Liebelei
5. Lressie, box 11/5
IA
hohem Maße eignet. Umso leichter konnte dies Neumann ge= „Herr“ besitzt Herr Bra
lingen, als er die Bühne kennt und weiß, worauf es ankommt. Kraft in Erscheinung und
So ist er besonders bei dem Auftreten und dem Abgang des
Rottenberg setzte sich
KUNSTOnAWISSENSCHAFT
betrogenen Ehemannes im ersten Akt und bei der heiteren, mit
Hingabe ein; unter seinet
einem allerliebsten Walzer unterlegten Szene am Eßtisch glück¬
nach Wunsch, spielte das
lich gewesen. Sehr hübsch wirkt auch in der Oper bei dieser
Die Regie führte Herr In
Mane
Szene als Gegensatz das alte Volkslied, das Christine am Kla¬
getan hat, um den Fluß
„Liebelei“ in Tönen.
vier singt, eine vornehme, melancholische Weise, die dann spä¬
des Komponisten in Uebe
Uraufführung der Oper „Liebelei“ von Franz Neu¬
ter zu Beginn des dritten Aktes nochmals mit Geschick als beiden Zimmer=Dekoration
mann im Frankfurter Opernhaus (18. September).
Stimmungserregerin herangezogen wird. Durchaus gelungen
lungener als die der beide
Franz Neumanns getreu auf den Texi des Arthur
ist die motivische Charakteristik der sentimentalen, sympathi¬
ein freilich schmer zu bezwi
Schnnt#anschon Schauspiels „Liebelei“, komponierte
schen Christine, die alles einst nimmt und von Herzen spricht,
Höhe des Raumes und
Oper ist gestern im hiesigen Opernhause zum ersten Male in
sowie die musikalische Zeichnung der leichtfertigeren, an dem
ständen offenbarte. Wie
Szene gegangen und mit lebhaftem, von Akt zu Akt sich stei¬
Augenblicke hängenden, lustigen Mizi. Auch die beiden Stu¬
Publikum im Laufe des Al
gerndem Beifall ausgenommen worden. Sicherlich ist ein Teil
denten heben sich musikalisch gut von einander ab. Etwas zu
volle Novität, und als die
des Erfolges der Uraufführung auf die persönlichen Beziehun¬
stark realistisch gestaltet wollte uns die alte Klatschtante im
moderne italienische Vorbi
gen des Komponisten zu dem Kunstleben unserer Stadt zurück¬
zweiten Akt erscheinen, doch bildet die musikalische Figur, so
einsetzten, war der große
zuführen, und die Hände vieler Zuhörer mögen sich gestern
wie sie ist, ein gutes Gegenstück zu dem sympathisch behandelten
Nach den Aktschlüssen wurd
doppelt eifrig an den Kundgebungen des Wohlgefallens betei¬
Vater Christinens. Gut in Tönen steht die düstere Gestalt des
Ende der Oper auch der D
ligt haben, weil Herr Neumann der fleißige und routinierie
betrogenen und sich rächenden Ehemannes in der Oper da.
der Komponist vielfach ge
Künstler ist, der ihnen jahrein, jahraus die beliebtesten Opern
Herrscht im ersten Akt der musikalische Dialog vor, so fließt die
belei“ in Tönen gestern vo
und Operetten als Dirigent vermittelt. Aller Voraussicht nach
Lyrik in der zweiten Hälfte des folgenden Aktes und im letzten
über die deutschen Opernb#
handelt es sich aber bei der Novität wohl um mehr als einen
Aufzug in breiterem Strome; sie birgt zwar kaum eine Perle
bloßen Lokalerfolg. Das Libretto darf man füglich als allge¬
von unschätzbarem Werte, ist aber sinngefällig und gibt den
mein bekannt ansehen; von allen Stücken, die dem Repertoire
Sängern Gelegenheit, mit der Stimme vorteilhaft herauszu¬
des deutschen Schauspiels in den letzten Jahrzehnten zugewach¬
kommen. Die Instrumentation der Dialogszenen ist mit Be¬
sen sind, ist ja das lebensvolle und rührsame Schnitzler'sche
dacht dezent durchgeführt und in einzelnen Abschnitten, sowie
eines der beliebtesten und zugkräftigsten geworden. Und das
in dem breiter angelegten Vorspiel zum dritten Akt in satten
Drama ist auch unter der musikalischen Draperie unverändert
Farben aufgetragen; wohlklingend und eindrucksvoll ist sie
wirksam geblieben, selbst in den Abschnitten, in welchen der
durchgehends. Der Komponist hatte das Glück, die erste Auf¬
Dialog durch den Ton und die instrumentale Untermalung der
führung seiner ersten Oper in den wichtigeren Rollen mit ge¬
Situation an Leichtflüssigkeit Einbuße erleiden mußte. Be¬
eigneten Kräften besetzen zu können. Fräulein Sellin ward
reitete dieser Dialog dem Komponisten Schwierigkeiten
der liebenswerten Christine eine der Sache stimmlich völlig ge¬
seine Notenfeder durfte nach dem Muster der modernen s.
wachsene Interpretin; der süße Sopran der Sängerin entschicd
Konversationsoper auch den sprödesten Dingen, wie „Stoppel¬
namentlich in den beiden letzten Akten den Erfolg der Neu¬
zieher" und „Konversations=Lexikon“, nicht aus dem Wege
mann'schen Lyrik. Fräulein Doninger gab die Mizi
gehen — so darf man ihm zuerkennen, daß er sich durch mög¬
Schlager mit angemessener Beweglichkeit; einige operettenhaf¬
lichst getreue Anlehnung an den Sinn der Phrase mit der rezi¬
ten Nuancen störten den Eindruck nicht allzusehr. Mit rüh¬
tativen Gestaltung im Ganzen glücklich abzufinden ver¬
menswerter Sicherheit und angemessener Charakteristik ver¬
stand. Freilich sind die Rollen des Stückes, besonders im
körperten Herr Gentner den unglücklichen Fritz, Herr
ersten Akt, für die Sänger ungleich schwieriger und minder
Breitenfeld den vorsichtigen, teilnehmenden Theodor.
dankbar geworden, wie sie es für die Darsteller des Schauspiels
Auch Herr Schneider eignet sich für die Rolle de“ alten
sind; dafür aber konnte der Komponist in wichtigeren Momen¬
Violinisten vortrefflich. Mit Erfolg bemühte sich Fräulein
ten von der starken Wirkungsfähigkeit profitieren, die der Musik] Wellig um die Episodenrolle der Frau Binder; das Organ
als Stimmungserregerin und Stimmungsverstärkerin in soI freilich klang gestern auffallend scharf und spitz. Für der
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hohem Maße eignet. Umso leichter konnte dies Neumann ge= „Herr“ besitzt Herr Bra
lingen, als er die Bühne kennt und weiß, worauf es ankommt. Kraft in Erscheinung und
So ist er besonders bei dem Auftreten und dem Abgang des
Rottenberg setzte sich
KUNSTOnAWISSENSCHAFT
betrogenen Ehemannes im ersten Akt und bei der heiteren, mit
Hingabe ein; unter seinet
einem allerliebsten Walzer unterlegten Szene am Eßtisch glück¬
nach Wunsch, spielte das
lich gewesen. Sehr hübsch wirkt auch in der Oper bei dieser
Die Regie führte Herr In
Mane
Szene als Gegensatz das alte Volkslied, das Christine am Kla¬
getan hat, um den Fluß
„Liebelei“ in Tönen.
vier singt, eine vornehme, melancholische Weise, die dann spä¬
des Komponisten in Uebe
Uraufführung der Oper „Liebelei“ von Franz Neu¬
ter zu Beginn des dritten Aktes nochmals mit Geschick als beiden Zimmer=Dekoration
mann im Frankfurter Opernhaus (18. September).
Stimmungserregerin herangezogen wird. Durchaus gelungen
lungener als die der beide
Franz Neumanns getreu auf den Texi des Arthur
ist die motivische Charakteristik der sentimentalen, sympathi¬
ein freilich schmer zu bezwi
Schnnt#anschon Schauspiels „Liebelei“, komponierte
schen Christine, die alles einst nimmt und von Herzen spricht,
Höhe des Raumes und
Oper ist gestern im hiesigen Opernhause zum ersten Male in
sowie die musikalische Zeichnung der leichtfertigeren, an dem
ständen offenbarte. Wie
Szene gegangen und mit lebhaftem, von Akt zu Akt sich stei¬
Augenblicke hängenden, lustigen Mizi. Auch die beiden Stu¬
Publikum im Laufe des Al
gerndem Beifall ausgenommen worden. Sicherlich ist ein Teil
denten heben sich musikalisch gut von einander ab. Etwas zu
volle Novität, und als die
des Erfolges der Uraufführung auf die persönlichen Beziehun¬
stark realistisch gestaltet wollte uns die alte Klatschtante im
moderne italienische Vorbi
gen des Komponisten zu dem Kunstleben unserer Stadt zurück¬
zweiten Akt erscheinen, doch bildet die musikalische Figur, so
einsetzten, war der große
zuführen, und die Hände vieler Zuhörer mögen sich gestern
wie sie ist, ein gutes Gegenstück zu dem sympathisch behandelten
Nach den Aktschlüssen wurd
doppelt eifrig an den Kundgebungen des Wohlgefallens betei¬
Vater Christinens. Gut in Tönen steht die düstere Gestalt des
Ende der Oper auch der D
ligt haben, weil Herr Neumann der fleißige und routinierie
betrogenen und sich rächenden Ehemannes in der Oper da.
der Komponist vielfach ge
Künstler ist, der ihnen jahrein, jahraus die beliebtesten Opern
Herrscht im ersten Akt der musikalische Dialog vor, so fließt die
belei“ in Tönen gestern vo
und Operetten als Dirigent vermittelt. Aller Voraussicht nach
Lyrik in der zweiten Hälfte des folgenden Aktes und im letzten
über die deutschen Opernb#
handelt es sich aber bei der Novität wohl um mehr als einen
Aufzug in breiterem Strome; sie birgt zwar kaum eine Perle
bloßen Lokalerfolg. Das Libretto darf man füglich als allge¬
von unschätzbarem Werte, ist aber sinngefällig und gibt den
mein bekannt ansehen; von allen Stücken, die dem Repertoire
Sängern Gelegenheit, mit der Stimme vorteilhaft herauszu¬
des deutschen Schauspiels in den letzten Jahrzehnten zugewach¬
kommen. Die Instrumentation der Dialogszenen ist mit Be¬
sen sind, ist ja das lebensvolle und rührsame Schnitzler'sche
dacht dezent durchgeführt und in einzelnen Abschnitten, sowie
eines der beliebtesten und zugkräftigsten geworden. Und das
in dem breiter angelegten Vorspiel zum dritten Akt in satten
Drama ist auch unter der musikalischen Draperie unverändert
Farben aufgetragen; wohlklingend und eindrucksvoll ist sie
wirksam geblieben, selbst in den Abschnitten, in welchen der
durchgehends. Der Komponist hatte das Glück, die erste Auf¬
Dialog durch den Ton und die instrumentale Untermalung der
führung seiner ersten Oper in den wichtigeren Rollen mit ge¬
Situation an Leichtflüssigkeit Einbuße erleiden mußte. Be¬
eigneten Kräften besetzen zu können. Fräulein Sellin ward
reitete dieser Dialog dem Komponisten Schwierigkeiten
der liebenswerten Christine eine der Sache stimmlich völlig ge¬
seine Notenfeder durfte nach dem Muster der modernen s.
wachsene Interpretin; der süße Sopran der Sängerin entschicd
Konversationsoper auch den sprödesten Dingen, wie „Stoppel¬
namentlich in den beiden letzten Akten den Erfolg der Neu¬
zieher" und „Konversations=Lexikon“, nicht aus dem Wege
mann'schen Lyrik. Fräulein Doninger gab die Mizi
gehen — so darf man ihm zuerkennen, daß er sich durch mög¬
Schlager mit angemessener Beweglichkeit; einige operettenhaf¬
lichst getreue Anlehnung an den Sinn der Phrase mit der rezi¬
ten Nuancen störten den Eindruck nicht allzusehr. Mit rüh¬
tativen Gestaltung im Ganzen glücklich abzufinden ver¬
menswerter Sicherheit und angemessener Charakteristik ver¬
stand. Freilich sind die Rollen des Stückes, besonders im
körperten Herr Gentner den unglücklichen Fritz, Herr
ersten Akt, für die Sänger ungleich schwieriger und minder
Breitenfeld den vorsichtigen, teilnehmenden Theodor.
dankbar geworden, wie sie es für die Darsteller des Schauspiels
Auch Herr Schneider eignet sich für die Rolle de“ alten
sind; dafür aber konnte der Komponist in wichtigeren Momen¬
Violinisten vortrefflich. Mit Erfolg bemühte sich Fräulein
ten von der starken Wirkungsfähigkeit profitieren, die der Musik] Wellig um die Episodenrolle der Frau Binder; das Organ
als Stimmungserregerin und Stimmungsverstärkerin in soI freilich klang gestern auffallend scharf und spitz. Für der