box 12/6
Liebelei
5. L SA
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
rger Correspondent
Ausschtfftt huses
„Fanrburg
vom:18 Jp
ab
Hitonaer Stadttheater
Der kommende Zyklus österreichischer Bühnenwerke wirst
Kine Strahlen voraus: gestern gab man uinter Wehrlins
Weitung Schnitzlers Schauspiel Liebelei und sein zier¬
liches einaltiges #ussper rrerarmr, das Brügmann neu
sie ist nur ein gutes, herziges Mädel, das den
eingeübt hatte. Dem überaus gemütvollen Weiring Wil¬
Rausch des jauchzend Sich=Nehmens und Sich¬
helmis, dem sympathischen Fritz Ewald Bachs, dem
Verschenkens kennt, seit der Stunde, da es den
markigen Gatten Taegers, der erschütternd tragischen Chri¬
Fritz liebt mit der ganzen Inbrunst und selbst¬
#ne des Fräulein Ferron, die nur im letzten Augenblick der
verständlichen Hingebung seiner ersten tiefen
letzten Szene ein wenig versagte, gesellten sich bei: Fräulein
und wahren Liebe.
Sie weiß nicht, daß sie
Glasel als Mizzi von entzückender Frische und sprudelndem
für Fritz nur eine leichte, gefällige, flüchtige
Humor, Herr Modes als Theodor im ersten Akt zu zappelig in
Liebschaft bedeutet, nur einen Zeitvertreib, der
der Lustigkeit, dann Wder recht wirkungsvoll und überzeugend,
den jungen Mann von seiner Leidenschaft zu
und Frau Gude=Brandt als vortreffliche Frau Nachbarin.
einer verheirateten Frau ablenken und kurieren
In dem Einakter, der leicht und zierlich am Auge vorüber¬
soll. Es ist ihr bitter ernst mit ihrer Liebe,
1 flattern muß, war hie und da ein Zuviel an wirklichem Ei####
obwohl sie aus jenen Kreisen stammt, wo es
angeblich „keine großen Szenen und tragischen
Verwicklungen“ gibt.
wo nur gescherzt werden soll. Herr Taeger, als Schriftsteller
Frl. Ferron gab dieser Christine die
Gilbert, traf den richtigen Ton des Stückes am besten. Herr
innige Güte und sinnige Ernsthaftigkeit einer
Brügmann griff den Clemens etwas zu fest an, und Fräulein
stillen, gefühlvollen Natur, aber auch die ver¬
Reichert, die übrigens auch ganz hübsche Momente hatte, wen
zweifelte Entschlossenheit eines um sein Herzens¬
dete manchmal Pathetik auf statt guter Lanne.
P. Al. K.
glück betrogenen Weibes. Hervorragend gestaltete
die Künstlerin die Schlußszene des letzten Aktes.
Wie in der Seele des Mädchens langsam, aber
stetig die Erkenntnis der wahren Zusammen¬
hänge dämmert, wie schließlich die quälenden
Zweisel und bangenden Befürchtungen un¬
— ——
erbittliche Gewißheit werden und alle Altäre
angabe ohne Gewähr.)
zertrümmern, die ein liebendes Mädel in seinem
Innern errichtet, das zeichnete Frl. Ferron in
e1 Plerndenblan
unschlche Ka
eindrucksvollster Steigerung, erschütternd echt.
Einen wirksamen Gegensatz zu dem schwer¬
om: 18 APRIL 1916
blütigen Namrell der Christine schuf das leichte
Gemut, die muntere Ausgelassenheit der von
Frl. Glasel ausgezeichnet verkörperten Mizi.
Die Künstlerin zeichnete ganz samos, nur
Theater,
anfangs fast zu beweglich, den Typus eines
echten Weaner Mädels, das im Mai nicht
Kunst und Wissenschaft.
daran denken mag, ob man sich im August
—
noch lieben wird. Herr Ewald Bach führte
die Figur des Fritz mit jener Gewandtheit
Allonaer Stadt=Theater.
und geistigen Ueberlegenheit durch, die ihm
Neu einstudiert.
eigen ist, die aber diesmal doch nicht darüber
hinwegtäuschen konnte, daß der Künstler keine
ArthurSchu#
rechte innere Fühlung zu seiner Rolle gewinnen
„Liebelei“ und „
konnte. Man denkt sich den Fritz jünger und
weniger pathetisch. Herr Modes fand für
Die Motive, die in den Werken Arthur
die lebensfrohe, unbekümmert=sorglose Art des
Schnitzlers angeschlagen werden, kreisen
Theodor im allgemeinen den rechten Ton, wenn
kauernd um zwei Begriffe: Liebe und Tod.
die
Kypisch ist dabei, daß die Konflikte
man sich auch da und dort noch eine schärfere
sich
aus den mit psochologischer Meisterschaft kom¬
Nuancierung gewünscht hätte. Rührend=schlicht,
binierten und behandelten Problemen zusammen¬
mit warmem Empfinden spielte Herr Wil¬
ballen und entladen, meist auf einen gedämpf¬
helmi den Vater. Die schauspielerisch un¬
ten Ton abgestimmt sind.
Es fehlt sowohl
gemein heikle Figur des fremden Herrn wurde
das Pathetische wie das Brutal=Nauralistische.
von Herrn Taeger vortrefflich dargestellt.
Nirgends laute Explosionen.
Fast still und
Nur ein paar Worte, ein paar Gesten! Aber
w0
spurlos zerbricht das Schicksal die Menschen.
e brachte sie dieser tüchtige Darsteller!
Recht gut war auch Frau Gude=Brandt
Leise, wie wenn eine Saite zerspringt, nicht¬
anders, und das Spiel des Lebens ist beendet.
in der Episodenfigur der Frau Binder. Um
Eine Ausnahme bildet gewissermaßen Schnitz¬
die Inszenierung machte sich Herr A. Weh¬
lin verdient.
lers Schauspiel „Liebelei“ das am Mon¬
tag abend im Altonaer Stad=Theater, neu
Als Nachspeise für Feinschmecker gab es
einstudiert, in Szene ging. Hier greift in die
dann noch den geistreichen, von Lichtern der
zarten, weichen Farben, in die lachende Welt
Ironie umspielten Einakter von Schnitzler
Anatols, wie sie uns im ersten Akt entgegen¬
„Literatur“. Der Dichter gibt hier dem
tritt, doch auch eine kräftigere, sattere Tönung
Thema „Wie stehen die Künstler zum inneren
hinein. Der Flor halber Andeutungen und
Erlebnis?“ das er in seinem Zyklus „Leben¬
leiser Worte wird zerrissen. Unverhüllt zeigt
dige Stunden“ behandelt, eine feine, satirische
sich uns eine erschütternde Seelentragödie, in
Wendung. Herr Brügmann, der auch die
deren Mittelpunkt Christine sieht. Sie ist nichtRegie führte, zeichnete den Baron Clemens
faszinierend schön, nicht sonderlich geistreich, mit sicheren Strichen als einen Mann mit woll¬
W
gepflegten Händen, aber „ungepflegtem Hirn“.
Frl. Reichert verkörperte mit viel Laune
und Beweglichkeit die vom Weib zum „Weib¬
chen“ herabgesunkene Margarete. Herr Tae¬
ger war köstlich in seiner urwüchsigen Eigen¬
L. Ses.
art als „Dichter“.
Liebelei
5. L SA
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
rger Correspondent
Ausschtfftt huses
„Fanrburg
vom:18 Jp
ab
Hitonaer Stadttheater
Der kommende Zyklus österreichischer Bühnenwerke wirst
Kine Strahlen voraus: gestern gab man uinter Wehrlins
Weitung Schnitzlers Schauspiel Liebelei und sein zier¬
liches einaltiges #ussper rrerarmr, das Brügmann neu
sie ist nur ein gutes, herziges Mädel, das den
eingeübt hatte. Dem überaus gemütvollen Weiring Wil¬
Rausch des jauchzend Sich=Nehmens und Sich¬
helmis, dem sympathischen Fritz Ewald Bachs, dem
Verschenkens kennt, seit der Stunde, da es den
markigen Gatten Taegers, der erschütternd tragischen Chri¬
Fritz liebt mit der ganzen Inbrunst und selbst¬
#ne des Fräulein Ferron, die nur im letzten Augenblick der
verständlichen Hingebung seiner ersten tiefen
letzten Szene ein wenig versagte, gesellten sich bei: Fräulein
und wahren Liebe.
Sie weiß nicht, daß sie
Glasel als Mizzi von entzückender Frische und sprudelndem
für Fritz nur eine leichte, gefällige, flüchtige
Humor, Herr Modes als Theodor im ersten Akt zu zappelig in
Liebschaft bedeutet, nur einen Zeitvertreib, der
der Lustigkeit, dann Wder recht wirkungsvoll und überzeugend,
den jungen Mann von seiner Leidenschaft zu
und Frau Gude=Brandt als vortreffliche Frau Nachbarin.
einer verheirateten Frau ablenken und kurieren
In dem Einakter, der leicht und zierlich am Auge vorüber¬
soll. Es ist ihr bitter ernst mit ihrer Liebe,
1 flattern muß, war hie und da ein Zuviel an wirklichem Ei####
obwohl sie aus jenen Kreisen stammt, wo es
angeblich „keine großen Szenen und tragischen
Verwicklungen“ gibt.
wo nur gescherzt werden soll. Herr Taeger, als Schriftsteller
Frl. Ferron gab dieser Christine die
Gilbert, traf den richtigen Ton des Stückes am besten. Herr
innige Güte und sinnige Ernsthaftigkeit einer
Brügmann griff den Clemens etwas zu fest an, und Fräulein
stillen, gefühlvollen Natur, aber auch die ver¬
Reichert, die übrigens auch ganz hübsche Momente hatte, wen
zweifelte Entschlossenheit eines um sein Herzens¬
dete manchmal Pathetik auf statt guter Lanne.
P. Al. K.
glück betrogenen Weibes. Hervorragend gestaltete
die Künstlerin die Schlußszene des letzten Aktes.
Wie in der Seele des Mädchens langsam, aber
stetig die Erkenntnis der wahren Zusammen¬
hänge dämmert, wie schließlich die quälenden
Zweisel und bangenden Befürchtungen un¬
— ——
erbittliche Gewißheit werden und alle Altäre
angabe ohne Gewähr.)
zertrümmern, die ein liebendes Mädel in seinem
Innern errichtet, das zeichnete Frl. Ferron in
e1 Plerndenblan
unschlche Ka
eindrucksvollster Steigerung, erschütternd echt.
Einen wirksamen Gegensatz zu dem schwer¬
om: 18 APRIL 1916
blütigen Namrell der Christine schuf das leichte
Gemut, die muntere Ausgelassenheit der von
Frl. Glasel ausgezeichnet verkörperten Mizi.
Die Künstlerin zeichnete ganz samos, nur
Theater,
anfangs fast zu beweglich, den Typus eines
echten Weaner Mädels, das im Mai nicht
Kunst und Wissenschaft.
daran denken mag, ob man sich im August
—
noch lieben wird. Herr Ewald Bach führte
die Figur des Fritz mit jener Gewandtheit
Allonaer Stadt=Theater.
und geistigen Ueberlegenheit durch, die ihm
Neu einstudiert.
eigen ist, die aber diesmal doch nicht darüber
hinwegtäuschen konnte, daß der Künstler keine
ArthurSchu#
rechte innere Fühlung zu seiner Rolle gewinnen
„Liebelei“ und „
konnte. Man denkt sich den Fritz jünger und
weniger pathetisch. Herr Modes fand für
Die Motive, die in den Werken Arthur
die lebensfrohe, unbekümmert=sorglose Art des
Schnitzlers angeschlagen werden, kreisen
Theodor im allgemeinen den rechten Ton, wenn
kauernd um zwei Begriffe: Liebe und Tod.
die
Kypisch ist dabei, daß die Konflikte
man sich auch da und dort noch eine schärfere
sich
aus den mit psochologischer Meisterschaft kom¬
Nuancierung gewünscht hätte. Rührend=schlicht,
binierten und behandelten Problemen zusammen¬
mit warmem Empfinden spielte Herr Wil¬
ballen und entladen, meist auf einen gedämpf¬
helmi den Vater. Die schauspielerisch un¬
ten Ton abgestimmt sind.
Es fehlt sowohl
gemein heikle Figur des fremden Herrn wurde
das Pathetische wie das Brutal=Nauralistische.
von Herrn Taeger vortrefflich dargestellt.
Nirgends laute Explosionen.
Fast still und
Nur ein paar Worte, ein paar Gesten! Aber
w0
spurlos zerbricht das Schicksal die Menschen.
e brachte sie dieser tüchtige Darsteller!
Recht gut war auch Frau Gude=Brandt
Leise, wie wenn eine Saite zerspringt, nicht¬
anders, und das Spiel des Lebens ist beendet.
in der Episodenfigur der Frau Binder. Um
Eine Ausnahme bildet gewissermaßen Schnitz¬
die Inszenierung machte sich Herr A. Weh¬
lin verdient.
lers Schauspiel „Liebelei“ das am Mon¬
tag abend im Altonaer Stad=Theater, neu
Als Nachspeise für Feinschmecker gab es
einstudiert, in Szene ging. Hier greift in die
dann noch den geistreichen, von Lichtern der
zarten, weichen Farben, in die lachende Welt
Ironie umspielten Einakter von Schnitzler
Anatols, wie sie uns im ersten Akt entgegen¬
„Literatur“. Der Dichter gibt hier dem
tritt, doch auch eine kräftigere, sattere Tönung
Thema „Wie stehen die Künstler zum inneren
hinein. Der Flor halber Andeutungen und
Erlebnis?“ das er in seinem Zyklus „Leben¬
leiser Worte wird zerrissen. Unverhüllt zeigt
dige Stunden“ behandelt, eine feine, satirische
sich uns eine erschütternde Seelentragödie, in
Wendung. Herr Brügmann, der auch die
deren Mittelpunkt Christine sieht. Sie ist nichtRegie führte, zeichnete den Baron Clemens
faszinierend schön, nicht sonderlich geistreich, mit sicheren Strichen als einen Mann mit woll¬
W
gepflegten Händen, aber „ungepflegtem Hirn“.
Frl. Reichert verkörperte mit viel Laune
und Beweglichkeit die vom Weib zum „Weib¬
chen“ herabgesunkene Margarete. Herr Tae¬
ger war köstlich in seiner urwüchsigen Eigen¬
L. Ses.
art als „Dichter“.