II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1181

Liebele
5. box 12/5
Guenenangebe Cile Gerenen
Neues Wiener Jeurnal, Wier
Ausschnitt aus
13 1 1914
vom:
1
Artur Schnitzlers „Liebelei
im Film.
Zur bevorstehenden Erstaufführung.
Es scheint, daß diejenigen, die mit viel Lärm gegen die
Umwertung der Werke unserer schöngeistigen Literatur, des Romans
sowohl als auch der dramatischen Dichtung, in Filmstoffe auf¬
treten, nicht unbedingt recht behalten sollen. Sie erklären, daß dies
einen fast ebenso argen Mißgriff bedeute, wie auf der anderen
SSeite die Pflege des Schundcomans im Kino. Es werde durch
die Verfilmung dieser Werke weder der Dichtung selbst ein Dienst
erwiesen, die darunter nur leide, noch der Kinematographie, für
die auf diese Weise ein nur unzulängliches Surrogat geschaffen
wird, welches das noch nicht geschriebene eigentliche Kinodrama
vorläufig ersetzen soll. Dieser Auffassung arbeitet die Nordisk
o. in Kopenhagen sichtlich mit viel Glück
Film
entgegen. Sie hat sich vor wenigen Wochen erst gelegentlich der
Erstaufführung des von ihr verfilmten Romans „Atlantis“
von Gerhart Hauptmann einen großen Erfolg gesichert, hat
bereits die Mehrzahl der hervorragendsten zeitgenössischen Autoren,
vornehmlich der deutschen Literatur, für ihre Ziele gewonnen und
nun auch Artur Schnitzlers „Liebelei“ auf den Film
übertragen.
Bierade diese Leistung wird, wenn sie wirklich geglückt ist,
geeignet sein, alle vorerwähnten Bedenken zu zerstreuen. Man
kennt diese so ungemein empfindsame und auf eine tiefgehende,
seine Psychologie aufgebaute Komödie, und man muß darum
doppelt gespannt sein, wie weit die Kinematographie, die ja doch
nur auf die Verbildlichung rein#erlicher Vorgänge angewiesen
ist, diese Konflikte zu lösen imstande war. Dazu kommt noch ein
anderes, sehr bedeutsames Moment. Die ganze Handlung zeigt
streng wienerisches Lokalkolorit und ist im dialektischen Dialog,
durch die handelnden Personen und auch räumlich, wenn der Dichter
dies auch nicht ausdrücklich vermerkt, in wienerisches Milieu ge¬
stellt Trotzdem wurde die Inszenierung des Werkes in Kopen¬
hagen besorzt, wobei allerdings sowohl bei den Interieuraufnahmen
als auch bei den Straßenbildern auf eine starke Anlehnung an
wienerische Motive Bedacht genommen wurde. Artur Schnitzler
hat den Film vor einigen Tagen gesehen und sich über die
Wiedergabe der Komödie in jeder Hinsicht sehr befriedigt
gezeigt. Die Rollen sind durchweg ausgezeichnet besetzt. Den Fritz
stellt der berannte Bonvivant Waldemar Psylander dar,
dessen liebenswürdiges Spiel bereits aus anderen Filmdramen in
augenehmer Erinnerung ist, Christine wird von Fräulein Christel
Holch gespielt. Die Regie hat sich von den bisher scheindar
unbedingt notwendigen Hilfsmitteln, den eingeschalteten Briefen
und erkläreuden Zwischentexten und Aufschriften beim „Liebelei“¬
Film vollständig losmachen können. Der Film, der 1250 Meter
lang ist und dessen Vorführung eine Stunde dauert, umfaßt vier
Abteilungen. Die Vierteilung wurde im Gegensatz zur bloß drei¬
aktigen Komödie dadurch notwendig, daß die Vorgeschichte der
Hindlung, die in der Komödie selbst im einleitenden Dialog mit¬
geteilt wird, im Film in mehreren Bildern entwickelt wird. Das
erste Bild stellt das Treiben in der Tanzschule dar, in der Fritz
und Christine einander kennen lernen. Auch die folgenden Bilder
der ersten Abteilung dienen der Exposition der Handlung. Die
Generalprobe der Komödie findet bereits in den nächsten Tagen
vor geladenem Publikum statt.
Aunasan um: 6ds Ja##ct
8 JAN 1970
16
sam:
HOTIZEN.
Arthur Schnitzler bei der Nordisk. Die Nordische!
Hilms Cor ber its durch Generalverträge
Mas alleinige Recht auf die kinematographische Ver¬
wertung der Werke Gerhard Hauptmanns und¬
vieler anderer deutscher Schriftsteller von Weltzuf
gesichert hat, hat soeben auch mit dem größten
Dichter deutscher Zunge in Osterreich, Arthur
Schnitzler, der von fast allen kinematographischen
Firmen und Lichtspielvertriebsanstalten umworben
wurde, einen Vertrag geschlossen. Der Dichter be¬
reitet zunächst selbst eine Bearbeitung seines in allen
Weltteilen mit großem Erfolg gespielten Schauspieles
„Liebelei“, das Jahr für Jahr im Spielplan aller
Bühnen Oesterichs wie auch im Auslande er¬
scheint, vor, und die Vorbereitungen für die In¬
szenierung dieses Films, der durch Mitwirkung des
Autors einen neuen Fortschritt in der Kinokunst be¬
deutet, werden sofort beginnen, so daß der Film,
der von Presse und Publikum mit größter Spannung
erwartet werden wird, voraussichtlich als erster
der Autorenfilms der Nordischen Films Co.
erscheinen wird.