II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1088

iebelei
5. box 12/3
Paris, Kom, San Francisco, Slen
(Quellenangabe ehne Gewahs).
chrier, Borlin
Ausschnitt aus ühier Oren
rgemungane
vom: 16. MAI 191.

Das Neue Volkstheater veranstaltete gestern
gleichfalls—einen Sch##=Abend. Zur Auf¬
führung gelangten die drollige Satire „Literatur“
und das schwermütige Schauspiel „Liebelei“. In
„Literatur“, waren Spiel und Regie (Herr
Robert Müller) gleichmäßig fein ausgearbeitet.
in ihrer
Fräulein Yella Wagner
schuf
Margarethe eine sonnige, lachende Figur. Da war
alles aus einem Guß. Sie traf mit schöner Sicher¬
heit alle Farbentöne dieses schillernden Regenbogens,
dieser komplizierten Frauenseele, die in ihrer Super¬
modernität doch nie die Anmut, die fröhliche Leichtig¬
keit, die Wahrhaftigkeit trunkener Leidenschaft
ablegt, durch soviele Hohlheiten des Lebens sie
auch getaumelt ist. Den grellsten Kontrast zu dieser
prächtigen Einheit formte Herr Robert Müller als
Gilbert. In Spiel und Maske — in dieser vielleicht
allzu prononciert, so daß man nicht begreifen mochte,
wie eine Margarete sich solchem Gesellen in die
Arme werfen konnte — brachte der Darsteller das
prahlerische Sykophantentum dieses „Kaffeehaus¬
Literaten“ und Kunstprotzen zu ergötzlichem Ausdruck.
Herr Nowotny gab seinerseits wieder ein Gegen¬
stückt ein freundlicheres, m seinem Clemens: das des
etwas beschränkten, etwask eitlen, aber vollkommenen:
Kavaliers von blauestem Blut.
Nicht ganz so glücklich gelang die Darstellung von
„Liebelei“. Licho's Regie war feinfühlig und ge¬
schmäckvoll. Herr Nowotny und Frl. Else Bäck
als Theodor und Mizi stellten ein köstliches Wiener
Pärchen auf die Bretier, und auch Herr Robert
Müller zeichnete wieder in seinem Violinspieler
Weiring eine Charaktergestalt. Frl. Angerstein
als Christine und Herr Riemann als Fritz fielen,
so sympathisch sie sich gaben, gegen diese vollblutigen
Wiener etwas ab. Vielleicht ist auch manches davon
auf die etwas larmoyante Langweiligkeit dieser beider
Rollen zu setzen.
ff.
lusschnitt aus Bzewlingr Börgen Coneler, Lfün
Morgenausgabe
46 MAl AD1e
(om:
Das Neue Volkstheater veranstaltete gestern
gleichfalls einen Schitler=Abend. Zur Auf¬
führung gelangten d br##g Satire „Literatur“
un) das schwermütige Schauspiel „Liebelei". In
(Herr
„Literatur“, waren Spiel und Regie
Robert Müller) gleichmäßig fein ausgearbeitet.
in ihrer
1420
Fräulein Yella Wagner schuf
Margarethe ein# sonnige, lachende Figur. Da war
alles aus einem Guß. Sie traf mit schöner Sicher¬
heit alle Farbentöne dieses schillernden Regenbogens,
dieser komplizierten Frauenseele, die in ihrer Super¬
modernität doch nie die Anmut, die fröhliche Leichtig¬
keit, die Wahrhaftigkeit trunkener Leidenschaft
ablegt, durch soviele Hohlheiten des Lebens sie
auch getaumelt ist. Den grellsten Kontrast zu dieser
prächtigen Einheit formte Herr Robert Müller als
Gilbert. In Spiel und Maske — in dieser vielleicht
allzu prononciert, so daß man nicht begreisen mochte,
wie eine Margarete sich solchem Gesellen in die
Arme werfen konnte — brachte der Darsteller das
prahlerische Sykophantentum dieses „Kaffeehaus¬
Literaten“ und Kunstprotzen zu ergötzlichem Ausdruck.
Herr Nowotny gab seinerseits wieder ein Gegen¬
stück, ein freundlicheres, in seinem Clemens; das des
etwas beschränkten, etwas eitlen, aber vollkommenen
Kavaliers von blauestem Blut.
Nicht ganz so glücklich gelang die Darstellung von
„Liebelei". Licho's Regie war feinfühlig und ge¬
schmackvoll. Herr Nowotny und Frl. Else Bäck
als Theodor und Mizi stellten ein köstliches Wiener
Pärchen auf die Bretter, und auch Herr Robert
[Müller zeichnete wieder in seinem Violinspieler
Weiring eine Charaktergestalt. Frl. Angerstein
als Christine und Herr Riemann als Fritz fielen,
so sympathisch sie sich gaben, gegen diese vollblutigen
Wiener etwas ab. Vielleicht ist auch manches davon
auf die etwas larmoyante Langweiligkeit dieser bolden
Rollen zu setzen.

Ausschnlt aus:GERL-INER TAGBLATT
vem: 16. MAl 1912
ke. Das Neue Volkstheater brachte gestern seinem treuen
Kreise mit einem sehr schönen Schnitzlerabend Rührung und Er¬
heiterung und darf auch über die Grenzen einer billigen Volksbühne
hinaus Anerkennung und Dank beanspruchen. Man gab die „Lie¬
belei“, von weicher Hand für weiche Herzen geformt, ein Stück voll
von einem edlen Geigenton und über das Zeitliche hinaus reich
in der Klarheit des Menschenerkennens und in der Echtheit des Wiener
Duftes. Es wird, wie es an dieser Stelle sein muß, in Schmerz und
Scherz etwas betont gespielt, aber immer bleibt der Wert und Sinn
des Schauspiels gesichert.. Martha Angerstein als Christine,
Else Bäck als Mizi, Johannes Riemann und Aurel No¬
wotny sind die vier jungen Leute mit scharf markierten Gegen¬
sätzen und zugleich mit einer krefflichen Zusammenfassung. Herr
Robert Müller, der Schnitzlers Musikus Miller, den alten
Violinspieker Weiring, gibt, und=Anna Rubnerals Frau Binder
fügen sich bestens an.
Vorher gab man aus dem Zyklus der „Lebendigen Stunden“ den
Einakter =Literatur". Die sprühende Satire, Spott eines echten
Dichters gegen die Dichterlinge („Talentvoll sind alle im Kaffee¬
haus!“) ist unvergeßlich gut früher einmal von der Dreiheit=Triesch¬
WM

Bassermann=Rittner gespielt worden. Aber auch, was man gestern
draußen in der Köpenicker Straße sah, brauchte sich nicht zu schämen.
Der Urwiener des Herrn Nowotny war ein ganzer Mensch, und
Herr Müller hätte nur etwas jünger aussehen, und das sehr be¬
gabte Fräulein Lella Wagner in der Bewegung nicht ganz so
wild sein dürfen, und auch sie wären echte Schnitzlers gewesen.
tige Einakter „Literatur“ mit seiner Sa¬
tire auf verlogene Literatengefühle kommen.
Im“ Charlottenburger Schillertheater
Berliner Zeitung am Mittag, Berlin
konpe man sich an den drei geistvollen Einaktern
speuen, in denen sich „Spiel und Wirklichkeit“
Pfeltsam verweben. Direktor Pategg hatte
allen eine sorgfältige Inszenierung zuteil werden
Schnitzler-Aufführungen.
glassen. In der „Gefährtin“ fand neben Max
Man Mrse—acGherterene der nach
Reimer und Conrad Wiene Fräulein Hedwig
der Köpenicker Straße gehen, um Schnitzler zu
*
Pauly herzliche Töne, im „Paracelsus“ war Heinz
sehen. Die Neue Freie Volksbühne er¬
Bernecker ein biederer Waffenschmied und tüch¬
füllte ihrem Publikum gegenüber die Ehren¬
tiger Gegenspieler Hans F. Gerhards, der, in
pflicht, zu des Dichters 50.Geburtstag mit der
der Maske halb Charlatan, halb Heiliger, den
entzückend wehmütigen Tragödie des kleinen
Theophrastus Bombastus Paracelsus klug sprach
süßen Mädelchens, die „Liebelei“. Toller
und mimte. Im „Grünen Kakadu“ wandelte
Uebermut, schmerzhafte Ironie, Seligkeit, Ban¬
sich der kühle Paracelsus“ zum leidenschaftlichen
gen, Empörung und Todesmut spielte sich vor
Komödianten, und mit ihm halfen Georg
leuchtenden und vielfach tränenden Blicken ab.
Paeschke, Conrad Wiene, Richard Wirth und das
Und war auch manches in der Darstellung nicht
übrige Volk von Paris der glänzenden Revo¬
so fein abgetönt, wie es gerade diesem am feinsten
lutions=Groteske ihre dramatische Wirkung üben.
abgetönten Dichter tragischer Halbheiten und
Jedenfalls mag sich der Bühnenverein bei den
Zwischenspiele zukommt, so schadete es doch bei
beiden Bühnen bedanken. Sie allein haben in
dem Volksstück nicht. Die „jungen Leute“ von
Berlin bei diesem Anlasse das Programm der
Johannes Niemann und Aurel Nowotny, die
50. Geburtstagsfeier innegehalten, das uns so
Christine Martha Angersteins und Else Bäcks
feierlich verkündet und mit so viel Nachdruck#
Mizi waren respektable Leistungen. Ebenso ist
immer wieder in Erinnerung gebracht wurdel#
Robert Müller und Anna Rubner zu nennen.
1
Nicht zu gleich starker Wirkung konnte der präch¬