box 12/6
Liebelei
5. K
Ausschnitt aus:
RaMMner Deutsche Vellksgenung
vom:
1
Vom Stadttheater.
Schnitzlers „Liebelei“ wurde schon des öfteren
auf unferer Fllise aufgeführt, und wenn wir nicht
Virren, das letzte Mal von Mitgliedern des Burg¬
theaters. Aber wir gestehen es gerne zu, daß auch
die diesmalige Aufführung, die wir Donnerstag den
28. Jänner hatten, von einer ganz vorzüglichen Art
war und allen Mitwirkenden uneingeschränktes Lob
gebührt. Im Vordergrunde des Interesses stand eine
Debutantin, Frl. Steffi Jahn, welche die Rolle der
Christine, der Tochter des Violinspielers Weiring,
innehatte. Sie bringt wohltuende Natürlichkeit mit
und weiß mit voller Sicherheit lebenswahres Spiel
hinzustellen, ohne die feinen Pointen künstlerischer
Sorgfalt außeracht zu lassen; insbesondere in der
Schlußszene zeichnete sie mit kräftigen Strichen und
erzielte damit tiefe Wirkung. Ihre Aufnahme ge¬
staltete sich denn auch auf das freundlichste. Ihren
Vater Hans Weiring gab Herr Hans Volker mit
sicherer Routine und die Mizzi Schlager gab Fräulein
Lauterböck Gelegenheit, in der Verkörperung der
Lebensauffassung von der leichteren Seite auf das
prächtigste zu wirken. Den Ton der tratschsüchtigen
Katharina Binder traf Frau Tonie Gerö=Zöler recht
gut. Herr Rilly Volker wußte aus der Rolle des Fritz
Lobheimer alles herauszuhohlen, was sie bietet, was
ebenso von Herrn Ardo Rolf als Theodor Kaiser gilt,
der im Gegensatze zu seinem Freunde das mehr heitere
Element verköcpert.
Ala „
(Quellenangape ohne Gewhr.)
Ausschnitt aus:
Den Taghlut, Pan
Abendblatt
vom: C.,1319/3
— Landestheater. Liebelei. Komtesse
Mizzi Zu Schnitzler. Wenn dies nicht additiv.
sondern 4
ist, kann man in die¬
ser Diste hals zwei Stellen in der Enzwecl¬
lung eines einzelnen Falles erkennen: Den Aus¬
gang einer Richtung. „Liebelei“ steht am An¬
fang der „Moderne“, die undembar zerflattert ist.
„Komtesse Mizzi“ ist schen der neue Schnitzler;
noch immer ist der „große Virtnose der kleinen
Note“ zu erkennen, aber es ist der gewandtere,
mehr in der Oberfläche zeichnende Dichter. Die bei¬
den Stücke nebeneinander geben viel vom Profil
seines Werdeganges. „Liebelei“ ist nicht mehr ganz
Gegenwart, trotz des Theaterzettels, ist das im¬
ponderabile Wien, von dem nur mehr erzählt als
gesehen wird, aber es scheint fast, als gemänne es
durch seine sentimentale Vergangenheit, wenn es
in allen seinen Unwägbarkeiten getroffen wird.
Dieses feine Gewebe, das so leicht zerreist, war ge¬
stern in merkwürdig sicheren Händen. Herr Louis
Böhm: Fritz Lobheimer, der Wiener, liebens¬
würdige und leichtsinnige... (dem Wiener Wort¬
schatz fehlt das Synonym für Violin), Herr Ro¬
imanowsky gleichenmaßen charaktervoll. Natür¬
lichkeit als Schauspiel, und darum ungemein leben¬
dig, rührend und weit mehr, war Karl Fischers
alter Musikant. Hermann Bahr bringt zur Fixie¬
rung Schnitzlers (des Liebeleidichters) das Zitat:
„Il sait tont les sentiers du coeur, il n'en con¬
nait pas le grand chemin.“ Es sind schwebende
Dinge, flatternde Gefühle, kleine Herzlichkeiten, die
an den Tag müssen. Das „liebe Mädel“ ist aus
solchen Unbestimmtheiten gemacht. Fräu
tinger findet hier wenig, fast nich
sches Gesicht, aber stereotyp, im La
in Weinerlichkeit und auch bei den Ti
Liebes, höchstens Liebliches. Fräulein
kys Mizzi Schlager war sehr blutvoll un
Mitte von der Modistin zur
mödie um die Komtesso Mizzi herum
Dewal, die im Konversationsstück imme
wurde sehr angenehm gespielt. Herr Otto
bera ist ein ungarischer Graf (vielleicht
Maske ein weing Budapester Börsemann),
Alfred Rittig ausgezeichnet als Fürst Raven¬
stein und Dekadent (mit paralytischen Streiflichtern;
was nicht sein müßte). Frl. Giselsa Klein eine
brave Lolo Lanzhuber, ehemals Balletteuse, Herr
Soltau, scheinbar unbehaglich in der Rolle des
frechen Philipp. Das volle Haus war von der Lie¬
belei gerührt, von der Komödie amüsiert und sohr
freigebig im Beifall.
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Liebelei
5. K
Ausschnitt aus:
RaMMner Deutsche Vellksgenung
vom:
1
Vom Stadttheater.
Schnitzlers „Liebelei“ wurde schon des öfteren
auf unferer Fllise aufgeführt, und wenn wir nicht
Virren, das letzte Mal von Mitgliedern des Burg¬
theaters. Aber wir gestehen es gerne zu, daß auch
die diesmalige Aufführung, die wir Donnerstag den
28. Jänner hatten, von einer ganz vorzüglichen Art
war und allen Mitwirkenden uneingeschränktes Lob
gebührt. Im Vordergrunde des Interesses stand eine
Debutantin, Frl. Steffi Jahn, welche die Rolle der
Christine, der Tochter des Violinspielers Weiring,
innehatte. Sie bringt wohltuende Natürlichkeit mit
und weiß mit voller Sicherheit lebenswahres Spiel
hinzustellen, ohne die feinen Pointen künstlerischer
Sorgfalt außeracht zu lassen; insbesondere in der
Schlußszene zeichnete sie mit kräftigen Strichen und
erzielte damit tiefe Wirkung. Ihre Aufnahme ge¬
staltete sich denn auch auf das freundlichste. Ihren
Vater Hans Weiring gab Herr Hans Volker mit
sicherer Routine und die Mizzi Schlager gab Fräulein
Lauterböck Gelegenheit, in der Verkörperung der
Lebensauffassung von der leichteren Seite auf das
prächtigste zu wirken. Den Ton der tratschsüchtigen
Katharina Binder traf Frau Tonie Gerö=Zöler recht
gut. Herr Rilly Volker wußte aus der Rolle des Fritz
Lobheimer alles herauszuhohlen, was sie bietet, was
ebenso von Herrn Ardo Rolf als Theodor Kaiser gilt,
der im Gegensatze zu seinem Freunde das mehr heitere
Element verköcpert.
Ala „
(Quellenangape ohne Gewhr.)
Ausschnitt aus:
Den Taghlut, Pan
Abendblatt
vom: C.,1319/3
— Landestheater. Liebelei. Komtesse
Mizzi Zu Schnitzler. Wenn dies nicht additiv.
sondern 4
ist, kann man in die¬
ser Diste hals zwei Stellen in der Enzwecl¬
lung eines einzelnen Falles erkennen: Den Aus¬
gang einer Richtung. „Liebelei“ steht am An¬
fang der „Moderne“, die undembar zerflattert ist.
„Komtesse Mizzi“ ist schen der neue Schnitzler;
noch immer ist der „große Virtnose der kleinen
Note“ zu erkennen, aber es ist der gewandtere,
mehr in der Oberfläche zeichnende Dichter. Die bei¬
den Stücke nebeneinander geben viel vom Profil
seines Werdeganges. „Liebelei“ ist nicht mehr ganz
Gegenwart, trotz des Theaterzettels, ist das im¬
ponderabile Wien, von dem nur mehr erzählt als
gesehen wird, aber es scheint fast, als gemänne es
durch seine sentimentale Vergangenheit, wenn es
in allen seinen Unwägbarkeiten getroffen wird.
Dieses feine Gewebe, das so leicht zerreist, war ge¬
stern in merkwürdig sicheren Händen. Herr Louis
Böhm: Fritz Lobheimer, der Wiener, liebens¬
würdige und leichtsinnige... (dem Wiener Wort¬
schatz fehlt das Synonym für Violin), Herr Ro¬
imanowsky gleichenmaßen charaktervoll. Natür¬
lichkeit als Schauspiel, und darum ungemein leben¬
dig, rührend und weit mehr, war Karl Fischers
alter Musikant. Hermann Bahr bringt zur Fixie¬
rung Schnitzlers (des Liebeleidichters) das Zitat:
„Il sait tont les sentiers du coeur, il n'en con¬
nait pas le grand chemin.“ Es sind schwebende
Dinge, flatternde Gefühle, kleine Herzlichkeiten, die
an den Tag müssen. Das „liebe Mädel“ ist aus
solchen Unbestimmtheiten gemacht. Fräu
tinger findet hier wenig, fast nich
sches Gesicht, aber stereotyp, im La
in Weinerlichkeit und auch bei den Ti
Liebes, höchstens Liebliches. Fräulein
kys Mizzi Schlager war sehr blutvoll un
Mitte von der Modistin zur
mödie um die Komtesso Mizzi herum
Dewal, die im Konversationsstück imme
wurde sehr angenehm gespielt. Herr Otto
bera ist ein ungarischer Graf (vielleicht
Maske ein weing Budapester Börsemann),
Alfred Rittig ausgezeichnet als Fürst Raven¬
stein und Dekadent (mit paralytischen Streiflichtern;
was nicht sein müßte). Frl. Giselsa Klein eine
brave Lolo Lanzhuber, ehemals Balletteuse, Herr
Soltau, scheinbar unbehaglich in der Rolle des
frechen Philipp. Das volle Haus war von der Lie¬
belei gerührt, von der Komödie amüsiert und sohr
freigebig im Beifall.
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