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* Ne pritg inhih.
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### Arthur Schnitzler.
nennt, die reizendste Vertreterin dieser seiner
zarten Geschöpfe gezeichnet. In Christine, die
im Herzen des jungen Fritz Lobheimer nach einer
langen Reihe seiner Liebeleien endlich die reine
Liebe erweckt, ist eine Gestalt geschaffen, die
zu dem Unvergänglichsten gezählt werden muß,
was die moderne Literatur kennt. Martha
Angerstein lieh-ihr in der gestrigen Auffüh¬
rung ihre ganze Anmut und ihre ganze reife
Kunst. Ihr Partner, Johannes Riemann,
fand den rechten Ton für die heiteren und tief¬
tragischen Seiten seiner Rolle. Aurel No¬
wotny und Else Bäck zeigten, wie ein Wiener
verliebtes Pärchen lacht, töllt und busselt, und,
das war sehr neit Röberr Müller machte au¬
der kleinen Rolle des Violinisten Wessing ein 1.
binettstückchen. Schabe, doßer uns bald verläßt.
röffnet wurde der Abend mit der witzigen
kterkomödie „Literatur", in der der
sser die drei köstlichen grundverschiedenen
en eines aristokratischen Stutzers, eines
größenwahnsinnigen Literaten und eines leicht¬
sinnigen Weibchens gegeneinander ausspielt, die
von Bella Wagner, Aurel Rowotny und
Robert Müller vorzüglich nachgezeichtet
Bas.
wurden. usäue * 129= R
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Drei Einalier imn Schillerthegter.
„Die Gefährtin.“ — „Paracelsus.“
„Der grüne Kakadn.“
5 (Im Charlottenburger Hause.)
In diesen drei Einaktern, die von seiten der
Schillerbühne eine treffliche Wahl bedeuten,
kommt Arthur Schnitzlers ganze Wandlungs¬
fähigkeit zu fast restlosem Ausdruck. In der „Ge¬
fährtin“ ist es das moderne Liebesproblem,
dessen taufendfältigen Wegen kein anderer so wie
dieser zart empfindende Wiener Seelenarzt nach¬
zuspüren vermag. Es ist eine schlichte Episode,
die er in diesem Akt gibt, diese langsam im Be¬
wußtsein des alternden Gatten aufdämmernde
Wahrheit üben das geheime Liebesleben seines
soeben der Erde übergebenen jungen Weibes. Und
es sind verhaltene, zarte, empfindsame Worte, die
die Menschen in dieser von dumpfer Schwermut
erfüllten Szene sprechen: Menschen und Worte
von Schnitzlers unendlich feiner Art. In ver¬
ständnisvoller Nachschöpfung erwuchs das kleine
Schauspiel dank der feinsinnigen Wiedergabe zu
einem starken Eindruck. Max Reimer, Con¬
rad Wiene und. Hedwig Pauly gaben die
drei Hauptfiguren mit viel Takt und der aus der
ganzen Stimmung gebotenen Zurückhaltung.
Etwas kräftigere Nüancen findet der Dichter
in „Paracelsus“. Es ist ein gereimter Scherz,
ein Schwanken zwischen Spiel und. Wirklichkeit.
Schnitzler benutzt die Figur des berühmten Arztes
Paracelsus zu einer Analyse weiblicher Empfin¬
dungen; und in dem scheinbaren Spiel, das der
mittelalterliche Hypnotiseur mit der Frau
Justina treibt, offenbart sich dem staunenden und
verblüfften Gatten die reiche Skala der Liebes¬
regungen, die auch im Herzen einer treuen
Gattin schlummern und der Erweckung fähig sind.
Die Justina Elsa Wasas hätte hier mehr Farbe
zeigen dürfen; Herr Gerhard gab mit ein¬
fachen, aber eindringlichen Mitteln den Para¬
celsus; die Herren Bernecker (Cyprian),
Bildt (Dr. Copus) und Braun (Junker An¬
selm) trafen gut den Ton des Versspiels.
Den Beschluß machte die figurenreiche Revo¬
lutionsgroteske „Der grüne Kakadu“.
Hier zeigt Schnitzler seine ganze große drama¬
tische Gestaltungsfähigkeit und wie das Finale
des lebensprühenden Einakters aus tollem Spiel
Aasmnsg.
des „schmalzigen", von kyrischem Honigseim
überfließenden Musikers, und die Jahre haben
sein innerstes Wesen offenbar nicht verändert.
Denn so wie die Zusammenstellung der Ge¬
dichte, die er hier vertont hat, beweist, daß es
ihm immer noch nur um die Erzielung billiger
Effekte zu tun ist, so ist auch die Musik zu diesen
Texten schlimmste Marzipanmusik, süß bis zur
Widerlichkeit, unmöglich in unserer heutigen
Zeit, abgestanden und innerlich von Unnatur an¬
gefressen. Ist es überhaupt möglich, daß ein
Musiker heute noch derart empfindet? Wie kann
alles, was in den letzten fünfzehn Jahren sich im
Reiche der Musik ereignete, so völlig spurlos an
einem schaffenden Musiker vorübergehen, ohne
ihn wenigstens zum Nachdenken zu veranlassen?
Wer sich so völlig in eine abgestorbene Welt ver¬
senkt, wie Meyer=Helmund es tut, hat uns
absolut nichts mehr zu sagen!
Nicht besser ist das zweite Stückchen „Ta¬
glioni". Da wird gezeigt, wie die berühmte Tän¬
zerin Taglioni auf einer Reise in Rußland von
einem Räuber gefangen wird, und wie dieser
sentimentale Bandit keine anderen Sorgen hat,
als sich von der Künstlerin etwas vortanzen zu
lassen. Auch hier wieder die gleiche Musik von
unerträglicher Süße, auch hier abermals die ab¬
gebrauchten Mittel, die Zuhörer durch musika¬
lisches Mondscheingeflimmer in falsche Rührung
zu derfetzen! Nein, mit einer so beschaffenen
musikalischen „Kunst“ wollen wir nichts mehr
zu tun hoben! ... In dem ersten Stück zeich¬
nete sich Herr van Hulst aus, im zweiten
erratig die Tänzerin Grete Margot einen
farken Erfolg.
J. C. Lusztig.
Eine Abwehr der Rissen=Gegner. Das
Flugblatt des zur Bekämpfung Rissens organi¬
sierten „Protestbundes“ hat unter der großen
Mehrzahl der Genossenschafter einen Sturm
der Entrüstung wachgerufen. Das Rechts¬
schutzbureau führt in einer geharnischten
Erklürung etwa folgendes aus: „Wir erklären,
daß wir das letzthin veröffentlichte Flugblatt
eines sogenannten „Protestbundes“ gegen Rissen
aufs schärfste als groben Verstoß gegen
e genossenschaftliche Solidari¬
tät verurteilen. Ohne weiter auf die in dem¬
selben ausgesprochenen Verdächtigungen eiphu:
gehen, erklären wir hiermit: Wir haben in näch¬
ster Nähe und durch persönliche Beteiligung auf
dem reichen Arbeitsgebiete der Genossenschaft
jahrelang Gelegenheit gehabt, den Präsidenten
in seiner aufrechten Hingabe an die ihm anver¬
trauten Interessen der Genossenschaft zu beob¬
achten. Wir weisen deshalb mit Entschiedenheit
das in dem genosfenschaftlichen Leben neuartige
Vorgehen zurück.“
Das „Frauenkomitee“ hat ebenfalls zu
dem Flugblatt Stellung genommen. Es erklärt,
daß es sich zenügend von der aufopfernden Tätig¬
keit des Präsidenten überzeugt habe. „Laßt unsere
Genossenschaft und unser Ansehen nicht länger
durch dieses „Kesseltreiben“ herabziehen. Wir
können jetzt unmöglich länger schweigen. Jede
Kollegin schließe sich uns an und bilde sich selbst
ihr Urteil. Dann wird unsere einstimmige For¬
derung lauten: Unverzüglich vollgültige, tat¬
kräftige Beweise für diese ungeheuerlichen Ver¬
dächtigungen. Macht dieser unwürdigen Wühl¬
arbeit ein Ende, denn sie ist es einzig und allein,
die uns in unseren Arbeiten hemmt und unsere
ganze Organisation dem Gespött der Welt preis¬
gibt.“
Ein Strindberg=Zyklus im Deutschen
Schauspielhaus. Herr Direktor Lantz, der
künftige Leiter des „Deutschen Schauspielhauses“
(Komische Oper) schreibt uns: Bereits in der Er¬
öffnungswoche wird als Gedächtnisfeier
für August Strindberg das Passionsspiel
„Ostern“ in Szene gehen. Auf die Gedächtnis¬
feier wird unmittelbar die Aufführung des
Märchenspiels „Schwanenweiß“ folgen. Die
Musik zu „Schwanenweiß“ von Jon Libelius wird
unter persönlicher Leitung des Komponisten vom
Philharmonischen Orchester zu Gehör gebracht.
werden. — Das sind sehr hübsche Porsätze, die
zweifellos ihre Erfüllung finden werden, falls
Herr Lantz auch die — Konzession als Theater¬