses Mädchen, das nicht zu fesseln
vermag. Im letzten Akte, wo sie den Tod ihres
Liebsten erfährt, war sie zu larmoyant und obwohl
sie einige gute Momente hatle, konnte sie doch
keine richtige, nachhaltige Wirkung erzielen. Gänzlich
unbefriedigend war Fräulein Kiss, die eine lustige,
Klotte Grisettennatur darzustellen hatte, dagegeng
aber eine überlaute, unfeine Kokotte zehnten Ranges
gab. Rührend war der alte Weiring des Herrn
Szeghö, liebenswürdig und übermüthig de¬
Theodor des Herrn Czobor, elegant und
schneidig der Ehemann des Herrn Klenovics.
Auch Herr Pärtos, obwohl matt und farblos,
verdarb nichts. Von einem guten Zusammenspiell
konnte aber gar keine Rede sein. Schnitzler ist eine
Welt, die uns fremd ist. Für unsere Schauspiele)
scheint sie aber noch viel fremder zu sein
3.
box 11/4
in Berlin. De
hagen, London, Madiid. Mailand Meg
Paris, Rom, San Francisco, 8# kholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähs).
Ausschnitt aus:
Referni,
nger
vom 20.GK DeS-
Stseater, Kunst u. Literatur.
Städt. Franz Josef=Theater. Arthur
er, der das gestern aufgeführte Schauspiel
r vielen Jahren schrieb, stammt eigentlich
aus einer ungarischen, nur später nach Wien ver
schlagenen Familie. Er ist ganz Oesterreicher,
geworden. War früher Arzt und ist heute eine
anerkannte führende Persönlichkeit der sogenannten
„jungwiener“ literatischen Strömung. Er schrieb;
einige Theaterstücke, wie „Freiwild“, „Märchen“,
„Vermächtniß" und „Liebelei“, das wir gestern
sahen. Wirklich werthvolle Erzeugnisse sind seine
Novellen: „Dämmerseelen“, „Leutnant Gustel“,
„Sterben“ und „Frau Bertha Garlan“ Letzthin
schrieb er einen großangelegten Roma# der den
pompösen Titel führt: „Der Weg ins Freie“ der
aber bei weitem nicht das hielt, was er versprach.
Sein verbotenes Buch „Reigen“, sei der Voll¬
gändigkeit halber noch erwähnt. Schnitzler liebt
keine, komplizirte, rein psychologische Probleme.
Die Realistik seiner Beobachtungsweise, Geschmei¬
digkeit und Grazie, sind seine Vorzüge. Echt wie
nerische Sentimentalität und eine übertriebene Bie¬
tanung des Erotischen sind seine Fehler. Er wird nie
Großzügiges schaffen, also kein mächtiges Drama,
keinen epochemachenden Roman. Das vorerwähnte
„Der Weg ins Freie“ sollte ein bedeutenderes
Werk werden. Es ist zerfahren, langweilig und
einseitig geworden. Schnitzler wird aber immer ein
liebenswürdiger Meister der Kleinkunst bleiben und
Novellen und Erzählungen dichten, die unvergänglichen
Werth besitzen. Auch sein Schauspiel „Liebelei“ darf
nur als eine stimmungsnolle, etwas rührselige Erzäh¬
lung aufgefaßt werden. Es behandelt die hingebungs=
volle, aufopfernde Liebe eines jungen Mädchens zu
einem Jüngling, der mit aller Leidenschaft einer ver¬
beiratheten Frau zugethan ist. Sein Verhältniß zu
dem Mädchen ist nichts anderes als Tändelei oder
wie sich Schnitzler ausdrückt: „Liebelei.“ Daß der d#
Ehegatte den vielseitigen Jüngling im Duell nieder¬
kuallt und das Mädchen in seiner maßlosen Ver=g
zweiflung das Elternhaus verläßt, um gleichfalls
den Tod zu suchen, ist nur ein dramatisch gefärbter ig
Ausgang der Erzählung. Die Aufnahme des
Stückes war bei uns eine ziemlich kühle. Der Mangel
jeder Handlung und die dem ungarischen Tempera¬
ment zu wässerige Sentimentalität, nicht zuletzt
auch eine glatte, schale Uebersetzung ließen im
Publikum keine Stimmung aufkommen. Das Stück).
muß gelesen oder aber meisterhaft gespielt werden.
Das geschah leider nicht. Fräulein Haraßthi
gab die Christine. Bei Schnitzler ein kleines, poe¬
tisches Ding von echt deutscher Empfindsamkeit und ##
gretchenhaftem Idealismus, war sie gestern ein
weinerliches, reizloses Mädchen, das nicht zu fesseln
vermag. Im letzten Akte, wo sie den Tod ihres
Liebsten erfährt, war sie zu larmoyant und obwohl
sie einige gute Momente hatle, konnte sie doch
keine richtige, nachhaltige Wirkung erzielen. Gänzlich
unbefriedigend war Fräulein Kiss, die eine lustige,
Klotte Grisettennatur darzustellen hatte, dagegeng
aber eine überlaute, unfeine Kokotte zehnten Ranges
gab. Rührend war der alte Weiring des Herrn
Szeghö, liebenswürdig und übermüthig de¬
Theodor des Herrn Czobor, elegant und
schneidig der Ehemann des Herrn Klenovics.
Auch Herr Pärtos, obwohl matt und farblos,
verdarb nichts. Von einem guten Zusammenspiell
konnte aber gar keine Rede sein. Schnitzler ist eine
Welt, die uns fremd ist. Für unsere Schauspiele)
scheint sie aber noch viel fremder zu sein