II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1379

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Liebelei
5. Jeeeen an
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin HO. 43, Georgenkirchplatz 21
Zeitung: Berl. Zeitung am Mittag
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Liebelei als Oper.
∆ Erstaufführung in der Volksbühne.
Es ist eigentlich zu verwundern, daß sich die
Oper „Liebelei“, die schon im Jahre 1910 zu
Frankfurt am Main das Licht der Bühne erblickte,
nicht besser durchzusetzen vermochte, und Max
Morris, der künstlerische Leiter der Sommer¬
oper im Theater am Bülowplatz, hat sich gewiß
ein Verdienst erworben, daß er dieses immerhin
mit einer Reihe von schönen Vorzügen aus¬
gestattete Werk vor dem Vergessenwerden be¬
wahrte. Diese Vorzüge der Oper liegen aller¬
dings weniger auf der musikalischen, als auf der
textlichen Seite. Schnitzlers „Liebelei“ ist eben
an und für sich stark genug, um das Publikum in
Atem zu erhalten und für das Schicksal dieser
vier plastischen Wiener Typen zu interessieren.
Die Musik von Franz Neumann bewegt
sich vom ersten bis zum letzten Akt
auf einem anständigen Niveau, ist im
allgemeinen guter Durchschnitt, an einigen Stellen,
insbesondere während des Soupers zu viert, beim
Auftritt des „fremden Herrn“ und im Finale des
zweiten Aktes, erhebt sie sich sogar über dieses
Mittelmaß, wie sie überhaupt gerade in dramatisch
starken Szenen eine erhöhte Wirkung zu geben
imstande ist und darin liegt immerhin schon ein
gewisser Wert. Die Aufführung wurde den An¬
sprüchen, die man an eine Sommeroper zu stellen
pflegt, im allgemeinen gerecht, obwohl gerade die
Darstellerin der Hauptrolle, Margarete Schlee¬
müller, dem Dichter und Komponisten am
meisten schuldig blieb. Hans Heinz Bollmann
hat einen sieghaften und scheinbar noch sehr ent¬
wicklungsfähigen Tenor, Friedel Schwarz,
Desider Zador, Hellmuth Berndsen, Ida
Holms und Hermann Kant zeichnen sich in den
übrigen Partien aus. Die musikalische Leitung
lag bei Eugen Gottlieb in guten Heiden. Es
M.
gab sehr viel Applaus.
Klose & Seidel
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Trüuz-Zi
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Kunstchronik.
(In der „Volksbühne“ am Bülowplatz gelangte gestern abend
unter der Sommerdirektion Heinrich Nefts zum ersten Male
Fracz Neumanns dreiaktige Oper „Liebelei“ deren
Texk nach dem gleichnamigen Schauspiel von Arthur
Schnitzler verfaßt ist, zur Aufführung und erziette#enen
starken Erfolg. Diese Oper, die schon vor Jahren einmal an der
„Komischen Oper“ inszeniert war, ist etwas eigenartig mit ihren
vielen Duetten ohne die sonst gebräuchlichen Arien, und sie ver¬
fehlt doch nicht ihre Wirkung. Trotz des schwer=sentimentalen
Themas gehen die Töne leicht und flüssig über das Orchester, stark
dramatisch und brutal, dann wieder sein und lyrisch, sanft ver¬
klingend, o ja Franz Neumann versteht seine Sache. Dazu
kommt, daß Eugen Gottlieb das Blüthner=Orchester in
gutem Zuge hatte, im ersten Akte stellenweise zu laut, paßt sich
nachher die orchestrale Begleitung sanft und sauber den Sängern
und Sängerinnen an. Maximilian Moris hatte für liebe¬
volle Inszenierung gesorgt und so mußte denn die Oper, die auch
verwöhnten Geschmäcken etwas bietet, Erfolg haben. Der text¬
liche Inhalt der „Liebelei“ ist ziemlich langweitig und endet in
schauerlicher Rührseligkeit, so daß darüber kein Wort zu verlieren
Margarete Schlemüller war gestern besser als kürz¬
ist.
lich im Wallnertheater in der Operette, ihre Indisposition war
verschwunden und so bot sie eine gute abgerundete Leistung,
Friedel Schwarz war lustig, frisch und unbekümmert, wie
sie sein sollte, Helmuth Berndsen sang mit vielem Ver¬
ständnis den treubesorgten Vater und Hans Heinz Boll¬
mann holte sich mit seinem flotten Spiel und seiner schönen
Stimme, die selbst in den höheren Lagen wunderbar rein und
voll klang, einen starken Erfolg. Der Kammersänger Zädor
wußte seine besten Qualitäten an den Tag zu legen und war be¬
sonders in den Zwischenspielen ausgezeichnet. Auch Hermann
Kani und Ida Holms paßten sich dem Ganzen harmonisch
an. Zieht man den Schlußstrich, so muß man zu dem Ergebnis
kommen, daß alles besser war, als man — im August verlangen
kann. Befriedigt ging man nach Hause und hielt vor dem Theater
Umschau nach den Jünglingen und Männern, die vorher dort unter
roten Bannern und mit Sowjetabzeichen geschmückt „Aufklä¬
rungs“=Reden hielten, aber vergebens, der Moloch der Großstadt
A. St.
hatte sie verschlungen.

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Sene
Die kompptierte „Liebelei“ (Volksbühne). Die schon vor
10 Jahren inl der Komischen Oper gespielte Neumannsche
easssansheng
Vertonung von Schnitzlers „Liebelei“ fand gestern ein mitfühlen¬
des Publikum, das sich leicht in Rührung bringen ließ. Neumann
hat sich fast allzu eng an den Schnitzlerschen Text gehalten, er
war aber doch bemüht, die wienerische Liebelei zu vertiefen; vor
allem die „Spannung“ auch musikalisch festzuhalten. Die Auf¬
führung, unter der musikalischen Leitung von Eugen Gott¬
lieb, kam über das Niveau der Sommeroper weit hinaus.
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Margarete Schlemüller, vielleicht als „süßes Mädel“
ein bißchen zu reif, hatte dennoch gesanglich und mimisch so viel
Qualitäten, daß sie sehr viel in die Rolle hineinlegte. Friedel
Schwarz zeigte ein sorglosesTemperament, daß zu ihrem Partner
Desider Zädor ausgezeichnet paßte. Hans Heins Boll¬
mann als Fritz und Helmuth Berndsen als alter Mu¬
siker waren ebenso an ihrer Stelle wie Ida Holms und Her¬
mann Kant. Die in Musik gesetzte Liebelei wird sich allem
Anschein nach auf der Volksbühne ein Weilchen halten. —
ANN NN