II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1501

Liebelei
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N 4
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Berliner Lokal-Anzeiger
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Schnitzlers „Liebelei“ im Film.
Es ist erstähnlich, wieviel von dieser Wiener
Luft, die das Schauspiel Arthur Schnitzlers um¬
weht und es im Grunde eigentlich- überhaupt
erst erträglich macht, in diesem Film gefangen
ist ja doch bei Schnitzler immer so, daß
alle diese Studenten Millionäre sind und eigent¬
lich keinen anderen Beruf haben als den, schöne
Frauen zu verführen oder sich von schönen
Frauen verführen zu lassen. Im Grunde — wir
Chatten das nur nicht so gemerkt — waren sie
alle Vorfahren von Filmhelden. So ergab sich
denn die Uebertragung von der Bühne auf die
flimmernde Leinwand leichter, als man vielleicht
gedacht hatte. Es entstand ein feiner, mit zurück.
haltenden Mitteln arbeitender Film, dessen
Regie L. Fleck sehr klug und angenehm betreut
hatte. Evelyn Holt als Christine, aus deren
Figur auch bei Schnitzler alle Ströme echter
Rührung kommen, gab die Figur der Christine
schlicht und sehr eindringlich. Sie verzichtete fast
auf jedes Filmmittel und wirkte so gerade durch
sanfte Natürlichkeit außerordentlich stark.
Louis Lerch als Student und Millionär,
Robert Scholz als betrogener Mann und
Vivian Gibson als Frau ohne Seele, die
bei Schnitzler hinter dem Vorhang bleibt, stan¬
den gut und ausdrucksvoll in ihren Rollen. Zu¬
weilen allerdings hätte man bei diesem Film,
der durchaus literarisches Niveau hält, ge¬
wünscht, daß an Stelle des modernen Kostümes die
Kleidung der verklungenen Zeit gewählt worden
wäre, Zin der die leichtsinnige Melancholio
Schnitzlers ihre größten Triumphe feiert. —dt.
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BBRLIN N4
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Deutsche Tageszeitung, Berlin
16. Marz 19271,
„Liebelei.“
Die Kleindramatik Schnitzlers, seinen fein zugespitzten
Dialog, der bei ihm die Handrungersetzt, im Film durch Bilder
bei aller
zu ersetzen, ist ein=gewagtes Experiment, und es ist —
wohlwollenden Objektivität gegen die Drehbuchverfasser und den
Regisseur muß es gesagt werden — in dem neuen Hegewald¬
film „Liebelei“ der im Primuspalast zur Erstaufführung


gelangte, nicht gelungen.] Da hätten starke Bilder herausge
stet werden müssen, so aber ist das Kolorit schwach, dem Gesch
nis fehlt das Tempo und vor allem die dramatische Steigern
Von Schnitzlers Geist haben die Autoren H. Juttke u
C. Klaren wenig übernommen] Die Regisseure J. und L. Fleck
verlieren sich in zierlicher Kleinmalerei, die namentlich im An¬
fang das Interesse durch die Länge des Filmbandes erlahmen
1
läßt. (Und doch ist gerade die „Liebelei“ das Werk Schni
das einst die stärkste Wirkung hatte und wohl auch am li
von allen Lebenswert haben wird. Trotz unzweifelhaft
Qualitäten sind auch die Darsteller keine Schnitzlerfiguren.
hier war die Auswahl nicht glücklich. Louis Lerch ist gewiß ein
guter Schauspieler aber ihm fehlt hier alles zu dem leichtsinnigen.
Melancholiker Lobheimer. Ueberragend ist die Leistung Vivian¬

Gibsons als Doris. Da ist jede Bewegung durchdacht, das gans
Spiel durchgeistigt. Die jugendliche Evelyn Holt (Christine) ist
wirklich gutes, aber noch unreifes Material. Der Regisseur hat
hier jede Unterstützung unterlassen. Und doch kann gerade aus
ihr bei richtiger Führung noch viel werden. Sehr nett ist Hilde
Maroff als Mizzi Schlager. Auch Henry Stuart kann nicht als
Schnitzlerfigur bezeichnet werden. Gut sind Jaro Fuerth (Wey¬
ring), Robert Scholz (Velten), Platen (Franz). Die Phoko¬
graphie Höschs verdient lobend hervorgehoben zu werden. —