Liebelei
5. Le## box 12/6
JIIN. Schwäbischer Merkm.
vom:
— Stuttgart
das Gesamtbild. Die Aufführung, insbesondere der Gast
Kgl. Hoftheater. Kleines Haus.
und Frl. Lorma fanden sehr lebhaften Beifall.
Schnitzlerabend.
Die düstere Stimmung, die Schnitzler, der Ibsenjünger,
E. M. Stuttgarl 4. Juni. Wäz Akthur Schnitzlers mit seiner „Liebelei“ ausgelöst hatte, wußte Schnitzler, der
„Ruf des Lebens“ den wir Ende April in einer Neueinstu= heitere Ironiker, der Anatol=Schnitzler, mit dem Einakter
dierung genossen haben, nicht ist, das sind sein Schauspiel „Literatur“ wieder glücklich zu bannen. Auch hier hat
„Liebelei“ und sein Lustspiel „Literatur", die wir sich der Dichter mit sicherer Hand ein paar überaus lebens¬
gestern gleichfalls in Neueinstudierungen erlebten, in umso wahre Gestalten aus der Wiener Lebewelt und der Welt des
höherem Maße: echte Schnitzler! Anatol=Schnitzler! „Liebe= literarischen Zigeunertums herausgegriffen. Die Haupt¬
lei“ beginnt ganz im Anatol=Stil, und der erste Akt ist wie¬
personen sind bekanntlich ein Dichter und eine Dichterin,
der einmal der beste. Das leichtlebige Treiben der Wiener
die einst in zärtlichen Beziehungen zueinander gestanden
Genußwelt ist ganz vortrefflich geschildert. Das Stück, das haben und nun unabhängig von einander den einst gepflo¬
hier früher schon wiederholt gegeben wurde, ist bekanntlich genen Liebesbriefwechsel in Romangestalt verwertet haben.
die Tragödie des Kleinbürgermädels, das der reiche Lebe. Das droht ihn um seinen Dichterruhm und sie, die vor
mann zu seinem Vergnügen der Gunst einer kleinen „Liebe= der ehrbaren Ehe mit einem ehrenpusseligen Sportbaron
lei“ würdigt, das aber stärker, leidenschaftlicher emyfindet wie steht, um ihren guten Ruf zu bringen. Waldemar Franke
er u. an diesem stärkeren, leidenschaftlicheren Empfinden zu in der Rolle dieses Sportbarons war eine ganz köstliche Ge¬
Grunde geht. Die Aufführung gewann besondere Bedeu- stalt. Richter als literarische Kaffehausgröße trug kräf¬
tung durch das Gastspiel von Bertha Neuhoff vom kgl.tig auf, vermied es aber gerade noch, in die eigentliche Kari¬
Hoftheater in München in der Rolle dieses Kleinbüreer= katur zu verfallen. Emmy Remolt war vielleicht um eine
mädels Christine Weiring. Nachdem die Münchener Künst Schattierung zu bürgerlich-ehrbar, aber doch auch voll Hu¬
lerin vor einiger Zeit in der weniger bedeutsamen Rolle)mor, der überhaupt das ganze Stücklein erfüllte. Man
der Perdita im „Wintermärchen“ hier aufgetreten ist, war es unterhieli sich vortrefflich. Die Kpielleitung führte in bei¬
von Interesse, sie in einer Aufgabe zu sehen, die ihrem den Stücken Egmont Richter mit bekanntem Geschick.
eigentlichen Fach entspricht. Bertha Neuhoff schuf in
ihrer Christine eine Gestalt voll Lebenswahrheit und
schlichter Innerlichkeit. Auch wo Klippen peinlicher Senti¬
mentalität drohten, blieb sie durchaus naturlich. Rührend
war sie im dritten Akt in ihrer Herzensangst und Seelen¬
pein. Es war eine künstlerische Leistung von höchster Voll¬
endung. In dem süßen Mädel, das Grete Lorma mit!
allen charakteristischen Zügen jener spezifisch Wienerischen
Leichtherzigkeit auszustatten wußte, hatte die schwerblütige
Christine ihr lebenswahres, munteres Gegenstück. Sehr
echt war auch Erwin Dieterich als Vertreter der „gol¬
denen Jugend“. Ellmenreich als warmherziger Vater
Weiring, Arndt als empfindsamer Fritz Lobheimer, Amelie
Schurich als Frau Binder und Richter in der kurzen
Rolle des betrogenen Gatten vervollständigten mit Glück
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JIIN. Schwäbischer Merkm.
vom:
— Stuttgart
das Gesamtbild. Die Aufführung, insbesondere der Gast
Kgl. Hoftheater. Kleines Haus.
und Frl. Lorma fanden sehr lebhaften Beifall.
Schnitzlerabend.
Die düstere Stimmung, die Schnitzler, der Ibsenjünger,
E. M. Stuttgarl 4. Juni. Wäz Akthur Schnitzlers mit seiner „Liebelei“ ausgelöst hatte, wußte Schnitzler, der
„Ruf des Lebens“ den wir Ende April in einer Neueinstu= heitere Ironiker, der Anatol=Schnitzler, mit dem Einakter
dierung genossen haben, nicht ist, das sind sein Schauspiel „Literatur“ wieder glücklich zu bannen. Auch hier hat
„Liebelei“ und sein Lustspiel „Literatur", die wir sich der Dichter mit sicherer Hand ein paar überaus lebens¬
gestern gleichfalls in Neueinstudierungen erlebten, in umso wahre Gestalten aus der Wiener Lebewelt und der Welt des
höherem Maße: echte Schnitzler! Anatol=Schnitzler! „Liebe= literarischen Zigeunertums herausgegriffen. Die Haupt¬
lei“ beginnt ganz im Anatol=Stil, und der erste Akt ist wie¬
personen sind bekanntlich ein Dichter und eine Dichterin,
der einmal der beste. Das leichtlebige Treiben der Wiener
die einst in zärtlichen Beziehungen zueinander gestanden
Genußwelt ist ganz vortrefflich geschildert. Das Stück, das haben und nun unabhängig von einander den einst gepflo¬
hier früher schon wiederholt gegeben wurde, ist bekanntlich genen Liebesbriefwechsel in Romangestalt verwertet haben.
die Tragödie des Kleinbürgermädels, das der reiche Lebe. Das droht ihn um seinen Dichterruhm und sie, die vor
mann zu seinem Vergnügen der Gunst einer kleinen „Liebe= der ehrbaren Ehe mit einem ehrenpusseligen Sportbaron
lei“ würdigt, das aber stärker, leidenschaftlicher emyfindet wie steht, um ihren guten Ruf zu bringen. Waldemar Franke
er u. an diesem stärkeren, leidenschaftlicheren Empfinden zu in der Rolle dieses Sportbarons war eine ganz köstliche Ge¬
Grunde geht. Die Aufführung gewann besondere Bedeu- stalt. Richter als literarische Kaffehausgröße trug kräf¬
tung durch das Gastspiel von Bertha Neuhoff vom kgl.tig auf, vermied es aber gerade noch, in die eigentliche Kari¬
Hoftheater in München in der Rolle dieses Kleinbüreer= katur zu verfallen. Emmy Remolt war vielleicht um eine
mädels Christine Weiring. Nachdem die Münchener Künst Schattierung zu bürgerlich-ehrbar, aber doch auch voll Hu¬
lerin vor einiger Zeit in der weniger bedeutsamen Rolle)mor, der überhaupt das ganze Stücklein erfüllte. Man
der Perdita im „Wintermärchen“ hier aufgetreten ist, war es unterhieli sich vortrefflich. Die Kpielleitung führte in bei¬
von Interesse, sie in einer Aufgabe zu sehen, die ihrem den Stücken Egmont Richter mit bekanntem Geschick.
eigentlichen Fach entspricht. Bertha Neuhoff schuf in
ihrer Christine eine Gestalt voll Lebenswahrheit und
schlichter Innerlichkeit. Auch wo Klippen peinlicher Senti¬
mentalität drohten, blieb sie durchaus naturlich. Rührend
war sie im dritten Akt in ihrer Herzensangst und Seelen¬
pein. Es war eine künstlerische Leistung von höchster Voll¬
endung. In dem süßen Mädel, das Grete Lorma mit!
allen charakteristischen Zügen jener spezifisch Wienerischen
Leichtherzigkeit auszustatten wußte, hatte die schwerblütige
Christine ihr lebenswahres, munteres Gegenstück. Sehr
echt war auch Erwin Dieterich als Vertreter der „gol¬
denen Jugend“. Ellmenreich als warmherziger Vater
Weiring, Arndt als empfindsamer Fritz Lobheimer, Amelie
Schurich als Frau Binder und Richter in der kurzen
Rolle des betrogenen Gatten vervollständigten mit Glück