II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 902

Liebelei
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5. Aennnnnnn
Telephon 12.801.
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„UBSENGEN
I. österr. behördl, konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Zdellenangabe ohne Gewähr).
Ausschpltt
üchjags Lellung)
48 1910
vom:
prelsung.
Burgtheater.
Herr Echist Arndt spielte den Vater Dorrit in „Klein Dorrit“.
und den Schmock in Die Journalisten“., Er hatte Erfolg und wurde
engagiert, Das Bufgtheater, gewitnt an ihm einen klugen Schau¬
spieler, der offenbar genal weiß, wieviel er kann, über seine Grenzen
sich nie hinauswagt, innerhalb dieser, Grenzen aber durchaus souveran
ist. Herr Arndt gibt seinen Figuren dünne, aber feste Umrißlinjen;
er charakterisiert scharf, aber halblcut, unaufdringlich, taktvoll. Seine
Sprache ist klar, prägnant, nicht sehr modulationsreich, für unser
Ohr ein bißchen berlinerisch=schartig. Humor hat Herr Arndt nicht viel,
eher vielleicht Witz. Seine Menschen sind vortrefflich gezeichnet, aber
ein wenig matt in der Farbe. Grau schlägt vor. Sein schauspielerisches
Temperament ist flink und kühl; man hat oft den Eindruck: einer phleg¬
matischen Behendigkeit. Herrn Arndts abgeschliffene, verläßliche Schau¬
spielkunst wird im Burgtheater gewiß mannigfach zu verwenden sein.
Zum Enthusiasmus gaben seine Debüts keinen Anlaß. In den
„Journalisten“ mimt jetzt Herr Thimig den Piepenbrink. Sehr breit
und lustig. An Baumeister darf man nicht denken. Herr Baumeister
lachte mit dem Herzen, Herr Thimig mit dem Bauch.
Den beiden neuengagierten wienerischen Burgtheater=Mit¬
gliedern, Balajthy und Fräulein Hofteufel zuliebe, spielte man (zu
der fürchterlichen „Tochter der Semiramis“): „Liebelei“. Fräulein
Hofteufel war sehr nett als Schlager=Mizzi. Schnippisch und
federleicht und gutmütig und von unbedenklichster tanz= und schwatz¬
lustiger Laune. Ganz fehl am Orte Herr Balajthy (Vater
Weigert). Er ist zu stark für die Rolle. Man hatte die Empfindung,
daß er sie nicht recht anzupacken sich getraut, aus Angst, sie könnte
ihm zwischen den Fingern zerbrechen. Seine schöne Eigenart liegt in
der Mischung von Wucht und Zartheit (kindliche Riesen, weich¬
herzige Kraftmenschen sind sein Genre). In Rollen, die nur Wucht
oder nur Zartheit wollen, wird Herr Balajthy naturgemäß nicht
wuchtig und nicht zart, sondern massiv oder sentimental sein; weil
da sein Wesen aus dem Gleichgewicht geraten, das Uebergewicht nach
links oder rechts bekommen muß. Auch in der „Liebelei“ wirkte der
innige Klang seiner herzlichen, tüchtigen, starken Persönlichkeit.
Aber es war eben reine Natur=Wirkung. Die Kunst versagte; oder
besser: kam gar nicht zu Wort. Frau Medelsky und Herr
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[Porif heimsten die Ehren des Abends. Treßler spielte den g
Theodor. Es ist zu erwähnen, daß er zwei Kerzen zugleich mit
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einek Puste ausblasen und in seine Beine einen Knopf schlingen
kanin. Wenn er nur nicht ein so gewalttätiges Lachen hätte. Er lachtz
mit einem Mund, der wie zum Verschlingen aufgerissen ist. Eing
wahres Menschenfresser=Lachen.
Interessant, wie welk und matsch der wienerische Zauber des!#
Schnitzlerschen Schauspiels schon geworden und wie unberührt von
den Jahren noch das besteht, was gutes Handwerk an ihm; vor
allem also dieser so zierlich wie kräftig gebaute erste Akt. Die;
Stimmungs=Weichteile, das fault am frühesten weg von einer Komödie.
Ein Weilchen später erst zerbröckelt die Gedankensubstanz. Aber am
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längsten überdauert das, was Tüchtiges Handwerk an ihr, die Zeiten
und die Geschmäcker. Stärker als der Geist erweist sich die Form;
ja, sie recht eigentlich ist des Dramas unsterbliche Seele. a. p.
Telephon 12.801
Dte
„UBSERTER
ördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I. Konkordiaplatz 4
Vertreiungen
Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
nagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisko, Stockholm, St. Petersburg
(Quellenangabe ohne Gewähr)“
Ausschnitt aus: WiENER CARICATURgA
vom: 344791910
Theater.
Baron Berger ist ein wenig zu eilig
im Ausnützen seiner Erfolge. Er hat in
Herrn v. Balajthy ein außerordentlich
brauchbares Mitglied gewonnen, stellt ihn
aber nach der grandiosen Leistung als
Fuhrmann Henschel in Schnitzlers
„Liebelei“ heraustals den unmöglich-sen¬
timentalen alten Musikus, der seiner
Tochter das bischen Liebelei gönnt. Das
liegt unserem Balajthy nicht und er
versagte. Dagegen war die Hofteufel
eine gute Schlagermizzi. Und ihr zu
Liebe hat sich wohl Baron Berger zuf #.
Liebelei entschlossen.
ODOENVER
4. Seterr. behördi. konz. Undernehmen für Zeftungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, mtage, Cleveland, Christiania,
eaf, Kopenhagen, Lontion, Madridl, Mailand, Minneapolts,
New-Verk, Paria, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
burg, Toronto.
(Guellenengebe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
mbe, Wien
24.-BP
vom
Dedier
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Herr v. Balajthy, die neueste Hoffnung des.
Burgtheaters ist in einer Rolle hinausgestellt
worden, die ihm nicht liegen konnte, in der über¬
haupt unmöglichen Partie des alten Musikers in
der „Liebelei.“ Dieser Weyring ist eine der
weichsten Schokoladefiguren aus der ächnitzler¬
schen Literaturkonditorei und dem herben Wesen
Balajthy’s gänzlich fremd. Sonnenthal mit dem
großen goldenen Herzen konnte noch daraus
etwas machen, selbst Löwe wäre besser gewesen
und hätte das Schmalz gehabt, diese Figur gut
herauszubacken. Hoffentlich gibt man dem neuen
Mann-bald den Erbförster, den Tell u. dgl. gut
gefmanische Figuren, etwa noch den Hebbel'schen
Meister Anton.