II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1177

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5. Liebe
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Zeit eine von Arthur Schnitzler selbst durchgeführte weise Gelegenheit zur Entfaltung sonst unangebrach¬
Nachdruck verboten.
Kino=Dramatifierung seiner „Liebelei“ erschei=ter Schausiellungen dietet. Reizvoll ist auch die
nen. Eine Vergleichung dieses Films mit dem Büh. Möglichkeit, einige Menschen, die z. B. in einem
Die Erziehung zum Kino=Dramatiker.
nenstück läßt die Hauptunterschiede beider Gattungen Wugen jahren, gleichzeitig zu charakterisieren, da doch
deutlich erkennen. Während das Drama alle Epik der Zuschauer ihr Mienenspiel währeno ihrer Ge¬
Eine große dänische Gesellschaft, die „Nordi-notwendig ausschaltet, bietet das Filmstück die Mög= spräche deutlich beobachten kann. Episch säßt sich
sche Films Co.“ hat sich die Aufgabe gestellt, die lichkeit, sogar die Vorgeschichte des gespielten Wer- eine solche Objektivität der Darstellung nicht erzielen,
Dichter der Jetztzeit zu Kino=Dramatikern heranzu- kes zur Darstellung zu bringen. So hält sich Schnitz¬
da immer eine Person hauptsächlich als redend vor¬
bilden. Wenn jemand überhaupt, so ist ein Dichter lers Bearbeitung seiner „Liebelei“ nicht streng an
geführt und das Verhalten der übrigen zu ihr nur
kraft seiner Phantasie und geistigen Spannkraft im= das Original und wird bei der öffentlichen Darbie¬
gestreift wird. Im Drama ist eine solche Situation
stande, zur Veredlung des Kinos beizutragen. Aehn= tung durchaus nicht als eine Auseinanderreihung von
Gespräch im fahrenden Wagen — einsach un¬
lich wie einst das Ueberbrettl manchen Schriftstel= Momentaufnahmen einzelner Szenen des Stückes er¬
möglich.
lern die erwünschte Gelegenheit bot, ihrer Phantasiel scheinen, sondern das Kinodrama „Liebelei“ entspricht
Die Nordische Films Co. scheint mit ihrer Auf¬
losgelöst von allem pedantischen Zwang freien Lauf durchaus der episch=dramatischen Form, wie sie dem
forderung einem von ielen deutschen Schriftstellern
zu lassen, mag das Kino geeignet sein, jene Ideen
Kinematographentheater gemäß ist. In chronologischer gehegten Wunsche entgegengekommen zu sein, denn
zu verwirklichen, deren Ausführung als Bühnen= oder
Auseinanderfolge bring das Werk die Geschichte von man findet unter den neuen Kino=Dramatikern die
Prosawerk Hindernisse aller Arten entgegensiehen.
Namen: Max Halbe, Ernst von Wolzogen (dessen
Fritz und Christina und zwar beginnt es mit der
Vorläufig handelt es sich im Falle der Schriftsteller Anknüpfune ihrer Bekanntschaft auf einem Vor¬
Gattin selbst in seinem Filmdrama auftreten wird),
lediglich um die Idee. Die Ausführung muß dem
Karl Rößler, Wilhelm Hegeler, Klara Viebig, Wil¬
stadtball. Alle interessanten Details, die auszu¬
Regisseur und den Schauspielern überlassen bleiben. prücken oder anzudeuten sich der Dichter bei dem
helm Schmidtbonn, Alfred Polgar, Egon Friedell,
Denn bis ietzt hat noch kein Dichter das Geheimnis Dühnenstück versagen mußte. kommen im Filmdrama
Friedrich Breksa und Richard A. Vermann (ein in
des Kino=Dramas zu ergründen vermocht. Liest erst zur richtigen Geltung. Vorläufig sind die Gren¬
Berlin lebender Prager, dessen Roman „Der Hof¬
man die Entwürfe, die von Schriftstellern verfaßt zen beider Formen noch nebelhaft. Aber was heute
meister“ eine außergewöhnliche psychologische und
sind, so staunt man über die Unausgeglichenheit der
in uns den unwillkürlichen Ruf auslöst: „Das ge-stilistische Leistung bietet).
Vorschriften, über dieses ratlose Tappen im Dunkeln, hört ja ins Kino!“ und umgekehrt, das wird ange¬
Und da über Antrag des ehemaligen Theater¬
als welches uns das Durcheinander von Packendem, sichte der zu erwartenden Schaffung einer künstleri¬
direktors und nunmehrigen Leiters der dramatur¬
Langweilizem, Dramatischem und Epischem erschei¬
schen Filmtradition ganz geklärt sein.
gischen Abteilung der Nordischen Films Co. Karl
nen muß. Man erkennt: Es gilt Kino=Dichter zu
Auf jeden Fall bietet das Kino=Drama dem
Ludwig Schroeder den Autoren der höchste Tan¬
erziehen!
Schriftsteller Gelegenheit zur Entfaltung jener tiemenertrag ihrer Arbeit gesichert wurde, indem
Wenn nun erwähnt wird, daß die Nordische Schärse der Detailschilderung, die ihm in der Prosa
sie perzentuell am Bruttoertrag sämtlicher Vor¬
Films Co. Dichter wie Gerhart Hauptmann,
wie in allen übrigen Formen so leicht zur Gefahr führungen seines Films beteiligt sind, barf auch
Axthur Schni#ler und Heriert Eulen¬
Peter Altenberg bald zur Gilde der Kino=Drama¬
werden kann. In einem Drama muß der Autol es
tiker gezählt werden.
berg für ihre Idee gewonnen hat, so ist gleich= sich versagen, wein er z. B. ein Mädchenpensionat
Der Weg, den ein Filmstück von der ursprüng¬
zeitig der Beweis erbracht, daß es sich um eine nicht auf die Bühne bringt, auch die fröhlichen Reisen¬
zu unterschätzende geistige Angelegenheit handelt. spiele im Schulhofe darstellen zu lassen. Im Kino lichen Idee bis zur Aufführrng zurückzulegen hat,
Während Hauptmanns Roman „Atlantis“ in einer hingegen fügen sich diese lichten Szenen, trotzdem sie ist etwa der folgende: Der Autor schreibt eine knappe
von dem Dichter autorisierten Bearbeitung — die mit der Entwicklung des Stückes gar nicht zusammen= Skizze nieder, die nicht bloß den Gang der Handlung
insbesondere alle Einzelheiten der Vorgänge auf dem hängen, der Folge lebhafter Sitnationen wunderschön andeutet, sondern auch alle Einfälle bezüglich der ein¬
den Schauplatz der Handlung bildenden Ozeandampfer ein. Man sagt sich: „Uns fehlt ein Jean Paul des zuschaltenden Details enthält. Dieser Entwurf wird
wiederzugeben versucht — vorliegt, wird in nächster Kino?!“ Einer, dessen verschnörkelte Darstellungs= sodann von den Dramaturgen der Gesellschaft ge¬