II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1359

iebele
bos 12/7
5.
Theater und Kunst. ;
Donnerstag wurde das Schauspiel“
„Zidhelei“ von S##un Dieies
heute noch sehe dühsenwirksame Stück löste auch
bei unserem Theaterpabinam großen Beifall aus.
Das stück ist so recht aus dem Leben gegriffen
in dem derartig Fälle zahllos auf der Tages ##
ordnung si d: Eine brave Tochter lernte einen
junge Menschen leunen. Sie betet ihn an, liebt
ihn abgöttisch; er ist ihr ebenfalls zugetan, liebt
sie, doch gerät er durch seine Will=ucschwäche und
Berinflussang anderer auf einen Jerweg, läßt sich
lin Beziehungen mit einer verheirateten Frau ein,
der Mann komit dahinter, den Schluß bildet,
in Duell, der Thebrecher wird getötet und das
Gück eines Mäochen ja einer ganzen Fimilie ist
zerstört.
Was die Auffährung selbst anbelangt, wäre
nichts zu tadeln. Herr Adolf Zaglauer ver¬
stand es meisterhaft, dank seiner großartigen
Charaktrisierungsgabe, den gutmütigen, um seine
Tochter sehr bekümmerten Alten zu spielen; Frl.
Alsen als Christine stand mit ihrem Spiele auf!
voller Höhe und hlieb es auch im Schlußokte,
wo sie durch ihr echtes, von tiefer Empfindung!
getragenes Spiel wahrhaft erschütierad zu wirken
verstand. Ebenso wirkungsvoll und vornehm im
Aplietsr
Deutsche Böhmerwald Zeitung
Seite 561. 011.
Em
Spiek behauptete sich Herr Beyer in seiner
kölle als Fritz Lobmeyer; flott und rempera¬
gentvoll spielie Frl. Peters, eine prächtige
leistung vot Herr Walter als Theodor:
Frau
Posgay gab die gutmeinende
und vielgesprächige Nachbarin Binder in ge¬
wandter hu###rvoller Weise, aber auch die
kleine Jnek wußte sich in ihrer Rolle zurecht¬
jufinden. Die Regie des Herro Zaglauer war
einwandfrei, so deß das vollbesetzte Haus be¬
friedigt über das Geboteue war und mit seinem
Beifoll keineswegs geizte. Auch die Musik unter
Leitung ihres tüchtigen Kapellmeisters Weniger
war Gegenstand freundlichen Beifalls.
Gesellschaft der Musikfreunde für Süd
böhmen Es wird uns hiezu noch mitgeteilt:
Das erste Symphoniekonzert siadet im Monate
Jänner 1920 statt und wird als „Schubert
Abend“ durchwegs Werke dieses Komponisten
dringen. Das Programm wird demnächst bekannt
gegeben werden. Nach den Satzungen des Vereines
sind die regelmäßigen Symphoniekonzerte in erster
Linie für die Mitglieder der Gesellschaft der
Rusikfreunde bestimmt, welche zu diesen freien
Zatritt haben; eist der Rest der Korten kann
sem weiteren Publikum zugänglich gemacht werden.)“
Z. Z. Ad ABRHD EROFFAU.
Samstaggh 29. Novzmber 1919, Nr. 10.

—.—
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Troppauer Stadttheater. „Liebeiei“
n Artbur igter Büh¬
sienstücke wohr vramatisierte Novellen genannt, so
wenig eigentliche Handlung enthalten sie, so #ark
fist dagegen ihr plychologisches Geschehen. Trotzbessen
siehl man sie gern auf der Bühne. „Liebelei“ war
der erste große Bühnenerfolg dieses Dichters, dessen
Poesic so viel echten Goldgehalt und so viel leise
Anmut, s## #iel schwermütigen Reiz birgt. Die dies¬
jährige Aufführung dieser Dichtung hat wohl keinen
stürmisch: Beifall ausgelöst, dafür aber eine umso
nachhaltig.re Wirkung erzielt. Die Gestalten des
Tichters gewannen durch die Darstellung lebendigstes
Leben, das Publikum fühlte sich gefesselt, lachte und
weinte und litt mit den beiden jungen Menschen¬
rauren, die freie Wahl zusammengeführt hatte, und
erlebte erschüttert das Schicksal des jungen Mädchens
mit, für das die Liebelei zur großen einzigen Liebe
wird, an der sie zerbricht. Die Christine wurde von
Frau Schartmüller gegeben, eine Rolle, die für
ihre Eigenart wie geschaffen erscheint in ihrer stil¬
len Schönheit und verhaltenen Leidenschaftlichkeit.
Im ersten und zweiten Akt schon freut man sich der
Lieblichkeit dieser Christine, deren Zärtlichkeit, deren
Liebe=sich so innig ausspricht; man spürt aber, diß
sizedas dunkle ahnende Gefühl nie verläßt, daß Lieb¬
uletzt mit Leid lohnt, ud das wirft einen Schatten
auf ihre hellsten Stunoen. So natürlich sich indes
die Darstellerin gab, so schien sie doch nicht so völ¬
lig wie sonst die Situation zu beherrschen; die Be¬
wegungen waren etwas gebunden, das Wort manch¬
mal gehemmt. Im letzten Akt dagegen wuchs die
Tgestellung zu bedeuender künstzerischer Höhe, sie
#birk.e hinreißend in ihrem leidenschaftlichen Schmerz,
in der Erkenntnis, daß sie dem abgöttisch Geliebten
nur ein Zeilvertreib gewesen, ja, man konnte dr
Gewalt dieses Ausbruches gegenüber vergessen, daß
dies ein Spiel war. Der Fritz Lobmeyer des Herrn
Neuhardt gewann durch die sympathische Art der
Tarstellung. Auch Herr Neuhardt vermied alles The¬
atratische und Echtheit und Tiefe der Empfindung
fand den Weg aus dem Herzen in den Klang der
Stimme. Den Theoder Kaiser, der ein so guter
treuer Freund und dabei ein recht oberflächlicher
Mensch ist, gab Herr Lichtenberg mit überzeu¬
gendster Wahrheit. Humor und leichtsinnigste Le¬
bensphilosophie wurden ebenso richtig gemalt wie
die Sorge und die Trauer um den Freund und die
tiefe Erschütterung angesichts der Verzweiflung
Christinens. Auch als Spielleiter erwarb sich Herr
Lichtenberg besondere Verdienste. Die Mizzi Schla¬
ger die von Frl. Enzinger gespielt wurde, war
von köstlicher Natürlichkeit. Wie ein gesunder fri¬
scher Luststvom wirbelte sie im ersten Akt über die
Bühne; ihre Mizzi plauderte wirklich, wie ihr der
Schnabel gewachen war und ihr Humor war ent¬
zückeng. Den gütevollen Musiker Weiring, der so“
viel warmherziges Verständnis für alles Menschen¬
leid und Menschenglück hat, gestaltete Herr Hüb¬
ner ganz im Sinne der Dichtung — gütevoll und
warmherzig; sehr ergreisend sprach er das Schlu߬
wort der Dichtung. Noch ist Frl. Proßnitz als die
gutmütge Ratschbase Katharine Binder zu rühmen
und Herr Horn gab der Episode des „Herrn“ Größr¬
Das Publikum wird für wert¬
und Bedeutung.
volle Tichtungen in so hervorragend guter Ausfüh¬
rung immer daulbar sein und wird sicher den öster¬
reichischen Dich ern immer besonderes Interesse ent¬
gegenbringen. Hoffentlich vergißt man Grillyg#
nicht!