II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1356

Liebelei
5 B E EE E
kussisn ganz vermieden und alle Erkennt¬
1
nis echt dichterisch auf das Gefühl genellt
0
box 12/7
ist. So folgt er den Spuren Henrik
r.
Ibsens. Die Verwandtschaft mit diesem:
heute noch immer fortwirkenden Gevai¬
ter der ganzen deutschen Moderne ist bei
ihm stark, aber ehrenvoll zu spüren.
e.
Die Aufführung an unserer Bühne
sch, gab Schnitzler leider nicht, was Schnitz¬
r
lers ist. Das Stück war nicht in seine
richtige Atmosphäre gestellt. Wienerisch
In.
weich gleiten die Szenen ineinander, aber
jede einzelne Figur muß ganz durchblu¬
tet sein von den Absichten des Autors,
ersordert die vollste Erschöpfung von
Wert und Seele, wenn das Publikum
mitfolgen und das Spiel ganz verstehen
soll. Die Tatsache, daß dieses selbstver¬
stän liche Ziel jeder Reproduktion scht¬
(bar nicht erreicht wurde, qualifiziert allei
(die Aufführung als eine minderwentige.
In chärferer K##tur hob sich nur Els¬
Norden ab. Sie zeigte als Christine
wieder großes und starkes tragisches Kön¬
nen, das aber dieser Rolle nicht ganz ge¬
recht werden konnte. Der Zauber, der
ldieses starke Wiener Mädchen umspinnt,
Fehlte der Darstellung. Er war nur in
Theoter und Musik.
Andeutungen erkennbar, wie auch der
Fritz des Gastes bei allen Vorzügen der
Stadstheater Warnsdorf.
Wortbehandlung nicht über Andeutungen
4Drektion Exner.
hinauskam. Schnitzlers gutangezogene
Spielplan.
junge Männer wollen gemeiniglich an¬
ders gespielt werden. Vor einer welteren.
Freitag, Oktober, zum zweiten Male:
„Hannd gehf tänzen“.
Probe ist ein Engagement kaum gutzu¬
Samstag, det 11. Oktober: Geschlossen.
heißen. Ein recht gutes Konterfei eines
Sonntag, dem 12. Oktober, 3¼ Uhr: „Czar¬
leichtlehigen, unbedenklichen Gentrys bot
dasfürstin“ Fremdenvorstellung ## bedeu¬
Walter Sima, dessen Theodor immer¬
tend ermäßigten Preisen. —
Avends 8 hin flott genug war, um glaubwürdig
Uhr: „Hanni geht tanzen“.
zu erscheinen. Auch die Mizzi Anni
Kapellers war überraschend gut ge¬
Arthur Schnitzler: Liebelei". Seitlungen. In der Rolle des Vaters schuf
jenem Abende, än dem ein viekzehnjähr= Stesan Himmelsbach eine gute,
ger Quartaner dem Schauspiele zum ruhig umrissene Gestalt. Das interes¬
ersten= und einzigenmale mit bedräng=sante Gegenspiel in dieser Gestalt des
tem, laut klopsenden Herzen folgte, sind (Stückes, die Strumpfwirkersfrau, brachte
mehr als zwanzig Jahre verflossen. Nach Fritzi Enders leider nur in ganz un¬
Grillparzers „Ahnfrau“ war es wohl vollkommenen Zügen. Die Episode!
der stärkste Eindruck, den der jungesdes betrogenen Gatten verdarb Oskar
Mensch von der Bühne her empfing und[Freidl diesmal nicht. In der Aus¬
soft und manche Zeit später kehrte noch wahl des Stückes, wie in seiner Wieder¬
die Erinnerung an dieses Erlebnis zu- gabe und Ausstattung ließen Direktion
rück. Nach vielen Jahren der Entfer= und Regie (Else Norden) Sorgfalt und
nung begegnete er gestern den Gestalten künstlerischen Ernst erkennen. Schade,
Schnitzlers wieder wie lieben Jugendbe¬
daß auch diesmal der Versuch nur halb
kannten. Da waren sie wieder, — und
Wonion Kogognaoy
rth.
waren es doch auch nicht mehr. Zwischen
Erkennen und Wiederfinden verging ein
unruhiger Augenblick: in die vertrauten
Gesichter haben sich fremde Züge einge¬
graben, — undeutliche Kunde aus Tiesen,
die im Mömente nicht zu ermessen sind.
Bis dann, nach dem spannenden Spiel
einer schnellen Enträtselung, die Gewi߬
heit wiederkehrt: Sie sind, die sie wa¬
ren; sind dieselben geblieben mit dem
durchschimmernd zarten Bau ihrer
Seelen, mit ihrer ganzen vornehm=fa¬
talen Feinheit. Und was noch fremd
sund neu erschien, das war bewirkt durch
die große Distanz, die man zu ihnen
gewonnen, die einen indessen bereichert,
vertieft, vielleicht auch beruhigt, aber
keineswegs verwandelt hat. Sie sind alle