Tebelei
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ws Dmae mm mnenane Wiebialtes vom Anfang
bis zum Ende durch. Ein Unterfangen, das ebenso von
Kühnheit als von der Ueberzeugung des eigenen Könnens
spricht. Ist es nicht ein Wagnis, ein für Opernzwecke nicht
eingerichtetes Buch, das in gewöhnlicher Prosa geschrieben ist
und im Dialog von Alltäglichkeiten wimmelt, in Musik setzen
zu wollen? Welches Können gehört dazu, drei Akte durchwegs
mit Parlandi auszufüllen, ohne den Hörer zu langweilen?
Der Komponist der „Liebelei“ vermochte nicht über alle
Klippen, die sich ihm in dem Schnitzlerschen Drama boten,
glatt hinwegzukommen, aber sein starkes Talent hat ihm
über manche Fährlichkeiten hinweggeholfen, an welchen
ein minder starkes Können gescheitert wäre. Die Musik zu
einem solchen Text kann lediglich illustrativ sein und
muß sich begnügen, das Wort zu untermalen. Schöne
Arien und Chöre, in denen der Komponist besonders
wirken könnte, gibt es hier nicht. Es wird einfach
das, was bei den Prosaaufführungen der „Liebelei“
gesprochen wird, rezitativ gesungen. Der Ko
der über eine starke Erfindungsgabe verfügt, wird
trotz des Fehlens eines geschlossenen Textes zuweilen arios
und versteht es, die jeweilige Stimmung sehr hübsch
musikalisch zu illustrieren. Zuweilen schießt er übers Ziel
und kleidet ganz banale Dinge in breite Kantilenen, wie
z. B. die Stelle „Ich möchte gern so hoch wohnen“, wenn
Fritz aus dem Fenster über die Dächer schaut. Sehr gut
hält der Komponist die einzelnen Figuren seiner Oper
auseinander. Der Leichtsinn Mizzis, die schwermütige
Sentimentalität Christinens, die Lustigkeit Theodors, wie die
ahnungsvolle Schwermut Fritzens finden ihren charakteristischen
Ausdruck. Für die Lustigkeit des Soupers mit den „süßen
Mädeln“ findet Neumann humoristische Töne, ebenso wie
er die Tratschsucht der Strumpfwirkersgattin trefflich
charakterisiert. Am besten gelingen dem Komponisten die
lyrischen Stellen, wenn er auch sehr charakteristische Unheil¬
motive zu erfinden wußte. Sehr schön ist das große Vor¬
spiel zum dritten Akt: die Schilderung des tragischen
Ausgangs. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn dieses
Vorspiel gleich in den dritten Akt hinübergeleitet hätte;
man würde dann nicht durch das Beifallklatschen der
Zuhörer aus der Stimmung gerissen. Daß Neumann
in seinen musikalischen Anschauungen auf modernem
Boden steht, zeigt ja schon die Art, wie er sich sein
Opernbuch beschaffte. Doch ist er nur modern in
der Technik, sonst aber Melodiker durch und durch,
der selbst die kleinste Phrase wohlklingend gestaltet.
Das Publikum nahm die Novität überaus freundlich auf
und ließ sich ebenso von der Dramatik der Handlung, wie
von der fein illustrierenden Musik gefangen nehmen. Den
Hauptanteil an dem großen Erfolg der Oper, die schon
an dreiundzwanzig deutschen Bühnen zur Aufführung kam,
hat aber die ausgezeichnete Darstellung. Fräulein Engel
ist eine vortreffliche Darstellerin der rührenden Gestalt der
Christine. Sie spielt und singt die Partie ergreifend. Als
Gegenstück offenbart Fräulein Roeder als lustiges
Modistenmädel ein artiges Soubrettentalent. Herr Lu߬
mann leiht dem unglücklichen Fritz den strahlenden
Glanz seines Tenores und findet sich prächtig in
die Lyrik des dem Tod entgegengehenden Liebhabers,
während Herr Brand als sorglos=lustiger Lebemann
Theodor einen liebenswürdigen Humor entwickelt.
Herr Klein spielt den für seine verletzte Gattenehre
Genugtuung heischenden Ehemann mit vornehmer Würde
und Herr Bandler macht aus dem alten Geiger eine
rührende Gestalt. Sehr gut ist auch Frl. Macha in der
Rolle der tratschsüchtigen Nachbarin. Während Herr
Markowsky für eine stimmungsvolle Inszenierung der
Oper sorgte, hat sich Kapellmeister Tittel mit Hingebung
um die musikalische Leitung bemüht und dadurch viel zu
dem schönen Erfolg beigetragen. Er hat sich den Lorbeer¬
kranz, den ihm der Komponist in das Orchester hinabreichte,
redlich verdient.
tren—
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ws Dmae mm mnenane Wiebialtes vom Anfang
bis zum Ende durch. Ein Unterfangen, das ebenso von
Kühnheit als von der Ueberzeugung des eigenen Könnens
spricht. Ist es nicht ein Wagnis, ein für Opernzwecke nicht
eingerichtetes Buch, das in gewöhnlicher Prosa geschrieben ist
und im Dialog von Alltäglichkeiten wimmelt, in Musik setzen
zu wollen? Welches Können gehört dazu, drei Akte durchwegs
mit Parlandi auszufüllen, ohne den Hörer zu langweilen?
Der Komponist der „Liebelei“ vermochte nicht über alle
Klippen, die sich ihm in dem Schnitzlerschen Drama boten,
glatt hinwegzukommen, aber sein starkes Talent hat ihm
über manche Fährlichkeiten hinweggeholfen, an welchen
ein minder starkes Können gescheitert wäre. Die Musik zu
einem solchen Text kann lediglich illustrativ sein und
muß sich begnügen, das Wort zu untermalen. Schöne
Arien und Chöre, in denen der Komponist besonders
wirken könnte, gibt es hier nicht. Es wird einfach
das, was bei den Prosaaufführungen der „Liebelei“
gesprochen wird, rezitativ gesungen. Der Ko
der über eine starke Erfindungsgabe verfügt, wird
trotz des Fehlens eines geschlossenen Textes zuweilen arios
und versteht es, die jeweilige Stimmung sehr hübsch
musikalisch zu illustrieren. Zuweilen schießt er übers Ziel
und kleidet ganz banale Dinge in breite Kantilenen, wie
z. B. die Stelle „Ich möchte gern so hoch wohnen“, wenn
Fritz aus dem Fenster über die Dächer schaut. Sehr gut
hält der Komponist die einzelnen Figuren seiner Oper
auseinander. Der Leichtsinn Mizzis, die schwermütige
Sentimentalität Christinens, die Lustigkeit Theodors, wie die
ahnungsvolle Schwermut Fritzens finden ihren charakteristischen
Ausdruck. Für die Lustigkeit des Soupers mit den „süßen
Mädeln“ findet Neumann humoristische Töne, ebenso wie
er die Tratschsucht der Strumpfwirkersgattin trefflich
charakterisiert. Am besten gelingen dem Komponisten die
lyrischen Stellen, wenn er auch sehr charakteristische Unheil¬
motive zu erfinden wußte. Sehr schön ist das große Vor¬
spiel zum dritten Akt: die Schilderung des tragischen
Ausgangs. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn dieses
Vorspiel gleich in den dritten Akt hinübergeleitet hätte;
man würde dann nicht durch das Beifallklatschen der
Zuhörer aus der Stimmung gerissen. Daß Neumann
in seinen musikalischen Anschauungen auf modernem
Boden steht, zeigt ja schon die Art, wie er sich sein
Opernbuch beschaffte. Doch ist er nur modern in
der Technik, sonst aber Melodiker durch und durch,
der selbst die kleinste Phrase wohlklingend gestaltet.
Das Publikum nahm die Novität überaus freundlich auf
und ließ sich ebenso von der Dramatik der Handlung, wie
von der fein illustrierenden Musik gefangen nehmen. Den
Hauptanteil an dem großen Erfolg der Oper, die schon
an dreiundzwanzig deutschen Bühnen zur Aufführung kam,
hat aber die ausgezeichnete Darstellung. Fräulein Engel
ist eine vortreffliche Darstellerin der rührenden Gestalt der
Christine. Sie spielt und singt die Partie ergreifend. Als
Gegenstück offenbart Fräulein Roeder als lustiges
Modistenmädel ein artiges Soubrettentalent. Herr Lu߬
mann leiht dem unglücklichen Fritz den strahlenden
Glanz seines Tenores und findet sich prächtig in
die Lyrik des dem Tod entgegengehenden Liebhabers,
während Herr Brand als sorglos=lustiger Lebemann
Theodor einen liebenswürdigen Humor entwickelt.
Herr Klein spielt den für seine verletzte Gattenehre
Genugtuung heischenden Ehemann mit vornehmer Würde
und Herr Bandler macht aus dem alten Geiger eine
rührende Gestalt. Sehr gut ist auch Frl. Macha in der
Rolle der tratschsüchtigen Nachbarin. Während Herr
Markowsky für eine stimmungsvolle Inszenierung der
Oper sorgte, hat sich Kapellmeister Tittel mit Hingebung
um die musikalische Leitung bemüht und dadurch viel zu
dem schönen Erfolg beigetragen. Er hat sich den Lorbeer¬
kranz, den ihm der Komponist in das Orchester hinabreichte,
redlich verdient.
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