II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 901

Liebelei
box 11/5
5. Sen
Telephon 12.801.
44
„UDSERTER
1. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
gkeits Weltblatt, Wien
16 49R 1 910
vom:
— —
Theater, Bunst und Musik.
Wien, 15. April 1910.
Burgtheater. In Gustav Freytags Lustspiel „Die
Journalisten“ das nachgerade die Weihe moderner
Klassizität erhalten hat,apsolvierte Herr Eryst Arndt
vorgestern sein zweites Gästspiel. Er gab die Rolle des
Schmock, die vor ihm Herr Thim'g durch viele Jahre
innehatte, mit entschiedenem Erfolg, det sich in reichem
Beifall des dichtbesetzten Hauses kundgab. Bringt Herr
Arndt, dessen Berliner Dialekt deutlich durchschlägt,
gleich nicht jede Pointe zur vollen Geltung, so ist doch
die nicht gewöhnliche Feinheit seiner Charakterisierung
anzuerkennen, welche neben der verächtlichen Lächerlichkeit
auch die rührende Armseligkeit zu betonen versteht. Herr
Thimig gibt jetzt den Weinhändler Piepenbrink +
natürlich sächsisch, aber mit seinem breiten, nie vor¬
sagenden Humor. Manche Figur in dem Stück bedükfte
der Auswechslung, aber schließlich schlug Freitags Humor
durch zeitweilige Verdunkelungen der Darstellung siegreich
durch. — In Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ hatte
gestern in wesentlichen Rollen der neuengagierte Nach¬
wuchs das Wort. Herr Balajthy spielte den alten
Musiker Hans Weiring. Liegen ihm derlei Sachen auch
nicht so gut wie die Bauerngestalten, so brachte er doch
die Absichten des Dichters glaubhaft und rührend zum
Ausdruck und mit der entsprechenden tragischen Resonanz,
S.
namentlich in der Aussprache mit der Tochter. Der Figur
mehr Einheitlichkeit und Prägnanz zu verleihen, wird
ihm vielleicht auch noch gelingen. Fräulein Hofteufel
verlieh der leichtlebigen Schlager=Mizzi eine mädchenhaft¬
kecke Erscheinung und eine heiter=frohe, zum Herzen
gehende Sprache. Für starke, überströmende Empfindung
fehlt ihr freilich derzeit noch die sichere Beherrschung.
Herr Devrient hat die Rolle des „Herrn“ über¬
nommen und spielt sie mit der ihm eigenen Schärfe.
Dem Stück ging Heyses Einakter „Die Tochter der
Semiramis“ in der bekannten Besetzung voraus.
X. x.

Teiephoe (2.391.
„UBSERTER
österr. behördl. kenr. Unternehmen für Zeitunge-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianta.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnsapatts,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockbolen, St. Peless¬
burg, Toronte.
(Gemengere en de
Ausschnitt aus:
ontags-Blatt (publ. Bhätt.), Wien
vor

B
verberben.
an
Bühnenwelt.
(Burgtheater.) Warum vergällt man Balajthy seinen
Weirich? Weil er nicht säuselte und in dem Bekenntnis, seine An¬
schauung von Lebensdurst und Moralhemmungen das falbungs¬
volle Pathos verschmähte? Für unser Empfinden war er ganz aus¬
gezeichnet; Mann aus dem Volke eben und nicht Pastor. Ein Vor¬
städter, ein bischen herb, ein bischen eckig, mit rauher Außenseite,
im entscheidenden Momente aber hilft ihm sein geliebter Beruf,
Frau Musika, die Schnitzlerschen Tiraden auf die Lippen treiben.
Nur eben, wo die Dichtung doch nur — „Literatur“ wird, kann ihr
dieser große Meister der Natürlichkeit mit bestem Willen nicht hei¬
fen; er demaskiert sie, weil er zu ungekünstelt ist. Und der schlechten
Akustik des neuen Hauses wird er sich schon noch anpassen. Aber
die Medelsky! Wir bitten der „norddeutsch“ gescholtenen Hanne¬
mann alles ab, jeden Tadel, jede Einschränkung angesichts ihrer
Wärme und stilvollen Mäßigung, da wir wieder einmal zu den
schrillen Eruptionen unserer ewig vergrämten, ewig pompfunebern¬
den Lotte verurteilt waren. Ein Lichtblick war die Mizzi der rei¬
zenden Hofteufel, keck, frech, bodenständig und wohltuend von
der andernorts gebotenen Derbheit entfernt. Ein schöner Abend
an dem man beinahe vergaß, wie doch das süße Mädel, als preten¬
zißfe „jüdische“ Entdeckung, eine von vorgestern ist ..