5. Liebelei
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eene en den. n. uen a M.
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20 AUE Im1Der Humerist. Wien
Zwischen Arthur Schnitzler und seinem Publikum hat die
„Zeit Dillanz gelegl. Nicht weil er ein anderer geworden, sondern weil
er derselbe geblieben und aus Müdigkeit oder einem sonstigen Grunde
nichts Neues „liesert“. Ein Dichter aber, besonders wenn man ihn
noch immer als Jungwiener ansieht, hat die Lieferungspflicht. So
kommt es, daß die eigentlich netten Sachen Schnitzlers jetzt
weniger machen. Man gibt sie, um nicht noch ältere geben zu
müssen. „Liebelei" und „Abschiedssouper“ gelten den anspruchs¬
vollen Lemen bereits als vieux jeu. Besonders wenn die Dar¬
stellung nicht so flott aus dem Handgelenk arbeitet wie gerade
hier Bedingung. Der einzige Kramer trifft glücklich den besonderen!
Schnißler=Ton. Kutschera, Edthofer und Frl. Kelle lobt man schon,
wenn es heißt, daß sie nichts verdarben. Nachdem der Abend als
Kaiserfestvorstellung gedacht war, sprach Frl. Trebitsch einen dies¬
bezüglichen Prolog mit guter Wirkung.
ahr
Inommen hatte und weil sich Charlotte Voigt¬
[Wichmann als Margarete in Literatur von einer
neuen Seite zeigen konnte. Maja Reubke schuf
aus dem holdseligen Wunder, das Poetenhände aus
der ganz alltäglichen Geschichte einer unglücklichen
Liebelei gemacht haben, eine tief erfühlte, von
Frühlingszauber umwebte Mädchengestalt, die ganz
rein und edel in ihrem kleinen Leben stand. Sie
gab lebendes Gefühl, hatte stürmische Pulse und
sheige Augen. Aber der Schluß gelang ihr nicht in
dem gleichenMaße. Da war sie nicht das Sinnbild
einer ganzen Klasse von Mädchen, ihr Schmerz
wurde nicht zur Anklage wider die Verlogenheif
unserer gesellschaftlichen Sitten — wie wir dos bei
Clara Goericke stockenden Atems erlebt haben —
sie blieb das kleinbürgerliche Mädchen, das ein
tiefes Liebesleid erfährt. Sie täuschte nicht über
die ungebührliche Länge dieser letzten Szenen mit
ihrer verlogenen Psychoiogie hinweg, sondern blieb
mitten darin stecken. Immerhin war der Gesamt¬
eindruck sehr stark und ich glaube bestimmt, daß sie
es vermag, über den Dichter hinaus zu kommen,
Weser Zeitung, Romns¬
dem damit ein großer Dienst erwiesen würde, —
In Literatur vermochte Charlotte Voigt=Wich¬
mann als Margarete kein tieferes Gefühl zu er¬
wecken. Sie blieb ganz an der Oberfläche kleben.
fSie wollte wohl ein Gemisch geben von Dame und
Bremer Stadttheater.#
Dänichen, aber das kam nicht klar heraus, blieb an
Der Schulgt
# den wir ge= den Ecken ihres Wesens hängen und wirkte durch
ntlich des Ab## Goericke im eine harte, kalte Sprache, die im Fasching Absicht,
i bereits eingehend besprochen haben, verlangtes sein konnte, nicht gerade vorteilhafter. Warten wir)
ern eine besondere Beachtung, weil Maja also auf eine andere Rolle.
K. N.
ubke die Rolle der Christine in Liebelei über-1
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eene en den. n. uen a M.
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20 AUE Im1Der Humerist. Wien
Zwischen Arthur Schnitzler und seinem Publikum hat die
„Zeit Dillanz gelegl. Nicht weil er ein anderer geworden, sondern weil
er derselbe geblieben und aus Müdigkeit oder einem sonstigen Grunde
nichts Neues „liesert“. Ein Dichter aber, besonders wenn man ihn
noch immer als Jungwiener ansieht, hat die Lieferungspflicht. So
kommt es, daß die eigentlich netten Sachen Schnitzlers jetzt
weniger machen. Man gibt sie, um nicht noch ältere geben zu
müssen. „Liebelei" und „Abschiedssouper“ gelten den anspruchs¬
vollen Lemen bereits als vieux jeu. Besonders wenn die Dar¬
stellung nicht so flott aus dem Handgelenk arbeitet wie gerade
hier Bedingung. Der einzige Kramer trifft glücklich den besonderen!
Schnißler=Ton. Kutschera, Edthofer und Frl. Kelle lobt man schon,
wenn es heißt, daß sie nichts verdarben. Nachdem der Abend als
Kaiserfestvorstellung gedacht war, sprach Frl. Trebitsch einen dies¬
bezüglichen Prolog mit guter Wirkung.
ahr
Inommen hatte und weil sich Charlotte Voigt¬
[Wichmann als Margarete in Literatur von einer
neuen Seite zeigen konnte. Maja Reubke schuf
aus dem holdseligen Wunder, das Poetenhände aus
der ganz alltäglichen Geschichte einer unglücklichen
Liebelei gemacht haben, eine tief erfühlte, von
Frühlingszauber umwebte Mädchengestalt, die ganz
rein und edel in ihrem kleinen Leben stand. Sie
gab lebendes Gefühl, hatte stürmische Pulse und
sheige Augen. Aber der Schluß gelang ihr nicht in
dem gleichenMaße. Da war sie nicht das Sinnbild
einer ganzen Klasse von Mädchen, ihr Schmerz
wurde nicht zur Anklage wider die Verlogenheif
unserer gesellschaftlichen Sitten — wie wir dos bei
Clara Goericke stockenden Atems erlebt haben —
sie blieb das kleinbürgerliche Mädchen, das ein
tiefes Liebesleid erfährt. Sie täuschte nicht über
die ungebührliche Länge dieser letzten Szenen mit
ihrer verlogenen Psychoiogie hinweg, sondern blieb
mitten darin stecken. Immerhin war der Gesamt¬
eindruck sehr stark und ich glaube bestimmt, daß sie
es vermag, über den Dichter hinaus zu kommen,
Weser Zeitung, Romns¬
dem damit ein großer Dienst erwiesen würde, —
In Literatur vermochte Charlotte Voigt=Wich¬
mann als Margarete kein tieferes Gefühl zu er¬
wecken. Sie blieb ganz an der Oberfläche kleben.
fSie wollte wohl ein Gemisch geben von Dame und
Bremer Stadttheater.#
Dänichen, aber das kam nicht klar heraus, blieb an
Der Schulgt
# den wir ge= den Ecken ihres Wesens hängen und wirkte durch
ntlich des Ab## Goericke im eine harte, kalte Sprache, die im Fasching Absicht,
i bereits eingehend besprochen haben, verlangtes sein konnte, nicht gerade vorteilhafter. Warten wir)
ern eine besondere Beachtung, weil Maja also auf eine andere Rolle.
K. N.
ubke die Rolle der Christine in Liebelei über-1