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Liebeler
—
box 12/8
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
N4
Teleion: Norden 3051
Gsdenische Morgenpost, Beuthen
2 1. Nov. 1926
8
Kafinotheater Hindenburg
„Liebelei“ und „Angele“
Liebe ist groß und schön.
Was etwas weniger als Liebe ist, das pflegt
man — nach einem gemeinen Ausdruck
Liebelei zu nennen. Das Wort muß man
am und sehr innig sprechen, dann scheint es
so gesprochen zu sein, wie mans auf der
nzu sprechen pflegt (indem die Musikalität
rtes den i
Wert angibt!). Das ist
nd diesem Klange kann man
lar; und entspre
sich wohl die Vorstellung dazu machen. Auf das
Schnitzlersche Werk eingegangen, schaut das so
aus: Ein junger Herr liebt ein armes junges
Mädchen und geht nachher fort! — Obwohl das
auf der ganzen Welt geschieht, nicht nur in Wien,
und das Private darin nicht zu verkennen ist,
liegt gerade in diesem Bilde die dramatische Idee
des Schnitzlerschen Schauspiels. Diese Idee läßt
der Dichter wohl nicht auf sich beruhen, er nüan¬
ciert natürlich die Spannung auf den Aus¬
gang, zur Erörterung der Sache bringt er noch
vesondere Menschen hinzu, und damit die Ange¬
legenheit keine alltägliche werde, stimmt er den
Ton des We des durch den Tod herber. Und dabei
entfaltet er so viel Unnachahmlichkeit in der An¬
mut, daß die Wirkung trotz seiner zeitlichen Be¬
grenztheit nach dreißig Jahren dem Werke geblie¬
ven ist. Das ist also Schnitzlers „Liebelei“.
Das zweite aufgeführte Werk war „Angele“,
eine Komödie von Hartleben. Aus einem
anderen Entstehungsgrunde geworden, ist das
Werk auch von unterschiedlicher Qualität. Durch
die bühnenmäßige Technik kann sich die Komödie
der ersten Kritik entziehen, aber schließlich findet
man doch nichts Originelles daran.
Liebeler
—
box 12/8
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
N4
Teleion: Norden 3051
Gsdenische Morgenpost, Beuthen
2 1. Nov. 1926
8
Kafinotheater Hindenburg
„Liebelei“ und „Angele“
Liebe ist groß und schön.
Was etwas weniger als Liebe ist, das pflegt
man — nach einem gemeinen Ausdruck
Liebelei zu nennen. Das Wort muß man
am und sehr innig sprechen, dann scheint es
so gesprochen zu sein, wie mans auf der
nzu sprechen pflegt (indem die Musikalität
rtes den i
Wert angibt!). Das ist
nd diesem Klange kann man
lar; und entspre
sich wohl die Vorstellung dazu machen. Auf das
Schnitzlersche Werk eingegangen, schaut das so
aus: Ein junger Herr liebt ein armes junges
Mädchen und geht nachher fort! — Obwohl das
auf der ganzen Welt geschieht, nicht nur in Wien,
und das Private darin nicht zu verkennen ist,
liegt gerade in diesem Bilde die dramatische Idee
des Schnitzlerschen Schauspiels. Diese Idee läßt
der Dichter wohl nicht auf sich beruhen, er nüan¬
ciert natürlich die Spannung auf den Aus¬
gang, zur Erörterung der Sache bringt er noch
vesondere Menschen hinzu, und damit die Ange¬
legenheit keine alltägliche werde, stimmt er den
Ton des We des durch den Tod herber. Und dabei
entfaltet er so viel Unnachahmlichkeit in der An¬
mut, daß die Wirkung trotz seiner zeitlichen Be¬
grenztheit nach dreißig Jahren dem Werke geblie¬
ven ist. Das ist also Schnitzlers „Liebelei“.
Das zweite aufgeführte Werk war „Angele“,
eine Komödie von Hartleben. Aus einem
anderen Entstehungsgrunde geworden, ist das
Werk auch von unterschiedlicher Qualität. Durch
die bühnenmäßige Technik kann sich die Komödie
der ersten Kritik entziehen, aber schließlich findet
man doch nichts Originelles daran.