Liebelei
5.— box 12/7
Theater und Musik.
Stadttheater Warnsdorf.
„Drektion Exner.
Spielplan.
Freitag, den 1. Oktober, zum zweiten Male:
„Hannik geh tanzen“.
Samstag, der 11. Oktober: Geschlossen.
Sonntag, dem 12. Oktober, 3¼ Uhr: „Czar¬
dasfürstin“ Fremdenvorstellung zu bebeu¬
tend ermäßigten Preisen. — Abenos 8
Uhr: „Hanni geht tanzen“.
3 Abwskr, WarEsdert
11919
1 Be= dieselben; und was sie etwa Neues zu
gszu=sagen haben, sie sagen es im selben Ton
Al= und Rythmus, aus denselben Kräften
Und
inem und Gründen, wie dazumal.
Die sdarum mag man den Dichter auch dann
tags lieben, wenn sich ihm die Bewunderung
kr. -
versagt; weil uns sein Spiel, wie immer
ses gestellt und geführt sein mag, doch je¬
eredesmal enger an die Intimität dieser
run= gepflegten und geklärten Menschlichkeit
rger
der heranbringt. Alle Kraft des Geschehens
Ne-strömt aus dem unerschöpflichen Urgrund
stärkster Seelenbewegung: aus der Liebe;
opf
rde jalle Bedeutung des Erlebten drängt dem
ges einen unausweichlichen Ziele des Lebens
ind zu: dem Tode. Ein Spiel zvischen Liebe
ter lund Tod: es gibt ja fast kein Werk von
in¬
Schnitler, unter dessen Titel sich dieser
den Vermerk nicht setzen nese Es gibt wenig
Jos.
moderne Gesellschaftsstücke von so aus¬
ur¬
gesprochen tragischem Geschehen; und
na¬
kaum eines, bei dem die Tragik trotz der
ge¬
allzu zarten Form noch so stark und auf¬
er¬
recht geblieben wäre. Das ist, —wie
jede echte Tragik — die Frucht eines tie¬
fen und mächtigen ethischen Wollens.
Auch hierin verleugnet Schnitzlers Dich¬
tung ihre Herkunft aus dem Salonstück
nicht, das ja auch immer in einer mora¬
lischen Auseinandersetzung gipfelt. Nur
daß bei Schnitzler die advokatovische Dis¬
kussion ganz vermieden und alle Eekennt¬
nis echt dichterisch auf das Gefühl gestellt
ist. So folgt er den Spuren Henrik
r¬
Ibsens. Die Verwandtschaft mit diesem
heute noch immer fortwirkenden Gevat¬
#ter der ganzen deutschen Moderne ist bei
ihm stark, aber ehrenvoll zu spüren.
6
Die Aufführung an unserer Bühne
gab Schnitzler leider nicht, was Schnitz¬
ch,
lers ist. Das Stück war nicht in seine
richtige Atmosphäre gestellt. Wienerisch
weich gleiten die Szenen ineinander, aber
jede einzelne Figur muß ganz durchblu¬
tet sein von den Absichten des Autors,
erfordert die vollste Erschöpfung von
Wort und Seele, wenn das Publikum
mitfolgen und das Spiel ganz verstehen
soll. Die Tatsoche, daß dieses selbstver¬
ständliche Ziel jeder Reproduktion sicht¬
nbar nicht erreicht wurde, qualifiziert allein
die Aufführung als eine minderwertige.
In schärferer Kontur hob sich nur Else
Norden ab. Sie zeigte als Christiné
wieder großes und starkes tragisches Kön¬
nen, das aber dieser Rolle nicht ganz ge¬
recht werden konnte. Der Zauber, der
ldieses starke Wiener Mädchen umspinnt,
[fehlte der Darstellung. Er war nur in
Andeutungen erkennbar, wie auch der
Fritz des Gastes bei allen Vorzügen der
Wortbehandlung nicht über Andeutungen
hinauskam. Schnitzlers gutangezogene
junge Männer wollen gemeiniglich an¬
ders gespielt werden. Vor einer weiteren,
Probe ist ein Engagement kaum gutzu¬
heißen. Ein recht gutes Konterfei eines
leichtlebigen, unbedenklichen Gentrys bot
Walter Sima, dessen Theodor immer¬
hin flott genug war, um glaubwürdig
zu erscheinen. Auch die Mizzi Anni
5.— box 12/7
Theater und Musik.
Stadttheater Warnsdorf.
„Drektion Exner.
Spielplan.
Freitag, den 1. Oktober, zum zweiten Male:
„Hannik geh tanzen“.
Samstag, der 11. Oktober: Geschlossen.
Sonntag, dem 12. Oktober, 3¼ Uhr: „Czar¬
dasfürstin“ Fremdenvorstellung zu bebeu¬
tend ermäßigten Preisen. — Abenos 8
Uhr: „Hanni geht tanzen“.
3 Abwskr, WarEsdert
11919
1 Be= dieselben; und was sie etwa Neues zu
gszu=sagen haben, sie sagen es im selben Ton
Al= und Rythmus, aus denselben Kräften
Und
inem und Gründen, wie dazumal.
Die sdarum mag man den Dichter auch dann
tags lieben, wenn sich ihm die Bewunderung
kr. -
versagt; weil uns sein Spiel, wie immer
ses gestellt und geführt sein mag, doch je¬
eredesmal enger an die Intimität dieser
run= gepflegten und geklärten Menschlichkeit
rger
der heranbringt. Alle Kraft des Geschehens
Ne-strömt aus dem unerschöpflichen Urgrund
stärkster Seelenbewegung: aus der Liebe;
opf
rde jalle Bedeutung des Erlebten drängt dem
ges einen unausweichlichen Ziele des Lebens
ind zu: dem Tode. Ein Spiel zvischen Liebe
ter lund Tod: es gibt ja fast kein Werk von
in¬
Schnitler, unter dessen Titel sich dieser
den Vermerk nicht setzen nese Es gibt wenig
Jos.
moderne Gesellschaftsstücke von so aus¬
ur¬
gesprochen tragischem Geschehen; und
na¬
kaum eines, bei dem die Tragik trotz der
ge¬
allzu zarten Form noch so stark und auf¬
er¬
recht geblieben wäre. Das ist, —wie
jede echte Tragik — die Frucht eines tie¬
fen und mächtigen ethischen Wollens.
Auch hierin verleugnet Schnitzlers Dich¬
tung ihre Herkunft aus dem Salonstück
nicht, das ja auch immer in einer mora¬
lischen Auseinandersetzung gipfelt. Nur
daß bei Schnitzler die advokatovische Dis¬
kussion ganz vermieden und alle Eekennt¬
nis echt dichterisch auf das Gefühl gestellt
ist. So folgt er den Spuren Henrik
r¬
Ibsens. Die Verwandtschaft mit diesem
heute noch immer fortwirkenden Gevat¬
#ter der ganzen deutschen Moderne ist bei
ihm stark, aber ehrenvoll zu spüren.
6
Die Aufführung an unserer Bühne
gab Schnitzler leider nicht, was Schnitz¬
ch,
lers ist. Das Stück war nicht in seine
richtige Atmosphäre gestellt. Wienerisch
weich gleiten die Szenen ineinander, aber
jede einzelne Figur muß ganz durchblu¬
tet sein von den Absichten des Autors,
erfordert die vollste Erschöpfung von
Wort und Seele, wenn das Publikum
mitfolgen und das Spiel ganz verstehen
soll. Die Tatsoche, daß dieses selbstver¬
ständliche Ziel jeder Reproduktion sicht¬
nbar nicht erreicht wurde, qualifiziert allein
die Aufführung als eine minderwertige.
In schärferer Kontur hob sich nur Else
Norden ab. Sie zeigte als Christiné
wieder großes und starkes tragisches Kön¬
nen, das aber dieser Rolle nicht ganz ge¬
recht werden konnte. Der Zauber, der
ldieses starke Wiener Mädchen umspinnt,
[fehlte der Darstellung. Er war nur in
Andeutungen erkennbar, wie auch der
Fritz des Gastes bei allen Vorzügen der
Wortbehandlung nicht über Andeutungen
hinauskam. Schnitzlers gutangezogene
junge Männer wollen gemeiniglich an¬
ders gespielt werden. Vor einer weiteren,
Probe ist ein Engagement kaum gutzu¬
heißen. Ein recht gutes Konterfei eines
leichtlebigen, unbedenklichen Gentrys bot
Walter Sima, dessen Theodor immer¬
hin flott genug war, um glaubwürdig
zu erscheinen. Auch die Mizzi Anni