II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1484

Liebelei
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BBRLIN N 4
Teleion Norden 2051
Ostdentsche Morgenpost, Beuthen
42 Ume 4028
Versten Teil des zweiten Aktes, der unter eine
Kunst und Wissenschaft gewissen Mattigkeit litt.
Elisabeth Bertram war das arme liebe
Stadttheater Beuthen
kleine Wiener Mädel, das an der ersten Lieb
zerbricht. Herzig und innig, echt in ihren
„Liebelei“ von Schnitzler und „Angele“.
Schmerz wie in ihrer Freude, ein süßes, aller¬
dings
von Hartleben
stark problematisches Kind. Walter
[Felsenstein lag der Fritz Lobheimer besser.
Man pflegt gewöhnlich Schnitzlers Liebelei“,
als der Viktor in „Angele“. Als Fritz gab er
obgleich es nicht abendfüllend ist. älkein zu
wieder eine ausgeglichene Leistung, die an das
geben. Aber da das oberschlesische Publikum un¬
Beste was wir von ihr sahen, den Marchbanks
in „Candida“ heranreichte. Liselotte Tawelk
zufvieden gewesen wäre, wenn man es schon gegen
wieder fühlte sich bei Hartleben wohler, als
½10 Uhr nach Hause geschickt hätte, gab man noch
geschwätzige, gutmütige aber reichlich unbedeu¬
einen Hartleben dazu und so dauerte die An¬
tende Mizzi. Otto Ernst Lundt gab den klugen,
gelegenheit fast bis ½12 Uhr.
überlegenen Freund mit viel darstellerischem Ge¬
alten Weiring traf Paul Lewitt ausgezeichnet —
schick. Die kleineren Rollen waren bei Lotte
aber auch nur den Tonfall, weniger die äußere Er¬
Wenn man einen Gejamttitel für diesen Abend
Fuhst und Friedrich Gnaß gut aufgehoben.
scheinung dieses „Violinspielers am Josefstädter
sucht, so ist es der: Wien — Berlin. Auf der Das Weanerische der Darsteller war erlebt und
Theater“.
einen Seite der repräsentative Wiener Dichter,
deshalb so überaus wirksam.
Weber=Feiern. Auch der Kirchenchor der
der mit unvergleichlicher Könnerschaft Wien zeich¬
Nach diesem Schnitzler war der Hartleben
net und auf der anderen Seite Hartleben, der
Katholischen Hofkirche gedachte Webers und
eine arge Enttäuschung. Aber Geschmacklosigkeiten
Dichter des „Rosenmontages“ mit einer Ber¬
ehrte ihn durch eine schöne Aufführung der Es=Dur¬
liner Lebemannsgeschichte. Aber der Vergleich
sind fast immer wirksam. Bei Hartleben reicht es
Messe, die der erste deutsche Hofkapellmeister zur Feier
fällt sehr zu ungunsten Berlins aus. Schnitzler
weder zu einem kleinen Shaw noch zu einem
seines königlichen Herrn komponierte, sicherlich nicht
kleinen Strindberg. Auch wenn er so tut.
gibt das Typisch=Wienerische, während Hartleben
aus innerem Zwang, aber doch „erfüllt von der Größe
nur Geschmacklosigkeiten zu geben vermag.
des Gegenstandes und in dem Bestreben, in dieser
Unter der Spielleitung von Otto Ernst
Gattung nichts Gewöhnliches oder Mittelmäßiges zu
[Lundt wurde schr sorgfältig und flott gespielt.
Schnitzler ist der Dichter der leichtsinnigen
liefern“. Von der Wahrheit dieses Ausspruches über¬
Es ist schwer zu sagen, ob man die Komödie zu¬
Melancholie der graziöse, anmutige Spieler und brückhaltender hätte geben sollen. Sie hätte wahr¬
zeugte uns Pembaur wieder. Glanzvoll instrumentiert
Seelenanalytiker. Ein wenig dekadent, aber wun= scheinlich dann eben ihre Wirksamkeit verloren.
ist dieses Werk, nicht demütig fromm wie das nach¬
dervoll in der Ausmalung feiner Stimmungen, [Hier war Liselotte Tawell in ihrem Fahr¬
folgende Offertorium Ave verum Mozarts, beinahe
wundervoll, wenn er Mädchen zeichnet, die am
wasser. Eine rassige temperamentvolle Angele.
prunkhaft feierlich rauschte es vorüber. Liesel
Leben und ihrer Liebe zerbrechen, sei es nun die
v. Schuch, Elfriede Haberkorn, Ernst Meyer¬
Otto Ernst Lundt sah zu jung aus, spielte aber
Chvistine in der „Liebelei oder Fräulein Else
olbersleben und Willy Baderwaren ein aus¬
vorzüglich. Ganz ausgezeichnet war der Pfarr¬
in seiner späteren Novelle.
gezeichnetes Solistenquartett.
amtskandidat von Lüpke, der nicht Lachen son¬
Aber auch das
Die Aufführung unter Walter Felsen=dern zum Mitleid erregte. Walter Felsensteinse
Pädagogium der Tonkunst von Prof. Urbach
stein hatte Leben und Stimmung. Diese un= war am. aber von einer etwas gezwungenen
brachte seinen Schülern die Größe Webers nahe. Dr.
nachahmliche Stimmung, die besonders den ersten
Frivolität.
Kreiser schilderte in einem Vortrage Leben und
Akt so schwierig darstellbar macht, war fein ab¬
Das Haus war gut besucht.
Werk Webers. Er nannte ihn den deutschesten aller
getönt duftig und doch natürlich Auch die übri¬
Beide Stücke wurden lebhaft beklatscht
Komponisten, der in seiner Musik eine national eigen¬
gen Akte waren stimmungsstark, abgesehen vom
tümliche Empfindungswelt zum Ausdruck gebracht
Fr.
habe wie kein andrer Komponist. Beispiele instrumen¬
taler und vokuler Art dienten zum Beweis seiner
Ausführungen. — Eine Morgenfeier am Sonntag gab
Schülern des Pädagogiums Gelegenheit, eine Reihe
Weberscher Werke sauber und beherrscht zur Auf¬
führung zu bringen. Sonatensätze, Kammermusik,
Lieder und Bruchstücke aus Opern wurden geboten..
Einzelne der Sänger wußten sich besonders auszu¬
zeichnen. Johannes Trefnys angenehmer Bariton
überraschte mit der Arie des Lysiart aus Euryanthe,
Dora Hyka war eine beseelt singende Agathe und
Katharina Hoffmann ein recht stimmgewandtes
Aennchen.
Mr.
Die Feier am Weberdenkmal. Zu unserm
Bericht in der Sonntagsnummer ist noch nachzu¬
tragen, daß auch der Dresdner Lehrergesang¬
verein und der Elbgausängerbund am
Weberdenkmal Kränze niederlegten.
Lanra Knight, eine englische Graphikerin,
stellt Radierungen im graphischen Kabinett Emil
Richter aus. Sie ist eine große Könnerin, die sich