II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1250

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iebelei

5. T
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Glazer Tagespest
Ausschnitt aus:
##sparaz, Steiermark
vom:
Wetr und must.
——
Schauspielhaus.

„Die sittliche
„Liebelei“, Schauspiel von Artur Schnitzle
Forderung“, „Lustspiel von Otlö Erich Harlieben.Gästspiel
der Frau Grete Imle.
Schchlers „Liebelei“ war sein erster geoßer Erfolg
und miah kann fast sagen, daß er auch heute noch sein
größte geblieben ist. Der Wiener Boden gab ihm die
Modelle, echt wienerisch ist auch die Sentimentalität
und der leichte Sinn seiner Figuren — und doch fehlt
ihm ein Charakteristisches im Wienertum, die Fröhlichkeit;
namenlich in erotischen Dingen. Aber vortrefflich
sind seine Menschen gezeichnet, vortrefflich das Milien
wiedergegeben. Und so ergriff uns am Donnerstag wieder
das Schicksal der armen Christine, die ihre Liebe so
bitter ernst nimmt und sich in den Tod treiben läßt. In
dieser Rolle gab Frau Imle ihr zweites Debut, und
der gute Eindruck, den sie schon als Gretchen in Faust
machte, verstärkte sich zu einem unbestrittenen und starken
Erfolg. Einsach, innig und schlicht war sie als Christine
und in der Verzweiflung im dritten Akt von starker
dramatischer Wirkung. Man hat allen Grund, ihr En¬
gagement als einen sicheren Gewinn für unsere Bühne
zu befürworten, denn neben schlichter, wohltuender Ein¬
fachheit im Spiel gehen Temperament und Leidenschaft
Hand in Hand. Auch die übrige Besetzung war sehr
gut, Frau Kovacs ein resches, lebendiges Wienerkind,
und sehr wirksam in ihrer Heiterkeit und Leichtlebigkeit
gegenüber der ernsten, schwerblütigen Christine. Auch
die Herren Kneidinger, Beraun, Kainz und
Großmann sowie Fräulein v. Schweickhardt ver¬
vollständigten das treffliche Zusammenspiel. Ich weiß
nicht, ob das Lustspiel von Otto Erich Hartleben „Die
sittliche Forderung“ seit dem erstenmal, wo es unter der
Direktion Purschian eben mit Herrn Steil als Kauf¬
mann Stierwald hier aufgeführt wurde, wiedergegeben
worden ist, auch entsinne ich mich nicht mehr, wer damals
die Rita Revera spielte. Besser, liebenswürdiger und
reizender konnte sie aber kaum verkörpert worden sein,
als es durch Frau Kovacs geschah, die, so wie als
Mitzi Schlager in der „Liebelei“, auch der wieder ein¬
## ihr volles iumnals
er
Lusschnitt aus:
itz-Schönauer Anzeigen¬
om: S0. 4. 1915 Böhmen
Theater und Musik.
[„Liebelei“ von Schnitzler. — „Schöne
Seelen .... von GGesamtgast¬
spiel von Mitgliedern des Deutschen Landestheaters
in Prag.) Die „Nachspielzeit“, die sich der heurigen
Wintersaison anschloß, hat in zwei Gastspielvorstel¬
lungen von Mitgliedern der Deutschen Landesbühne
einen gewiß vielseitig willkommen geheißenen Nach¬
trag erhalten. Die beiden Aufführungen verfolgten
zwei verschiedene Sonderziele, von denen jedoch,
scheint es, nur eines erreicht worden sein dürfte.
Die am Nachmittag veranstaltete Wohltätigkeitsvor¬
stellung zugunsten der Invalidenfürsorge wies leider—“
nur einen spärlichen Besuch auf — nach dem 48stün¬
digen Regen hatte sich überraschender Weise ein
sonnig=warmer Frühlingstag eingestellt, der alle
Welt ins Freie lockte — so daß dem gedachten Zwecke.
wohl kaum ein nennenswertes Erträgnis zufließen
dürfte. Umso zahlreicher war die Abendaufführung
besucht, die zum Benefize des Theaterkassiers Herrn
Walenta in Szene ging. In beiden Vorstellun¬
gen gelangte Schnitzlers „Liebelei“ zur Aufführung,
ein Stück, das aus einer weitzurückliegenden Schaf¬
fensperiode des Dichters stammt, an dem aber nichts¬
destoweniger die Schnitzler'sche Murke deutlich er¬
kennvar ist. Es sind keine Probleme, sondern das
Leben wiederspiegelnde Tatsachen, mit denen sich der
Dichter hier auseinandersetzt, und Figuren, die die
Darsteller nur in ihrer Wirklichkeit zu erfassen
brauchen, um den Intentionen des Autors gerecht zu
werden. In der Rolle der Christine erschien Frl.
Nelli Dahlmann mehr herb, als süß, aber in
schauspielerischer Beziehung bedeutsam. Ihr Spiel
ist von einer imponierenden Kraft durchdrungen, die
der Figur wohl manche ihr gebührende Weichheit be¬
nimmt, aber ein umso größeres Interesse an der Art
ihrer schauspielerischen Verkörperung erweckt. Wäh¬
rend ein Paar großer, sprechender Augen hinge¬
bungsvolle Neigung und bereitwilliges Vertrauen
beredt auszudrücken wissen, eignet sich das zuweilen
tief klingende Organ besonders dafür, die Vermitt¬
lung jener Gefühle, die vorwurfsvolle Zweifel und
zuletzt bittere Empörung zu enthüllen bestimmt sind,
herbeizuführen und dieselben zu starker Wirkung zu
befähigen. Herr Fischer gibt den alten Weiring
umso ergreifender, als er ihn mit einer außerordent¬
lichen Natürlichkeit der Empfindung spielt, die nicht
nur in der rührenden Zärtlichkeit des Vaters, son¬
dern auch in der schlichten und doch so überzeugenden
Art sich geltend macht, mit der der alte Musiker
seiner Auffassung vom Leben und der Jugend Worte
verleiht. Frl. Medelskys „Schlager Mizzi“ ist
der Inbegriff des Wirklichen. Dieses ersteht aus
einem Talente, das die Kunst der Darstellung im
Bilde einer lebensvollen Interpretation betätigt und
dieser den Vorrang vor allen Außerungen techni¬
scher Natur einräumt. Der Fritz Lobheimer des
Herrn Louis Böhm ist von Haus aus etwas schwer¬
mütiger, als dem jungen Menschen zuträglich ist,
aber sein Spiel erregt dafür umso größere Teil¬
nahme, wenn sich die Situation derart zuspitzt, daß
die peinigende Unruhe in der Brust des jungen
Mannes die Oberhand gewinnt. Den Theodor gab
Herr Hennig mit teilnahmsvoller Wärme, die
von—fürlarglichen Freund erkennen ließ. Frl.
Jelly (Katharine Binder) und Herr Schich sein
Herr) wirkten verdienstlich mit. Das Publikum rief
die Darsteller nach jedem Aktschluß stürmisch. — Am
Abend bildete der Einakter von Salten „Schöne