II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1248

Liebelei
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5. 1
Teusgsblan aus Böhmen, Prag.
vom: SEFE6 1
1

(Liebelei. Köntesse Mizi.
Christine war diesmal Frl. Gottinger.
Man konnte mit dieser Neubesetzung zufrieden 1#
sein, denn ihre Darstellung war von erfreu¬
licher Natürlichkeit und steigerte sich schließlich
bis zu wahrhaft erschütternden Tönen. Ihr
galt auch insbesondere der starke Beifall zum
Schlusse. Herr Böhm zeigte sich in der Rolle
des Fritz wiederum als gewandter und intel¬
ligenter Schauspieler. Als Komtesse Mizzi er¬
schien Frl. Dewal. „Sie faßt diesen merk¬
würdigen Charakter„zu ernst, die Ironie zu
schwer auf.
Lusschnitt aus:
gbemis, Prag. Abendblatt.
3-TL319
om:
z (Deutsches
„Liebelei. 7
„Komtsse,
Vollt # #hßteman den¬
andestheater
ften, das a#m abgegriffene Schicksal des
Vorstadtmä#ens Christine rühren, jetzt, da wir
ftäglich unvergleichlich gewaltigere Tragik erleben ...
Aber es zeigt sich, daß Schnitzlers „Liebelei“ auch
heute ein wirksames Theaterstück ist, obgleich es im
Krieg, den es gegen die Jahre zu führen hatte, un¬
zweiselhaft litt. Christine, die Hypersentimentale,
unwahrscheinlich Naive, verträgt nicht mehr die
rauhere, gesündere Luft des zwanzigsten Jahrhun¬
derts, aber die Schlagermizzi ist echt, der alte Wei¬
ring jung geblieben, und von Zeit zu Zeit sieht man
den Alten gern. Dolores Gottinger bringt als
Christine die konventionelle Skala von Sentimen¬
talitäten und Empfindlichkeiten in so sorgfältiger
und fleißiger Abtönung, daß man sich willig aller
Einwände begibt. Louis Böhm zeichnet als Fritz
Lobheimer einen auffallend unauffälligen jungen
Mann, statt ihn auf den Anatolton hinzumimen.
Sein Fritz ist nicht von Schnitzler, aber immerhin
mal was anderes, und das ist schon etwas. Roma¬
nowsky als Theodor von sympathischer Grad¬
linigkeit, Karl Fischer als Weiring sehr eindrucks¬
voll. Hoch über der übrigen Darstellung Frl. Me¬
sdelsky als zwingend echte, frappierend lebens¬
wahre Schlagermizzi. — In der „Komtesse Mizzi“
diesem blendenden Feuilleton eines Dichters, der
kein Blender ist, gibt Maria Dewal die Haupt¬
rolle: mit unterstrichener Hervorhebung des Intel¬
lektuellen und geistvoller Wurstigkeit. Neben ihr
interessiert Otto Soltaus Philipp, in dessen kul¬
tivierter Frechheit Jugend. Anmut und Fröhlich¬
W.
keit ist.

tsches Abendblatt, Prag
usschnitt a95
om:
Theater und Kunst.
Deutsches Landestheater. Volkstümliche Vor¬
stellung. „Liebelei“ Schauspiel; „Komtesse
Mizzi“, Komödie von Arthur Schnitzler. In
dem erstgenannten Schauspiel gab Frr.###ger
die Christine, und belebte die rührende Gestalt mit
schönem natür. chen Empfiaden und starken, ergrei¬
fenden Gefühlsausbrüchen. Das Publikum dankte mit
stürmischem Beifall. Neu besetzt waren auch noch die
beiden jungen Leute, die in den Herren Böhm
und Romanovsky treffliche Darsteller fanden.
Glänzend wie schon oft in diesen Rollen waren Herr
Fischer als Hans Weiring und Fräulein Me¬
delsky als Mizzi Schlager. Auch die den Schluß
des Abends bildende Komödie „Komtesse Mizzi“ fand
die freundlichste Aufnahme. Fräulein Dewal ist
eine elegante, fein zurückhalt ade Komtesse Mizzi,
Herr Rittig ein vornehmst kultivierter Fürst
Ravenstein, dem Herr Frieberg als Graf Paz¬
mandy nicht unwert zur Seite steht. Herr Soltau
als Philipp, sowie Fräulein Klein (Lolo) und Herr
(Romanovsky (Wasner) vervollständigten ein
P. R
Eisches Zusammenspiel.
7
ugaue oube Gewühr.)
Klagenfurter Zeitung
Husschnitt aus:
11. MRZ 1974
vom:
Theater, Kunst und Musik.
(Jubiläums=Stadttheater.) Mit einer plötz¬
lichen Spielplanänderung wurde gestern Schnitz¬
lers „Liebelei“ auf die Szene geworfen.
Verartige Anderungen haben gewiß immer ihre
triftigen Gründe, nur sollte dabei nicht mit so
wertvollen Stücken experimentiert werden.
Schnitzlers Dialog, streckenweise vom Souffleur.
vorbuchstabiert, hie und da auch durch Impro¬
visationen aufgeputzt, ist doch ein Wagnis. Übri¬
gens wurde sehr geschickt gespielt, und wenn auch
von einer sorgfältigen Herausarbeitung des
wunderbaren Stimmungsgehaltes keine Rede
sein konnte, ging doch alles ohne merkbare Ent¬
gleifung vonstatten. Frl. Kren hatte endlich
eine „Rolle“; ihre Christine litt natürlich auch
unter dem Probenmangel, war aber doch eine
recht hübsche Leistung, vornehm im Ton, frei
von falscher Sentimentalität, im Schlußaffekte
allerdings ohne innere Resonanz. Der erste Akt
wurde durch Marianne Schindlers Munterkeit
belebt. Sehr gut war Theodor Grieg; wie glän¬
zend kopierte er z. B. den vornehmen Kellner
in derartigen kleinen Zügen zeigt sich oft der
„Schauspieler“. Mosers ruhige Natürlichkeit,
im zweiten Akte sehr am Platze, wird am
Schlusse doch zu leicht mit Teilnahmslosigkeit
Dr. L.
verwechselt.