II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1175

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5. Liebelei
ALEDSTEA
Budapest, Chicago, Christianla, Geuf, Kogen¬
Idon, Madrid, Mailand, Minncapols, New-Tort
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Petersburg.
Fenster“ aufführen können. Und im Lustspielhaften künstlerischen Dramatiker wiederum nicht im st nde
agblatt, Pra
wär's dann ähnlich. Da just die Dialogwendungen sind, auf dem Film so zu sein, wie sie in ihrer ur¬
intimer Heiterkeit, die als wesentlicher Bestandteil sprünglichen Kunstheimat waren: woher soll dann
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zur Gattung des Lustlpiels gehören, durch den die ethische Beredelung des Kino kommen? Wozu
Film nicht gebracht werden köinten, müßten die all die Berühmten bemühen, wenn sie zum Schlusse
kinofreundlichen Dramatiker also abermals zu den doch nur dort anlangen, wohin auch minder Kräf¬
Der Kinodramatiker.
Grotesken, zu den Tanzpulvern und Tellerschmei=tige gelangt wären? Man darf daher so ziemlich
Berlin, Ende Dezember, ßern greifen, um wenigstens den bisherigen Stand die eine Entwicklung erwarten, daß künstlerische
Kräfte auf minder werwollem Boden vergendet
Die Lichtspielsehnsucht unserer Zeit hat's kinematograpt scher Heiterkeit zurückzugewinnen.
werden, ohne daß darum der Film eine größere
Die Kinodramatiker müßten also eine neue
plötzlich mit dem Ehrgeiz bekommen: der Kino
steuert auf ungeahnten Wegen der ethischen Ver= Art der Kinodichtu g schaffen. Eine nur für sie Offenbarung würde, als bisher. Seine wertvollste
edlung zu. Bisher gaben sich alle Veredlungsver= selbst neue Art, den der Film wird sich nur mehr Möglichkeit war bislang die, daß er zoologisch, do¬
suche des Films ein wenig äußerlich. Statt kleiner noch technisch steigern, nicht nach innen vertiesen tanisch, geographisch, ethnographisch lehrhaft wirken
unscheinbarer Schaububen hat man ihm nach und können. Es kommt dabei heraus, daß sich nicht der konnte. Die Mysterien der Seele wird er der mit
nach glühbirnüberflimmerte Paläste aufgebaut und Kino der Kunst sondern, daß sich die Dichter dem Meschinen arbeitet, schon deshalb nicht lösen, weil
die Intendanz manchen Kammerlichtspieltheaters Kino nähern. Daß sie sich ihrer eigenen Kunst ent= die Seele selbst keine Maschine ist. Seine psycholo¬
drang sogar darauf, daß man sich die Uraufführun=freiden, sich hier in die Gefahr des Entwurzelt= gische Begabung scheint apokryph, auch wenn die
feinsten Psychologen kommen. Sie werden Riesen¬
gen ihres Instituts in großer Gesellschaftstoilette werdens begeben, um der Grobkörnigkeit, den pri¬
ansah. Siatt des Klaviers, worauf ein müder mitiven Linien, um sich der Verflachung zu nähe.honorare, Riesentantiemen in Fülle beziehen. Aber
Kneipenvirtuose bis zur Poli seistunde schwermütige Die deutsche Literatur ist augenblicklich nicht reich warum deshalb auch gleich mit großen Gebärden
Opernarien als phantasievolle Begleitung mysteriö= genug, um nicht nur die Besten von den Bewährten von Ethik, Veredlung und am Ende gar von einer
ser Filmtragödien herumpaukte, hat man sicht an den Kientopp zu verlieren, vielmehr auch die Be= sittlich gehobenen Philosophie der Zummerkiste“
Karl Fr. Nowak.
abten unter den Jungeren noch vor der Reife sprechen? ...
längst an vollbesetzte, sehr tüchtige Salonorchester

ründlich zu verwirren. Und wenn die wahrhaft
gewöhnt; aber all' das war doch, wie gesagt, ein
recht äußerlicher Verfeinerungsprozeß. Man sah
sich Detektivgeschichten und rührende Kolportage¬
romane, sah sich Grotesken und Exzentrikspässe eben
nur in behaglicherer Umgebung an. Jetzt aber soll
noch ein entscheidender Schritt nach vorwärts ge¬
schehen. Sowie die äußere Existenz unseres allmäch¬
tigen Kino nunmehr endlich einmal gesichert scheint,
denkt es auch von selbst schon an neue, seelische Ent¬
wicklungsmöglichkeiten. Kino und Kunst sind ein¬
ander wicklich gar nicht so fern und fremd, ja die
Verwandtschaft liegt nicht nur deshalb nahe, weil
beide Dinge mit K anfangen. Nichts gibt's, was
auf der Leinwand nicht dargestellt werden könnte,
keine Situation muß unausgedrückt bleiben auf dem
Film, dessen Technik heute bereits so sehr vollendet
ist, daß die üppigste Phantasie eigentlich doch nur
Kinderspiele zur darstellerischen Lösung beisteuern
kann. Es ist also seibstverständlich, daß man sich
im Bewußtsein kinematogrophischer Ausdrucksmächte
einfach an jene Männer die heute in Deutschland
als die Häupter der Kunst gelten, mit dem Ersuchne
um bestimmte Lieferungen dieser Kunst wendet. Ein
vereinigtes Marschieren von Kino und Kunst: das
war's, was der äußersten Vollkommenheit noch
fehlte. Und seit wenigen Tagen ist denn auch die
Verbrüderung von Kientopp und Dichtern end¬
gültig zur schönen Tatsache geworden.
In besonderer Versammlung hat der „Ver¬
band deutscher Bühnenschriftsteller“ zu Berlin die
Gründung eines „Lichtspielvertriebs“ beschlossen,
dessen Aufgabe es sein wird, die Beziehungen dra¬
matischer Au. en zu den Kinofabriken und Kine¬
matographent „eatern zu regeln. Sicherlich wird
sich diese Aufgabe zu einer überaus legensreichen
gestalten, denn man darf annehmen daß eine ganze
Reihe mehr und minder bekannter dramatischer Au¬
toren sich aufmerkiam und liebevoll dem ihrer Muße
neuerschlossenen Gebiete werden nähern wollen, seit
die Führer des dramatischen Deutschland kein Be¬
denken mehr tragen, sich kinematographisch aufführen
zu lassen. Zwar ist's erstaunlich zu hören, daß sich
Gerhart Hauptmann, Arthur Schnitzler, Hugo von
Hofmannsthal in unvermutet aufkeimender Liebe
für den Kino entschlossen haben. Aber was die
Meister selbst tun, ist nur ganz selbstverständlich für
Jünger und Schüler oder Rivalen ein Sporn zur
Nachahmung. So weit ist die Gründung eines
„Lichtspielvertriebes“ für die deutschen Bühnen¬
schriftsteller ohne Zweifel eine Notwendigkeit. Denn
vermutlich wird's in der nächsten Zeit eine wahre
Hausse geben: die Dichter, die alle werden für den
Kino Dramen dichten wollen. ..
Die Angelegenheit, die der neue Lichtspiel¬
vertrieb so klug und hilfreich regeln will, hat aber
nicht nur die schutzbedürftige, wirtschaftlike Seite.
Da bei ihrer Erörterung gar so viel von der Ver¬