Liebelei
bos 12/7
5 BSSLE
e Peminekigunr te beumn Smanen W
vermissen läßt, was wir an Schnitzler schätzen, alles,
was einen Dichter zum Menschengestalter macht, die
Beseelung seiner Wesen.
Der Abend, der zugleich den Aoschied für Clara
usschrutt aus Die Fn.
e
[Goericke bedeutete, war von Dr. Kronacher
mit liebevoller Sorgsalt behandelt worben, und
twenn man auch über die Besetzung einzelner Rollen
S
anderer Meinung sein kann, so muß man doch zu¬
geben, daß es im ganzen genommen ein werivoller
[Abend war Clara Goericke gab als Christine
Weser Zeitung, Bremei
seine von Liebesweh durchzitterte, tief erfühlte Ge¬
stalt und hob die in dem einfaltigen Herzen ruhen¬
Ihre
den Schätze mit zwingender Gewalt emvor.
ratlose Hilfsbedürftigkeit am Schlusse, der mit seiner
Bremer Stadttheater.
windschiefen Psychologie schon bei der ersten Auf¬
führung verblüffte, wuchs sogar über den Dichter
Schnitzler=Abend.
Von Arthur Sd neben hinaus, der zur entschiedenen Anklage letzten Endes
seinen Aovellen wohl nur noch sein Schauspiel Liebe=nicht die Kraft fand. Und eine scharfe, schneidende
lei auch in zwanzig Jahren noch erträglich sein, denn Anklage soll es doch sein: eine Anklage wider die
hier treibter nickt nur ein feines Spiel mit geist= Verlogenheit unserer b'pgerlichen Sitten. Viel¬
reichen Worten, sondern er nickt auch ein Stück leicht aber auch ist der Dichter zu weise gewesen, um
Menschenleben vor uns hin, das er in seinem tiefsten sanzuklagen; das ehrt den Menschen in ihm, aber für
Wesen verstanden hat und mit den schlichten Mitteln den Künstler ist es eine Schwäche. Karl Ger¬
der bedeutenden Kunst darstellt. Gemeinhin ist dieshard=Schröder gab den Fritz: jugendlich, ab¬
Darstellung nicht seine Stürke; er beschreibt lieber, gelebt, müde, verlangend und entsagend, voll ge¬
und auch in der Liebelei, die wir gestern abend in tragener Melodie, wie Schnitzler die damalige In¬
einer guten Aufführung sahen, lauft er gar oftsgend gesehen hat — Anatol in einem anderen Stück,
Gefahr, ins Erzählen zu entgleiten. Er vermeidet aber doch ein wenig zu seelenlos. Als sein getreuer
das, aber er kommt auch nicht ins eigentliche Drama=! Freund hatte Ernst Dernburg nicht viel anderes
tische hinein. Der erste Aufzug ist nur Zustands- zu tun, als Würde zu nuhren; er tat es, und tal es
schilderung die beiden anderen laufen ohne mit gutem Glück. Gerti Selle als Mizzi Schlager
eigentliche ##nung, oft über alle Gebiete aus- gab ein prächtig beobachtetes süßel Mädel, voll un¬
gedehnt, auf das von allem Anfang klare Ende hin= besorgter Lebenslust. über die anderen möchte ich
aus — aber es steht doch eine feine, starke Kunst schweigen.
Den Schluß des Abends bildete die köstliche
dahinter, die Kunst der Beseelung, der Menschen¬
Satire auf die Blaustrümpfe beiderlei Geschlechts.
gestaltung. Von keinem anderen ist das Wiener
Clara Goericke, die mit Beifall und Blumen
Leben der neunziger Jahre mit all seiner süßen
reichlich bedacht wurde, war eine nette, muntere
Wehmut, seinem heiteren Lebensüberdruß, seines
Margarete, aber viel zu wenig war sie Abenteurerin:
spielerischen Ernstes und seiner schwermütigen
Lustigkeit so im Innersten erfaßt worden; keiner ist zu sehr Dame, auch in den Auseinandersetzungen mit
so sehr Wiener wie es Schnitzler ist, aber darin liegt ihrem ehemaligen Freund Gilberr, den Carl
leider nicht nur seine Größe, sondern auch seine[Gerhard=Schröder mit überraschendem Ge¬
Grenze. Seine Kunst ist mehr geistiger Art, mehr schick für komische Wirkungen ganz bedeutend gab, nur
ein Erwägen als ein Wagen, und wenn er herzhoft scheint es mir fraglich, ob es richtig war in einem so
wenig ausgefallenen Anzug zu kommen. Er hätte
werden müßte, wenn sein Blut spritzen müßte in
schon ein bißchen verwahrlost sein dürfen. Form¬
seinem Worte, dann merkt man leider nur die Tinte.
vollendet und in jedem Zug der echt Schnitzlersche
Immerhin ist er der bedeutendste österreichische Diar
„Herr“ war Ernst Dernburg als Klemens gan
ter und steht turmhoch über Schönherr, der in seinen
N
ganz auf äußere Wirkung gestellten Werken alles hervorragend gepflegt in Gang und Geste.
M ae ene
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vermissen läßt, was wir an Schnitzler schätzen, alles,
was einen Dichter zum Menschengestalter macht, die
Beseelung seiner Wesen.
Der Abend, der zugleich den Aoschied für Clara
usschrutt aus Die Fn.
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[Goericke bedeutete, war von Dr. Kronacher
mit liebevoller Sorgsalt behandelt worben, und
twenn man auch über die Besetzung einzelner Rollen
S
anderer Meinung sein kann, so muß man doch zu¬
geben, daß es im ganzen genommen ein werivoller
[Abend war Clara Goericke gab als Christine
Weser Zeitung, Bremei
seine von Liebesweh durchzitterte, tief erfühlte Ge¬
stalt und hob die in dem einfaltigen Herzen ruhen¬
Ihre
den Schätze mit zwingender Gewalt emvor.
ratlose Hilfsbedürftigkeit am Schlusse, der mit seiner
Bremer Stadttheater.
windschiefen Psychologie schon bei der ersten Auf¬
führung verblüffte, wuchs sogar über den Dichter
Schnitzler=Abend.
Von Arthur Sd neben hinaus, der zur entschiedenen Anklage letzten Endes
seinen Aovellen wohl nur noch sein Schauspiel Liebe=nicht die Kraft fand. Und eine scharfe, schneidende
lei auch in zwanzig Jahren noch erträglich sein, denn Anklage soll es doch sein: eine Anklage wider die
hier treibter nickt nur ein feines Spiel mit geist= Verlogenheit unserer b'pgerlichen Sitten. Viel¬
reichen Worten, sondern er nickt auch ein Stück leicht aber auch ist der Dichter zu weise gewesen, um
Menschenleben vor uns hin, das er in seinem tiefsten sanzuklagen; das ehrt den Menschen in ihm, aber für
Wesen verstanden hat und mit den schlichten Mitteln den Künstler ist es eine Schwäche. Karl Ger¬
der bedeutenden Kunst darstellt. Gemeinhin ist dieshard=Schröder gab den Fritz: jugendlich, ab¬
Darstellung nicht seine Stürke; er beschreibt lieber, gelebt, müde, verlangend und entsagend, voll ge¬
und auch in der Liebelei, die wir gestern abend in tragener Melodie, wie Schnitzler die damalige In¬
einer guten Aufführung sahen, lauft er gar oftsgend gesehen hat — Anatol in einem anderen Stück,
Gefahr, ins Erzählen zu entgleiten. Er vermeidet aber doch ein wenig zu seelenlos. Als sein getreuer
das, aber er kommt auch nicht ins eigentliche Drama=! Freund hatte Ernst Dernburg nicht viel anderes
tische hinein. Der erste Aufzug ist nur Zustands- zu tun, als Würde zu nuhren; er tat es, und tal es
schilderung die beiden anderen laufen ohne mit gutem Glück. Gerti Selle als Mizzi Schlager
eigentliche ##nung, oft über alle Gebiete aus- gab ein prächtig beobachtetes süßel Mädel, voll un¬
gedehnt, auf das von allem Anfang klare Ende hin= besorgter Lebenslust. über die anderen möchte ich
aus — aber es steht doch eine feine, starke Kunst schweigen.
Den Schluß des Abends bildete die köstliche
dahinter, die Kunst der Beseelung, der Menschen¬
Satire auf die Blaustrümpfe beiderlei Geschlechts.
gestaltung. Von keinem anderen ist das Wiener
Clara Goericke, die mit Beifall und Blumen
Leben der neunziger Jahre mit all seiner süßen
reichlich bedacht wurde, war eine nette, muntere
Wehmut, seinem heiteren Lebensüberdruß, seines
Margarete, aber viel zu wenig war sie Abenteurerin:
spielerischen Ernstes und seiner schwermütigen
Lustigkeit so im Innersten erfaßt worden; keiner ist zu sehr Dame, auch in den Auseinandersetzungen mit
so sehr Wiener wie es Schnitzler ist, aber darin liegt ihrem ehemaligen Freund Gilberr, den Carl
leider nicht nur seine Größe, sondern auch seine[Gerhard=Schröder mit überraschendem Ge¬
Grenze. Seine Kunst ist mehr geistiger Art, mehr schick für komische Wirkungen ganz bedeutend gab, nur
ein Erwägen als ein Wagen, und wenn er herzhoft scheint es mir fraglich, ob es richtig war in einem so
wenig ausgefallenen Anzug zu kommen. Er hätte
werden müßte, wenn sein Blut spritzen müßte in
schon ein bißchen verwahrlost sein dürfen. Form¬
seinem Worte, dann merkt man leider nur die Tinte.
vollendet und in jedem Zug der echt Schnitzlersche
Immerhin ist er der bedeutendste österreichische Diar
„Herr“ war Ernst Dernburg als Klemens gan
ter und steht turmhoch über Schönherr, der in seinen
N
ganz auf äußere Wirkung gestellten Werken alles hervorragend gepflegt in Gang und Geste.
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