Liebelei
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5. L.u.Au4
Abosentliche dileigernig der Wassersalue..—
Stadt fast 25 nach seinem Erstehen wieder= Ivorüberführen muß. Nhil ist dieser Künstler. Die
schauen, dann erinnern wir uns daran, daß diese Regie Dr. Egers zeigte mehr trockenen Ernst als
Dichtung damals die erste Anknüpfung eines lite=lässige Grazie. Die Mundart allein schafft noch nicht
den Duft der wienerischen Atmosphäre. ##w.
rarischen Verhältnisses zwischen Oesterreich und uns
war. Es brachte uns den zarten Huldigungsgruß
einer Generation, die, in der Zeit der Degeneration
ihrer Heimat aufge#achsen, mit Erstaunen das Neu¬
erblühen reichsdeutscher Kunst ansoh und sich be¬
mühte, den verlorenen Vorsprung wieder einzuholen.
Und so können wir eine Neuaufführung der „Liebe¬
lei“
heute als einen freundlichen Gegengruß aus
Reichsheutschland an unsere treuen Freunde in den
gleich uns unglücklichen, nun wohl bald dauernd mit
uns vereinten deutschen Donanländern anschauen.
Trude Wessely spielt jetzt hier die ####
#e,
die kleine gefühlszarte Musikantentochter, diese
Enkelin von Schillers Luise mit dem Dufte von
Goethes Veilchen auf der Wiese. Durch sie erhielt
die verblaßte und monotone szenische Elegie Schnitz¬
lers Gestalt. Aus tiefer Junigkeit heraus formte sie
das Schicksal Christinens. Jedes Wort, das warm¬
zitternd von ihren scheu lächelnden Lippen quoll,
schien ein Stück Seele, jeder Blick ihrer suchenden,
sehnenden, halb ahnungsbangen Augen von linder
Wehmut. Zage Pangigkeit und ernste Wesenstiefe
durchleuchteten ihre hingebungsvolle Liebe. Stets
blieb sie dabei in der Sphäre der Kleinbürgerher¬
kunft.. Das war auch das Merkmal ihrer ergreifend
gespielten Schlußszene: sie gab Schmerz und Ver¬
zweiflung ohne Theaterbeiklang.
Gebhardi fehlen für des jungen Wiener Lebe¬
heirn sentimentale Schwäche vornehmlich die
feineren Schattierungen, die Uebergänge vom
E
Dunkeln zum Lichten. =Der Theodor Langs gibt
sich dagegen hübsch leichtfertig und humorvoll, und
·SFER1979
von keck beherzter plauderhafter Frische ist Olla
Bauer als naiv verderbter „Wiener Fratz", wie
Jeheralanzeiger für
sie auf der Rinastraße und im Prater zu Dutzenden
herumlaufen. Den Vater Christinens stellt Wag¬
01
ner dar. So sehr er sich um den Ton der Echtheit
mit Glück bemüht — um die weichselig „goldige“
Deutsches Schauspielhaus.
Wiener Herzigkeit, auf reichsdeutsche Schmalzherzig¬
keit, kommt wohl kein Darsteller ganz herum. Die
Schnblers „Liebelel“.
Rolle des „Herrn“, der kaum ein Dutzerd Worte zu
uc wir heute Cnitzlers bittersüßes Liebes= sprechen hat, erfordert einen Darsteller ersten
Pyll von den molligen Mädchen aus der Weaner! Ranges, weil sie das Stück am Rande des Abgrunds
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Abosentliche dileigernig der Wassersalue..—
Stadt fast 25 nach seinem Erstehen wieder= Ivorüberführen muß. Nhil ist dieser Künstler. Die
schauen, dann erinnern wir uns daran, daß diese Regie Dr. Egers zeigte mehr trockenen Ernst als
Dichtung damals die erste Anknüpfung eines lite=lässige Grazie. Die Mundart allein schafft noch nicht
den Duft der wienerischen Atmosphäre. ##w.
rarischen Verhältnisses zwischen Oesterreich und uns
war. Es brachte uns den zarten Huldigungsgruß
einer Generation, die, in der Zeit der Degeneration
ihrer Heimat aufge#achsen, mit Erstaunen das Neu¬
erblühen reichsdeutscher Kunst ansoh und sich be¬
mühte, den verlorenen Vorsprung wieder einzuholen.
Und so können wir eine Neuaufführung der „Liebe¬
lei“
heute als einen freundlichen Gegengruß aus
Reichsheutschland an unsere treuen Freunde in den
gleich uns unglücklichen, nun wohl bald dauernd mit
uns vereinten deutschen Donanländern anschauen.
Trude Wessely spielt jetzt hier die ####
#e,
die kleine gefühlszarte Musikantentochter, diese
Enkelin von Schillers Luise mit dem Dufte von
Goethes Veilchen auf der Wiese. Durch sie erhielt
die verblaßte und monotone szenische Elegie Schnitz¬
lers Gestalt. Aus tiefer Junigkeit heraus formte sie
das Schicksal Christinens. Jedes Wort, das warm¬
zitternd von ihren scheu lächelnden Lippen quoll,
schien ein Stück Seele, jeder Blick ihrer suchenden,
sehnenden, halb ahnungsbangen Augen von linder
Wehmut. Zage Pangigkeit und ernste Wesenstiefe
durchleuchteten ihre hingebungsvolle Liebe. Stets
blieb sie dabei in der Sphäre der Kleinbürgerher¬
kunft.. Das war auch das Merkmal ihrer ergreifend
gespielten Schlußszene: sie gab Schmerz und Ver¬
zweiflung ohne Theaterbeiklang.
Gebhardi fehlen für des jungen Wiener Lebe¬
heirn sentimentale Schwäche vornehmlich die
feineren Schattierungen, die Uebergänge vom
E
Dunkeln zum Lichten. =Der Theodor Langs gibt
sich dagegen hübsch leichtfertig und humorvoll, und
·SFER1979
von keck beherzter plauderhafter Frische ist Olla
Bauer als naiv verderbter „Wiener Fratz", wie
Jeheralanzeiger für
sie auf der Rinastraße und im Prater zu Dutzenden
herumlaufen. Den Vater Christinens stellt Wag¬
01
ner dar. So sehr er sich um den Ton der Echtheit
mit Glück bemüht — um die weichselig „goldige“
Deutsches Schauspielhaus.
Wiener Herzigkeit, auf reichsdeutsche Schmalzherzig¬
keit, kommt wohl kein Darsteller ganz herum. Die
Schnblers „Liebelel“.
Rolle des „Herrn“, der kaum ein Dutzerd Worte zu
uc wir heute Cnitzlers bittersüßes Liebes= sprechen hat, erfordert einen Darsteller ersten
Pyll von den molligen Mädchen aus der Weaner! Ranges, weil sie das Stück am Rande des Abgrunds