II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 896

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##sterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellanangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Inurnal
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15. APR. 1910
vom:
(Burgtheater.) Die Kunst, einen Darsteller beim
Publikum glücklich einzuführen, ist nicht leicht. Es gehört ein
besonderen Inktinkt dazu gerabe jene Rollen herauszufinden, die
sich mit Wisen und Eigenart des Schauspielers decken, die seine
Vorzüge ins Licht rücken und die vorhandenen Mängel schwer
erkennen lassen. Das schafft den nötigen Kredit, der gegebenen¬
falls für ein späteres Versagen entschuldigend in Betracht kommt.
Herrn Balajthy als Fuhrn ann Henschel herauszustellen, war ein
guter Einfall, Fräulein Hosteufel als Melitta schon weniger
glücklich. Gestern hat nun Balajthy den alten Weiring in
freuen,
man durfte sich
„Liebelei“ gespielt, und
vorher mit dem Henschel einen so tiefen Eindruck
daß er
hervorrief. Sein Weiring ließ gleich die Schwächen erkennen.
Das Milde, Abgetönte allein ist nicht seine Sache; er braucht
Aktion. Außerdem ist seine Sprechart nicht auf das fließende Wort
gestimmt, besonders nicht, wenn es bloß Dialektfärbung, nicht
Dialekt ist. Balajthy hat in solchen Fällen einen pastoralen Ton.
Ein merkwürdiges Pathos schwingt mit. Der Weiring, der ver¬
stehende, verzeihende Vater, bekam dadurch in Balajthys Dar¬
stellung einen etwas unpersönlichen Charakter, keinesfalls eine
Theaterwirkung. Aber er hat bereits seinen Kredit, und
das ist gut; man sieht mit Erwartung seiner nächsten
Rolle entgegen. Fräulein Hofteufel, für deren Begabung
das Burgtheaterpublikum noch kein Urteil hat, traf
ihrem Debüt, daß man
es nicht so gut mit
ohne weiteres ihrer Schlager=Mizzi Vertrauen entgegenbringen
konnte. Wer ihren Rollenkreis kennt, durfte übrigens gleich
Zweifel empfinden, ob dieses g'schnappige, kecke Wiener Mädel
mit dem fröhlichen Leichtsinn sich ihrer kühlen Anmut anpassen
würde. Sie spielt die Schlager=Mizzi; theatertechnisch ge¬
sprochen. Aber sie ist nicht die Schlager=Mizzi. Ihr Uebermut
hat nichts Wienerisches und ihr Frohsinn nichts Intensives; das
quillt aus dem Verstand. Soweit es auf das rein Darstellerische
ankommt, gelingt ihr vieles sehr hübsch. Die übrigen Rollen
waren wie früher besetzt: ausgezeichnet Herr Treßler, ein bißchen
zu absichtlich Herr Korff, aber sehr menschlich, und stark tränen¬
selig, wenn-auch wirksam, Frau Medelsky.
Telephen 12.801.
„ODSERTER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wier, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Dewän).
Ausschnitt aus:
terr Vnlks Zaituung.
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Theater und Kunst.
Burgtheater. In Artur Schnitzlers trefflichem
Schauspiel „Liebelei“ spielte gesternBalajthy
zum erstenmal den alten Musiker Weiring. Für den
schlichten, hingebenden Vater, der in seiner warmherzigen
Liebe alles begreift und verzeiht, fand der Künstler natür¬
liche Töne und rührendste Ausdrucksweise, die in der
großen Aussprache mit der Tochter zu tragischer Höhe
emporstieg. Hier hatte er in Frau Medelsky eine
Partnerin, die den großen Stimmungsgehalt der Szene
mit edler Leidenschaft steigerte. Der Verzweislungsausbruch
Christinens im letzten Akt machte den erschütterndsten
Eindruck und riß das Publikum zu begeisterter Anerkennung
hin. Fräulein Hofteufel spielte, ebenfalls zum ersten¬
mal, die Schlager Mizzi. In der Ausmalung der Züge
des leichtlebigen Wiener Mädels mit der sorglosen Froh¬
natur fand sie alle Farben auf ihrer Palette und brachte
einen frischen, temperament ollen Zug in die heiteren
Szenen des ersten Aktes. Das Stück machte wieder tiefen
Eindruck und das zahlreiche Publikum zeigte sich mächtig
ergrissen. Vorher gab man Heyses Einzkter „Die Tochter
der Semkamis“.