II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 974

Liebelei
51 box 11/6
Tetephes 12.801.
„ODSERTER
1. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltunge-Aueschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnespolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quelienangabe ohne Arwüz.
Aussohnit aus: Wen Sulinnl
2. 3 AUG 1910
vom:
Theater und Musik.
Bremer Schauspielhaus.
Liebelei von Arthur Schnitzler.
Die rote Robe vol
Die Leitung des Schauspielhauses fährt fort,
mit geschickter Hand aus dramatischer Produktion
der letzten Jahrzehnte sich ein wertvolles und vor
allem wirksames Repertoir zu schaffen. Sonnabend
und Sonntag kamen Arthur Schnitzler mit seinem
köstlichen zarten Stimimungteagödie „Liebelei" und
Eugene Brieux wit seinem satirischen krimina¬
listischen Bravouystück „Die rote Robe“ zu Wort.
An beiden Abenden zeigte sich die Regie besonders
wieder durch eine treffliche äußere Inszenierung
ihren Aufgaben in schönster Weise gewachsen.“
So hatte man diesmal auch dem Amtszimmer des
Richters Monzon in dem französischen Stück die er¬
forderliche charakteristische und gerade darum
stimmungsvolle Nüchternheit gegeben.
Die tiefe Wirkungskraft und der feine Zauber
des Wiener Liebesdramas, eines wundervollen
Gegenstückes zu der norddeutschen „Jugend“ Halbes,
wurde am Sonnabend leider durch die ganz unzu¬
längliche Besetzung der männlichen Hauptrolle beein¬
trächtigt. Man konnte dem armen „süßen
Mädel“ von Christine ihren Geschmack und ihre Ver¬
zweiflung dieses „Fadians“ wegen so gar nicht nach¬
empfinden. Dafür waren Frl. Perron selbst als
Christine und Frl. Wirth als fesche Mizzi Schlager
recht an ihrem Platze. Hervorgehoben sei dazu
Herr Donat, der auch die Regie hatte, als alter fein¬
seeliger Vater Weiring.
Brieux' „Rote Robe“ ist vor zehn Jahren im
Triumphzug über alle europäischen Bühnen ge¬
gangen, und der tosende Beifall, in den sich auch dies¬
mal nach jedem Akte die aufs äußerste gespannte
Aufmerksamkeit entlud, bewies, daß die stofflich
und szenische Durchschlagskraft dem Stücke un
verloren ist. Von den Darstellern standen in erste
Reihe Herr Kustermann und Frl. Wirth als Elche
pare und Yanetta, die beide ihre Rollen mit er
schütternder elementarer Wucht duchführten, un
Herr Matthes,
der als Untersuchungsrichte
Monzon den satirischen Absichten des Autorsz
somoser Wirkung verhalf. Herr Matthes zeichne
auch die gewiß nicht leichte aber einwandfre
Regieleistung.
.+h.