II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 897

5.
Liebelei
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Telephon 12.801.
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„UDSERTER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt hüsr Adenblatt, Wien
15. 4. 1910
Vom
M
Theater und Bunst.
(Burgtheater.) Gestern gab es in Schnitzlers „Liebelei“
ein paar Neubesetzungen. Herr Balajthy—spierte den Weiring,
den man noch von Sonnenthal gesehen hat. Solche passive Rollen
sind eigentlich nicht seine Force. Diese schöne Einfachheit braucht doch
hie und da einen Affekt, um nicht monoton zu werden. Die nicht
gespielte „grande scene“ scheint ihm immer die größte Mühe zu
machen. Aber die ganz unsentimentale väterliche Zärtlichkeit, dieses
mit dem Herzen Denken des Weiring brachte ein paar prachtvoll¬
knappe, herbe Darstellungsmomente. Fräulein Hofteufel liegt
natürlich die Schlager Mizzi weit besser als neulich die Melitta.
Hier konnte sie unbedenklich lustspielhaft sein, von einer angenehm¬
wienerisch pointierten Ausgelassenheit, einer überaus herzigen Oberfläch¬
lichkeit in Kopf und Herz, Dinge, die sehr gut in die Atmosphäre dieser
Komödie passen. Aehnlich spielt auch Herr Treßler den Theodor.
In einer artigen Mischung allerhand netter, salopp=liebenswürdiger
Eigenschaften mit vielen spassigen Einfällen, die er so geschickt bringt,
als kämen sie ihm ganz augenblicklich. Neu trat auch Herr
Devrient als der gewisse „Herr“ ins Zimmer. Diese Figur
scheint noch immer von Mitterwurzers Angedenken mythisch um¬
kränzt. Da sie eigentlich nicht spielbar ist, sondern von der Eindring¬
lichkeit, der Kraft der persönlichen Erscheinung eines Schauspielers
abhängt, kann eben auch Herr Devrient nicht mehr tun, als sich
auf Kine Persönlichkeit verlassen. Sie machte in einem hellgelben
Ueßerzieher auch wirklich einet noblen, soignierten und in den vaar
Redewendungen recht heftigen Eindruck. Das Schicksal aber stelle ich
Zir anders vor.
Telephon 12.801.
„ODSERTER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Zeit, Wien
I5 AP9ll 1910
vom:
Theater und Kunst.
h
Burgtheater. Gestern erschien wieder
Schnitzlens „Liebelei“ im Burgtheater. Wie
sie jetzt gespielt wird, das gehört zum Aller¬
besten. Immer noch steht Frau Medelsky
als Christine im Mittelpunkt, und sie hat Laute
des verlassenen, verratenen Herzens, die der
Schmerz selber, die Verzweiflung, die Tragik.
selber zu sein scheinen. Fräulein Hofteufel.
ist neu als die Schlager-Mizzi. Ganz die feschel
Leichtlebigkeit, die schnippische Lebensweisheit,
manchmal ein bißchen schrill, ein bißchen zu¬
rechtgelegt ratschend, ein pikantes, doch reif¬
liches Vorstadtmädel schon. Zum erstenmal auch
Herr Treßler als Theodor, besonders im
ersten Akt voll von Einfällen, voll witziger Laune.
Und der alte Weiring des Herrn Balaithy.
Mit so viel nobler Menschlichkeit, mit solcher
Schlichtheit und Güte ist Christines Vater
kaum je gestaltet worden. Da klingt keine
Sentimentalität mit, nur die Sorge, Letztes
und Geliebtestes verderben zu sehen. Herr,
Devrient ist knapp und stählern als der
betrogene Mann. Den Fritz spielt wie fricher
Herr, Korff, der nach seinem Zirkusabenkeuer
freundlich begrüßt wurde.