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Liebelei
5. J Se
richten
Tg.
steigt später, in der fugierten Einleitung zum zweiten Akt
Daß Neumann das Schnitzlersche Schauspiel unangetastet
wo einmal das Fugenthema in der Umkehrung und zu¬
ksoper.
gelassen hat, daß er es einfach so, wie es ist, in „Musik setzte“
#ti
gleich in der ursprunglichen Gestalt durchgeführt wird, —
ungefähr in der Art, wie man irgend etwas in „Spiritus
empor zur meisterlichen Schilderung basenhafter Schwatz¬
daß er vornehm und künstlerisch genug fühlte und
setzt“!
z Neumann.
haftigkeit, nachbarlichen Flüsterns und Tuschelns. Das kraft¬
dachte, der eigentlichen „Bearbeitung“ sich zu enthalten, um
Arthur Schnitzler.
voll und sicher formende dramatische Talent Neumanns spricht
mit dieser Enthaltsamkeit dem Stück selbst einen wirklichen
sich mit packender Wirkung in der al fresco gemalten Szene
veremmer Ereisstirs
Liebesdienst zu erweisen: das hebt den also unternommenen
aus, in der „der fremde Herr“ bei dem jungen, wienerisch
belei“ wurde der be¬
Versuch in den Lichtkreis eines allgemeineren und lebhafteren
leichtsinnigen Liebeleivirtuosen Fritz als tödlich strafender
Deren Hilfe ein abgerun¬
Interesses empor, als es sonst wohl dergleichen operistischen
Rächer erscheint: Handlung und Musik vervielfältigen sich
rlei Unterstützung und
Dramen=Umgestaltungen zugebilligt werden kann. Und wir
hier wechselseitig in ihrer dramatischen Kraft. Auch der
ürfendes Wortdrama in
stellen des weiteren fest, wie sehr in diesem besonderen Fall
zweite Akt bringt mancherlei Schönes, ohne auf der Höhe
stört, um nicht zu sagen:
die „Theorie“ wiederum durch die Tatsachen des Lebens sich
und auf dem Persönlichkeitsklang des ersten sich erhalten zu
tsich zunächst die Frage
berichtigen lassen muß. Nämlich: es sind gerade die reinen
können. In ihm, noch mehr im dritten Akt, treten fremde
Musik den notwendigen
Konversationsszenen, jene geistreich heiter=witzigen Gespräche
Einflüsse, Musik von anderen Opernkomponisten her, als
bird, Wurzel zu schlagen
des 1. Aktes, in denen das eigentlich musikfreundliche senti¬
Hemmungsmomente in die freie Mitteilung des persönlichen
rt dieses Schauspiel in
mentale Element ganz ausgeschaltet zu sein scheint, es sind
Eigenbesitzes an Musik und das Opernhafte gewinnt das
die Möglichkeit, sich aus¬
also die unmusikalischen Situationen, die die Erfindungsgabe
übergewicht.
, in denen ihr zu leben
des Komponisten auf das glücklichste angeregt haben, ihr eine
hur Schnitzlers Dramen
Das Drama ist eine Kunst der Klarheit; und jede Opern¬
feine, zartnervige, schmiegsame und reizvolle Musik entquellen
n“ des Wortes unmora¬
aufführung — fast möchte man so sagen! — eine Kunst der
ließen und sie im leichten und anmutigen Fließen erhalten.
und dem Leichtsinn des
Unklarheit. Der Spalt wird dort am weitesten klaffen, wo
Und andererseits: es find die sentimentalen Szenen des Schau¬
ef pessimistisch in ihrer
die Natur des Dramas zur Natur der Oper in so fühlbarem
spiels, — die heißen Sehnsuchts= und Liebesschmerzen der
klosem Blick gesammelten
Gegensatz tritt wie in Schnitzlers „Liebelei“, als sie Oper
verlassenen Christine des 3. Aktes: also die musikalischen
ind Wortkunst: geistvoll
ward. Und unter diesem Gegensatz wird jede Aufführung
Momente des Stoffs, das uralte Heimatsgebiet der Musik —,
eilich nur geistreich bis
des Neumann=Schnitzlerschen Werkes leiden: nie wird das
in denen die Musik Neumanns von einer im Grunde ge¬
on Paradoxen, blitzen sie
Wort zur freien Herrschaft und zur vollen Geltung kommen,
nommen konventionellen Lyrik sich nicht slösen kann, wo sie,
nachdem sich ihm die Musik an die Fersen geheftet. Auch die
Linie sind sie Meister¬
dramatisch unschöpferisch, zur sentimente n Oper zurücksinkt,
in und ergötzlich in ihren
gestrige Aufführung, so sorgsam und fleißig sie vorbereitet,
r seltsame und auf¬
wo ihre erfinderische Kraft versagt. Di
jeglicher Art von Frivo¬
so liebevoll sie von Dirigent, Spielleiter und Solisten sich
aus der besonderen
fallende Widerspruch, so leicht er sich a
die überlegenheit ihres
unterstützt sah, mußte dem Wort, d. h. der Klarheit und der
Eigenart seiner Be¬
Natur des Komponisten, aus Wesen:
gen objektiv=wissenschaft¬
Verständlichkeit manches schuldig bleiben. Aber hier handelt
weniger als solcher
gabung erklären mag, bleibt nichts
es sich eben weniger um ein Gebrechen der Aufführung, als
den einzelnen Fall selbst
als psychische Un¬
bestehen: als künstlerische Regelwid
um einen Geburtsfehler der ganzen Gattung. Mit voller
rückt und uns lehrt, in
fühlt, jener Kranken
möglichkeit, an der vorbei man sich ve
Anerkennung aber wäre im Rahmen dieser von Direktor
en.
storben sein müßten
zu gedenken, die eigentlich schon lä
Maximilian Moris im Wiener Biedermeierstil inszenierten
ker, dieser Kunst ein
nen längst ihr Todes¬
und dennoch leben, der Wissenschaft,
Aufführung der hervorragenden Leistung zu gedenken, die
enzubringen. In Wirk¬
urteil sprach, zum Trotz ...
Karl Pfeiffer als feinfühlig alle Werte dieser geistreichen
lers in ihrer Eigenart
Aber dieser erste Akt der „L##ei“! Eine musikalisch
und feinen Partitur zu Leben und Wirkung weckender Diri¬
ls Lebenselement nicht:
hervorragende Leistung und eine ntprobe von vollem Ge¬
gent bot. Und mit warmem Dank dürfen mit den Damen
aß von ästhetischer Ein¬
wicht. Bezaubernde Musik, die hie vo die fruchtbaren Stim¬
Grete Schlemüller (eine warmi empfindende Christine)
sitzt, wird das Noli me
instinktiv das Richtige
mungsmomente im einzelnen fei
und Meta Scheulen (liebenswürdig als Mizi), die Herren
sationsdramen verstehen
findet und dem Musikalischen zu inem angestammten Recht
Karl Waschmann (als tenoristisch glänzender Fritz) und
die bedürfen seiner Hilfe
verhilft, indem sie in die Tiefe, dieser Szenen sich hinab¬
Bennet Challis (als gelegentlich zu mephistohafter Theo¬
ehen sich der Musik schon
senkt, in ihrem Unterbewußtse nach lyrischen Grundstim¬
dor) den erfolgreichen und selbstlosen Einsatz aller ihrer
östherrlicher Kunst. Da
mungen sucht, die Grundharmo# n dieser Menschen belauscht
stimmlichen und darstellerischen Mittel gewürdigt sehen.
le Vernunftgründe gegen
und auffängt. Indem sie die Stimmungen des Ganzen oder
Ihnen schlossen sich in den kleineren Rollen Elsa Walter
erwandtschaft zur Musik
abgegrenzter Teile festhält, gelingt Neumann das Ver¬
(die Nachbarin), Eugen Stichling (der Vater) und Her¬
trotzdem und dennoch,
blüffende, in allen diesen unmusikalischen Szenen die Musik
mann Kant (in der wuchtig charakterisierten Szene des frem¬
Gegenbeweis zu führen
als etwas Natürliches und im Stoff Enthaltenes zu rechtferti¬
den Herrn) verdienstvoll an. Der neuen, in Hamburg zum
den Stücken des Wiener
gen und es uns auch so empfinden zu lassen. Das alte schöpfe¬
ersten Mal aufgeführten Oper bereitete das gut besuchte Haus
es wirkungsvolle Schau¬
rische Wunder wiederholt sich von Neuem: Aus dem nackten
les Schnitzler geschrieben:
einen außerordentlich lebhaften Erfolg.
Fels springt der Quell des Lebens! Und diese weiche flutende
zungen, — #nau in der
Prof. Verbingnd Rfohl
Lyrik gewahrt auch dem Witz und der humoristischen Schilde¬
der Witzigkeit und Schalk¬
ein tragischer Blitzstrahl rung Spielraum: das klangvolle und zart getönte Orchester
l überrascht durch drastische Einfälle und gelungene Späße und !
2.
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Liebelei
5. J Se
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steigt später, in der fugierten Einleitung zum zweiten Akt
Daß Neumann das Schnitzlersche Schauspiel unangetastet
wo einmal das Fugenthema in der Umkehrung und zu¬
ksoper.
gelassen hat, daß er es einfach so, wie es ist, in „Musik setzte“
#ti
gleich in der ursprunglichen Gestalt durchgeführt wird, —
ungefähr in der Art, wie man irgend etwas in „Spiritus
empor zur meisterlichen Schilderung basenhafter Schwatz¬
daß er vornehm und künstlerisch genug fühlte und
setzt“!
z Neumann.
haftigkeit, nachbarlichen Flüsterns und Tuschelns. Das kraft¬
dachte, der eigentlichen „Bearbeitung“ sich zu enthalten, um
Arthur Schnitzler.
voll und sicher formende dramatische Talent Neumanns spricht
mit dieser Enthaltsamkeit dem Stück selbst einen wirklichen
sich mit packender Wirkung in der al fresco gemalten Szene
veremmer Ereisstirs
Liebesdienst zu erweisen: das hebt den also unternommenen
aus, in der „der fremde Herr“ bei dem jungen, wienerisch
belei“ wurde der be¬
Versuch in den Lichtkreis eines allgemeineren und lebhafteren
leichtsinnigen Liebeleivirtuosen Fritz als tödlich strafender
Deren Hilfe ein abgerun¬
Interesses empor, als es sonst wohl dergleichen operistischen
Rächer erscheint: Handlung und Musik vervielfältigen sich
rlei Unterstützung und
Dramen=Umgestaltungen zugebilligt werden kann. Und wir
hier wechselseitig in ihrer dramatischen Kraft. Auch der
ürfendes Wortdrama in
stellen des weiteren fest, wie sehr in diesem besonderen Fall
zweite Akt bringt mancherlei Schönes, ohne auf der Höhe
stört, um nicht zu sagen:
die „Theorie“ wiederum durch die Tatsachen des Lebens sich
und auf dem Persönlichkeitsklang des ersten sich erhalten zu
tsich zunächst die Frage
berichtigen lassen muß. Nämlich: es sind gerade die reinen
können. In ihm, noch mehr im dritten Akt, treten fremde
Musik den notwendigen
Konversationsszenen, jene geistreich heiter=witzigen Gespräche
Einflüsse, Musik von anderen Opernkomponisten her, als
bird, Wurzel zu schlagen
des 1. Aktes, in denen das eigentlich musikfreundliche senti¬
Hemmungsmomente in die freie Mitteilung des persönlichen
rt dieses Schauspiel in
mentale Element ganz ausgeschaltet zu sein scheint, es sind
Eigenbesitzes an Musik und das Opernhafte gewinnt das
die Möglichkeit, sich aus¬
also die unmusikalischen Situationen, die die Erfindungsgabe
übergewicht.
, in denen ihr zu leben
des Komponisten auf das glücklichste angeregt haben, ihr eine
hur Schnitzlers Dramen
Das Drama ist eine Kunst der Klarheit; und jede Opern¬
feine, zartnervige, schmiegsame und reizvolle Musik entquellen
n“ des Wortes unmora¬
aufführung — fast möchte man so sagen! — eine Kunst der
ließen und sie im leichten und anmutigen Fließen erhalten.
und dem Leichtsinn des
Unklarheit. Der Spalt wird dort am weitesten klaffen, wo
Und andererseits: es find die sentimentalen Szenen des Schau¬
ef pessimistisch in ihrer
die Natur des Dramas zur Natur der Oper in so fühlbarem
spiels, — die heißen Sehnsuchts= und Liebesschmerzen der
klosem Blick gesammelten
Gegensatz tritt wie in Schnitzlers „Liebelei“, als sie Oper
verlassenen Christine des 3. Aktes: also die musikalischen
ind Wortkunst: geistvoll
ward. Und unter diesem Gegensatz wird jede Aufführung
Momente des Stoffs, das uralte Heimatsgebiet der Musik —,
eilich nur geistreich bis
des Neumann=Schnitzlerschen Werkes leiden: nie wird das
in denen die Musik Neumanns von einer im Grunde ge¬
on Paradoxen, blitzen sie
Wort zur freien Herrschaft und zur vollen Geltung kommen,
nommen konventionellen Lyrik sich nicht slösen kann, wo sie,
nachdem sich ihm die Musik an die Fersen geheftet. Auch die
Linie sind sie Meister¬
dramatisch unschöpferisch, zur sentimente n Oper zurücksinkt,
in und ergötzlich in ihren
gestrige Aufführung, so sorgsam und fleißig sie vorbereitet,
r seltsame und auf¬
wo ihre erfinderische Kraft versagt. Di
jeglicher Art von Frivo¬
so liebevoll sie von Dirigent, Spielleiter und Solisten sich
aus der besonderen
fallende Widerspruch, so leicht er sich a
die überlegenheit ihres
unterstützt sah, mußte dem Wort, d. h. der Klarheit und der
Eigenart seiner Be¬
Natur des Komponisten, aus Wesen:
gen objektiv=wissenschaft¬
Verständlichkeit manches schuldig bleiben. Aber hier handelt
weniger als solcher
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es sich eben weniger um ein Gebrechen der Aufführung, als
den einzelnen Fall selbst
als psychische Un¬
bestehen: als künstlerische Regelwid
um einen Geburtsfehler der ganzen Gattung. Mit voller
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fühlt, jener Kranken
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Anerkennung aber wäre im Rahmen dieser von Direktor
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storben sein müßten
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Maximilian Moris im Wiener Biedermeierstil inszenierten
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nen längst ihr Todes¬
und dennoch leben, der Wissenschaft,
Aufführung der hervorragenden Leistung zu gedenken, die
enzubringen. In Wirk¬
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Karl Pfeiffer als feinfühlig alle Werte dieser geistreichen
lers in ihrer Eigenart
Aber dieser erste Akt der „L##ei“! Eine musikalisch
und feinen Partitur zu Leben und Wirkung weckender Diri¬
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Grete Schlemüller (eine warmi empfindende Christine)
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stimmlichen und darstellerischen Mittel gewürdigt sehen.
le Vernunftgründe gegen
und auffängt. Indem sie die Stimmungen des Ganzen oder
Ihnen schlossen sich in den kleineren Rollen Elsa Walter
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abgegrenzter Teile festhält, gelingt Neumann das Ver¬
(die Nachbarin), Eugen Stichling (der Vater) und Her¬
trotzdem und dennoch,
blüffende, in allen diesen unmusikalischen Szenen die Musik
mann Kant (in der wuchtig charakterisierten Szene des frem¬
Gegenbeweis zu führen
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den Herrn) verdienstvoll an. Der neuen, in Hamburg zum
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gen und es uns auch so empfinden zu lassen. Das alte schöpfe¬
ersten Mal aufgeführten Oper bereitete das gut besuchte Haus
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Lyrik gewahrt auch dem Witz und der humoristischen Schilde¬
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ein tragischer Blitzstrahl rung Spielraum: das klangvolle und zart getönte Orchester
l überrascht durch drastische Einfälle und gelungene Späße und !
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