II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1419

Liebelei
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Klose & Seidel
Barene für Zaitungneschenhrtan
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2 Eine Paxlando-Oper.
„Peshele“ von Sarihler-Neumehn
Die Idee, Schnitzlers „L##alei“ zu vertonen dürfte
haupisächlich aus dem letzten Au
Musikalisch und greist daher in der Nenen¬
Joem tiefer. Die anderen bogegen verlieren. Alles
Glanj und Schimmer der munkalischen Untermalung
vermag darüber nicht zu täuschen. Der geschliffene
Dialog wird zum Opfer des Parlando, weil er unver¬
standen bleibt. Die virtuose Zeichnung der Charaktere
verblaßt am meisten bei den Nebengestalten, so beson¬
ders der Klatschdase Binder, du zur dürftigen Staffage
wird.
Die Musik von Franz Neumann überzeugt an
meisten, wo sie lustspielhaft, stott hingeworfen ist, im
Dramatischen ist sie anzu traditionell. Trotz vieler
Wirksamkeiten fehlt ihr ursprüngliche Wärme, zwin¬
gende Eigenart. Es ist doch Musik aus dritter Hand.
trotz hübscher Einfälle im einzelnen. Musikalischer.
wenn auch geistreicher Feuilletonismus. Wolfj-Jerrari.
d'Alvert, Plech, Puccini haben Gevatier gestanden. Es
hätte einee durchweg neuen Stils bedurft. Man denke
an „Pelleas und Melisande“ von Debussy. Auch dort
ein Tersuch, aber ein schon in seinem einheilichen
Kolorit stilvoll und eigenartig gelungener. Freilich, mit
Nachahn ung wäre es nicht getan gewesen.
Die Aufführung ist aus mehr als einem Grunde be¬
achtensn ert. Da ist die Inszenierung durch Julius
Brischke, das Peste, was hier seit langem gesehen
ward. Ein schöner Rahmen für ein schönes Bild:
Reina Backhaus als „Christin:“. Wolken und
Können reichen hier einander die Hand zu glücklichstem
Gelingen. Diese Christine wird man nicht vergessen.
Daneken erfreut Richard Ludewigs durch Wärme
als Vater, Elly Gladitsch ist eine harmlos gemil¬
derte „Mizzi“. Die Musik wirkt auch auf die anderen
Gestalten stark nivellierend, am meisten bei der Frau
Binder, die Margarete Neff, doch auch bei den beiden
jungen Leuten, die Fredy Busch und Ernst Claus
angemessen darstellten. Das Orchester unter Otto Gel¬
berg war oft klarg'ich vorzüglich. Wohl mit der
große Zeitabstand seit der ersten Aufführung machte
sich gestern nachteilig in einigem geltend.
Hugo Socnik.
Klose & Seider
Buurent führ Zeitaningerschemenestersähle
Verür NO. 43, Georpenkirchpiet 2
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Hltes Stadttheater.
Liebelei.
S Schauspiel in 3 Aufzügen von Arth.“
Schnitzler.
In keinem Stück Schniblers ist die Wiener
Luft so eingesangen wie in dieser wehmütigen
Liebesgeschichte des Zweiunddreißigjährigen,
dessen für unsere Tage heikelstes Stück, der Reigen,
heute, bald dreißig Jahre später, der sensations¬
lüsterne Bildungspöbel und zweifelhafte Moral¬
trompeterei zum Gegenstand eines endlos breit¬
geschlagenen Skandals machen, sehr zum Schaden
seines Verfassers, der nicht bloß in Sexualpsycho¬
logie und auch nicht bloß in literarischen Cau¬
serien sich ergeht, sondern in begnadeteren Stun¬
den das Zynikerlächeln und die Theoretikerstirn¬
falte einer dunklen, schweren Melancholie weichen
läßt, die in die Hintergründe des Profanen ein¬
dringt und das Seelische dort noch aufdeckt, wo
Sudermänner auf der Hintertreppe kleben bleiben
(Rosen). Gewiß, es ist manchmal ein bissel viel
Sentimentalitär geboten, und der Liebeshimmel
dieser Wiener jungen Leute wird auf größte sitt¬
liche Entrüftung stoßen bei Menschen vom Schlag
der Strumpswirkersfrau im zweiten Akt des
Stückes, die Luise Trebe so herzhaft unsym¬
pathisch vor uns hinpflanzte mit ihrem Gistneid
auf das leidbeschattete, vergängliche Traum= und
Rauschglück der jungen Mädchen.
eigentlich
Im ganzen ist die Geschichte ja
trivial: der Held liebt eine verheiratete Frau, be¬
kommt von seinem Freund zur Ablenkung ein
„süßes Mädel“ vorgeführt, die, völlig rein noch,
ihm ihre ganze heiße Liebe schenkt und schließlich
in der Stunde eine leise Ahnung von Liebesglück
in ihm weckt, in der er sie für immer verläßt, um
im Duell mit dem Gatten der anderen zu
fallen. Das Mädel aber, zwiefach betrogen, rennt
in den Tod. Und drum herum ist Wiener Milien“
gebaut, Lobheimers Bude mit der halbeleganten
Behaglichkeit, in der so ein reizendes Fest zu
Vieren so bös gestört wird, und das schlichte Zim¬
mer des alten Musikanten, von dem aus man auf
so viele Dächer hinabsieht und hin bis zum
Kahlenberg.
Die Aufführung war durch Ludwig Seipps
Spielleitung und die volle Hingabe der Darsteller,
eine der schönsten Leistungen der Spielzeit.
Maria Rusers Christine war so bis ins Letzte
erlebt, so reich an unsagbarer Feinheit, so schlicht
und zart, daß man die große Reinheit dieses stillen
Geschäpfes und sein maßloses Leid erschüttert mit¬
erlebte. Beim Abschied vom Freund und bei der
Nachricht von seinem Tode — keine leere Geste,
keine Pause in der Gestaltung. Gewiß, die Rolle
ist dankbar, aber — besonders in der letzten Szene
nicht leicht. Dies und das konnte man sich wohl
anders denken (die ganze Gestalt vielleichtn
minder durchsichtig und spinnwebzart), aber
die Echtheit der Darstellung machte die
reistung so sympathisch, daß an ihr nscht
gemäkelt werden soll. Frieda Schrantz war ein
keckes Wiener Blut. Anders darf die Mizi gar
sie wird's aber leider
nicht gespielt werden
meist! Die Beherrschung des Dialektes und ihr
Temperament kamen der Dame sehr zustatten.
Glänzend war die Gschpusi=Stimmung des ersten
Aktes. Vorzüglich in allen drei Akten der Gegen¬
satz zwischen den Mädchen. Heinz Pabsts Lob¬
heimer, verkrampft im mühsam verhehlten
Schmerz, gütig im Grund seiner Seele und weich,
war glaubhaft, weil ohne jede Pose. Im übrigen
kein Wiener Typ. Hanns Tannerts Theo¬
dor Kaiser versuchte sich im Weanerischen ohne viel
Erfolg. An sich war die Gestalt sympathisch, doch
wünschte nan sich mehr natürliche Frische im
ersten Akl. Die undankbare, vielfach stumme Rolle
im letzten Akt war gut angefaßt. Karl Noack
vermochte seiner sehr kleinen Rolle großes Ge¬
wicht zu geben. Es war wirklich das Schicksal, das
in diesem Mann auf die Bühne trat. Die Kunst
der großen Pausen und der starren und dadurch
lapidaren Geste haben wir den Künstler selten so
gut üben sehen. Max Kühnes alter Violin¬