TTAWETEENTSTTSEN
Lil Dagover und Max Reinhardt werden
in Berlin erwartet, Rudolf Lothar ist schon
eingetroffen. Er hat in Hollywood drei
Manuskripte fertiggestellt, konnte aber
nur eins davon placieren. Wie er zu be¬
richten weiß, werden Lubitsch, Krähly
und Pommer vermutlich schon im näch¬
sten Monat, spätestens aber im Mai, ihre
Reise nach Deutschland antreten, aller¬
dings um bald wieder nach Amerika
zurückzukehren.
Abschiedsbrief, aber sie kommt in seine
Wohnung und zerreißt lächeln“ den Brief.
Doch dieser Besuch wird zum Verhäng¬
nis: der Gatte erfährt das heimliche Lie¬
— er fordert
besabenteuer seiner Frau
Fritz. Und nach einem schweren Ab¬
schied von Christine stellt er sich und
fällt. Christine erfährt es, als sie ihn
ahnungslos von einer Reise zurückerwartet
und nimmt Gift.
Schnitzlers Meisterwerk ist von Herbert
Juttke und Georg C. Klaren taktvoll
ins Filmische übersetzt worden. Das Psy¬
chologische ist zugunsten des Bildhaften
zurückgedrängt, und das ist gut so. Die
seelische Handlung kommt in einfachen,
klaren Linien heraus und sie würde mit
ungleich stärkerer Schlagkraft wirken,
wenn die Autoren auf den Schluß ver¬
zichtet hätten. Der Film ist mit Christines
Zusammenbruch vor Fritz' Leiche zu
Ende: was dann noch kommt, muß ent¬
täuschen und enttäuscht auch.
Für die Regie zeichnen J. und L. Fleck
verantwortlich. Man muß den Regisseuren
das Kompliment machen, daß sie die unge¬
mein diffizile Handlung mit großem Ver¬
ständnis für filmische Wirkungen behan¬
delt haben. Sié inszenieren nicht grob auf
die Situation, sondern versuchen, den
Stimmungsgehalt bildlich zu erschöpfen.
Dabei gibt es ausgezeichnete Regie-Ein¬
fälle, sg ist die Behandlung des Duells
In unserem Verlag erschien das
Reichs¬
Kins Aurebbdeh
1927
Das unentbehrliche Nachschlagewerk
unserer Industrie. Zirka 900 Seiten stark
Inha'tsverzeichnis: TeilI: Allgemeines, Teil I1:
Theater, Teil uI: Filmfabrikanten, Teil 10:
Filmverleiher, Teil V: Fümvertriebe, Im- und
Exporteure usw, Teil VI: B anchen, Teit VII:
Telegramm-Adressen. Preis: S0.- M. einschl.
der Fünf Monopol-Landkarten.
Bestellen Sie sofort
bei dem
Verlag der Lichtbild-Bühne, Berlin SW48
Friedrichstraße 225
Salonschlange ohne in die so nahe liegen¬
ihn von
sprechend. Der Vater wird von Jaro
den Ubertreibungen zu verfallen und
pathetise
Fürth mit großer innerer Wärme dar¬
macht die Figur menschlich verständlich.
nicht.
gestellt — eine in sich geschlossene Cha¬
Und man sieht mit Vergnügen die natür¬
eine ung
rakterstudie ist der alte Diener Carl
liche Eleganz ihrer Bewegungen, man
und hat
Platens.
empfindet die Koketterie einer routinierten
spielen.
Die Photographie von Eduard Hoesch
Großstadtdame, aber auch die Tragik
wirkung
ist gut, aber warum die vielen Überblen¬
ihres Zusammenbruchs kommt wirksam
bleibt ir
dungen? Jack Rotmils Bauten sind
zum Ausdruck. Hilde Maroff fällt
interessa
geschmackvoll und unaufdringlich. Alles
in einer kleineren Rolle wieder auf: die
zog, der
in allem ein ausgezeichneter Film, dessen
gerade, frisch zugreifende Art ihres Spiels
derb unc
Wirksamkeit unvergleichlich größer wäre,
fesselt immer, und man kann wieder kon¬
der spanz
wenn die letzten hundertfünfzig Meter in
statieren, daß hier eine wirkliche Film¬
wert ist
künstlerin herangewachsen ist, die für ein der Versenkung verschwinden würden.
handelt,
und alle
Die Baute
viel Schn
Photograi
Die Nacht der Liche
Bran
United Artists-Film im Capitol
komplizierten Handlung nicht wenig be¬
Der amerikanische historische Film ist
deutet. Man spürt überall die geschmack¬
immer in Gefahr Ausstattungsstück zu
14
volle und erfahrene Hand, auch wo man
werden. In Europa entzieht man sich
gefühlsmäßig nicht mitgeht.
Pri
fü
dieser Drohung ein wenig mehr. Die
gültig ve
Es ist zunächst eine Uberraschung,
„Nacht der Liebe“ ist ein großer Aus¬
szene,
Ronald Colman im Kostüm zu
stattungsfilm, mit allen Requisiten des
zauberng
großen historischen Dramas.
sehen. Dieser Typus des modernen, ele¬
nicht ein
ganten, überlegenen Schauspielers als
Die Handlung ist etwas kompliziert. Ein
fühlt.
Zigeunerheld ist gewiß eine paradoxe Vor¬
spanischer Herzog macht von seinem jus
wert ist
stellung. Man wird auch das Gefühl nicht
primae noctis, dem Recht auf die erste
geschick
los, daß hier ein zweiter Douglas
Nacht jeder Frau seines Herzogtums in
maurice
Fairbanks aufgezogen werden sollte.
roher Weise Gebrauch und läßt die Frau
die Per
Das aber kann Colman, den wir für
des Zigeuners Montero auf sein Schloß
Interess.
deninteressantestenamerika¬
bringen. Sie ersticht sich und wird
nischen Schauspieler halten, seine Loi
Montero tot zurückgebracht. Er schwört
Rache und als der Herzog eine fran¬
zösische Prinzessin heiratet, erscheint er
mit seinen Zigeunern auf dem Schloß und
Deutsche gegen!
entführt beide. Den Herzog zeichnet er
mit einem Brandmal quer über das Gesicht
Wie der Bismardtfilm in Müncher
und schickt ihn zurück, die Prinzessin
muß bei den Zigeunern bleiben. Und in
man
h. s. München, 14. März 1927.
einer Sternennacht finden sich beide, der
bildet s
Am gestrigen Sonntag kam der zweite
Zigeuner und die Aristrokratin, aber da
aber
Teil des „Bismarck“-Filmes nunmehr auch
fällt ihr Kreuz zu Boden und die fromme
bilde u
in München zur ersten Vorführung, und
Katholikin glaubt an ein Zeichen Gottes
wollen
zwar in einer Aufführung vor geladenem
und geht zu ihrem Gatten zurück, Der
Publikum. Der Einlader hatte sich nicht
glaubt sie entehrt und entlockt ihr als
genannt, nach der ganzen
ist.
Priester verkleidet im Beichtstuhl das
Leute
Geheimnis ihrer Liebe zu Montero. Sie
nationalistisch - monarchistischen
Zwerg
wird in den Kerker geworfen und Montero
Aufmachung
aufblic
in das Schloß gelockt. Schon züngeln die
dieser Veranstaltung unter Heranziehung
Herr I
Flammen des Scheiterhaufens um ihn,
von nahezu einem Dutzend ehemaliger
den de
schon sieht das murrende Volk seinen
Fürstlichkeiten ist aber anzunehmen, daß
Minder
Liebling sterben — da erhebt plötzlich die
das Arrangement in den Händen der Ver¬
nicht,
Heilige Jungfrau, deren Gnadenbild in einer
einigten Vaterländischen Verbände lag.
über S
Nische steht, Einspruch erhebend die
Jedenfalls wurde die einleitende Ansprache
Hand. Es ist die Herzogin, die den Weg
von Professor Bauer, dem Führer
zur Nische gefunden und als das Volk an¬
des de
dieser Verbände, gehalten. An der ganzen
betend in die Knie sinkt, wird ihr selbst
Aufmachung und den politischen Gedanken¬
von
klar, daß sie auf höheres Geheiß handelte.
gängen der Einleitungsrede haben wir
Montero wird befreit, der Herzog stirbt
aber
hier keine Kritik zu üben, dagegen müssen
und die beiden eint endlich ein heißer Kuß.
aus de
wir uns mit dem befassen, was Professor
In Europa ist diese Art der historischen
geben
Bauer zum Thema
Romantik nicht sehr aktuell, auch wird
bisher
des deutschen Films
das Spiel mit christlichen Symbolen nicht
geste
zu sagen für gut hielt. Er glaubte den
überall Beifall finden. Es geht alles ein
niem:
Bismarckfilm von den sonstigen deutschen
wenig wundersam zu. Immerhin hat der
Gegn
Filmen dadurch unterscheiden zu sollen,
Regisseur George Fitzmaurice
daß er sagte, dieser Film sei nicht, wie
eine Reihe schöner und fesselnder Bilder
Auße
die meisten übrigen, ein
geschaffen, die den Film sehenswert
gehöf
„schlecht kolorierter Roman“.
machen. Besonders hervorzuheben ist die
gandi
Vom deutschen Film im allgemeinen müsse
klare Linienführung des Films, was bei der
Lil Dagover und Max Reinhardt werden
in Berlin erwartet, Rudolf Lothar ist schon
eingetroffen. Er hat in Hollywood drei
Manuskripte fertiggestellt, konnte aber
nur eins davon placieren. Wie er zu be¬
richten weiß, werden Lubitsch, Krähly
und Pommer vermutlich schon im näch¬
sten Monat, spätestens aber im Mai, ihre
Reise nach Deutschland antreten, aller¬
dings um bald wieder nach Amerika
zurückzukehren.
Abschiedsbrief, aber sie kommt in seine
Wohnung und zerreißt lächeln“ den Brief.
Doch dieser Besuch wird zum Verhäng¬
nis: der Gatte erfährt das heimliche Lie¬
— er fordert
besabenteuer seiner Frau
Fritz. Und nach einem schweren Ab¬
schied von Christine stellt er sich und
fällt. Christine erfährt es, als sie ihn
ahnungslos von einer Reise zurückerwartet
und nimmt Gift.
Schnitzlers Meisterwerk ist von Herbert
Juttke und Georg C. Klaren taktvoll
ins Filmische übersetzt worden. Das Psy¬
chologische ist zugunsten des Bildhaften
zurückgedrängt, und das ist gut so. Die
seelische Handlung kommt in einfachen,
klaren Linien heraus und sie würde mit
ungleich stärkerer Schlagkraft wirken,
wenn die Autoren auf den Schluß ver¬
zichtet hätten. Der Film ist mit Christines
Zusammenbruch vor Fritz' Leiche zu
Ende: was dann noch kommt, muß ent¬
täuschen und enttäuscht auch.
Für die Regie zeichnen J. und L. Fleck
verantwortlich. Man muß den Regisseuren
das Kompliment machen, daß sie die unge¬
mein diffizile Handlung mit großem Ver¬
ständnis für filmische Wirkungen behan¬
delt haben. Sié inszenieren nicht grob auf
die Situation, sondern versuchen, den
Stimmungsgehalt bildlich zu erschöpfen.
Dabei gibt es ausgezeichnete Regie-Ein¬
fälle, sg ist die Behandlung des Duells
In unserem Verlag erschien das
Reichs¬
Kins Aurebbdeh
1927
Das unentbehrliche Nachschlagewerk
unserer Industrie. Zirka 900 Seiten stark
Inha'tsverzeichnis: TeilI: Allgemeines, Teil I1:
Theater, Teil uI: Filmfabrikanten, Teil 10:
Filmverleiher, Teil V: Fümvertriebe, Im- und
Exporteure usw, Teil VI: B anchen, Teit VII:
Telegramm-Adressen. Preis: S0.- M. einschl.
der Fünf Monopol-Landkarten.
Bestellen Sie sofort
bei dem
Verlag der Lichtbild-Bühne, Berlin SW48
Friedrichstraße 225
Salonschlange ohne in die so nahe liegen¬
ihn von
sprechend. Der Vater wird von Jaro
den Ubertreibungen zu verfallen und
pathetise
Fürth mit großer innerer Wärme dar¬
macht die Figur menschlich verständlich.
nicht.
gestellt — eine in sich geschlossene Cha¬
Und man sieht mit Vergnügen die natür¬
eine ung
rakterstudie ist der alte Diener Carl
liche Eleganz ihrer Bewegungen, man
und hat
Platens.
empfindet die Koketterie einer routinierten
spielen.
Die Photographie von Eduard Hoesch
Großstadtdame, aber auch die Tragik
wirkung
ist gut, aber warum die vielen Überblen¬
ihres Zusammenbruchs kommt wirksam
bleibt ir
dungen? Jack Rotmils Bauten sind
zum Ausdruck. Hilde Maroff fällt
interessa
geschmackvoll und unaufdringlich. Alles
in einer kleineren Rolle wieder auf: die
zog, der
in allem ein ausgezeichneter Film, dessen
gerade, frisch zugreifende Art ihres Spiels
derb unc
Wirksamkeit unvergleichlich größer wäre,
fesselt immer, und man kann wieder kon¬
der spanz
wenn die letzten hundertfünfzig Meter in
statieren, daß hier eine wirkliche Film¬
wert ist
künstlerin herangewachsen ist, die für ein der Versenkung verschwinden würden.
handelt,
und alle
Die Baute
viel Schn
Photograi
Die Nacht der Liche
Bran
United Artists-Film im Capitol
komplizierten Handlung nicht wenig be¬
Der amerikanische historische Film ist
deutet. Man spürt überall die geschmack¬
immer in Gefahr Ausstattungsstück zu
14
volle und erfahrene Hand, auch wo man
werden. In Europa entzieht man sich
gefühlsmäßig nicht mitgeht.
Pri
fü
dieser Drohung ein wenig mehr. Die
gültig ve
Es ist zunächst eine Uberraschung,
„Nacht der Liebe“ ist ein großer Aus¬
szene,
Ronald Colman im Kostüm zu
stattungsfilm, mit allen Requisiten des
zauberng
großen historischen Dramas.
sehen. Dieser Typus des modernen, ele¬
nicht ein
ganten, überlegenen Schauspielers als
Die Handlung ist etwas kompliziert. Ein
fühlt.
Zigeunerheld ist gewiß eine paradoxe Vor¬
spanischer Herzog macht von seinem jus
wert ist
stellung. Man wird auch das Gefühl nicht
primae noctis, dem Recht auf die erste
geschick
los, daß hier ein zweiter Douglas
Nacht jeder Frau seines Herzogtums in
maurice
Fairbanks aufgezogen werden sollte.
roher Weise Gebrauch und läßt die Frau
die Per
Das aber kann Colman, den wir für
des Zigeuners Montero auf sein Schloß
Interess.
deninteressantestenamerika¬
bringen. Sie ersticht sich und wird
nischen Schauspieler halten, seine Loi
Montero tot zurückgebracht. Er schwört
Rache und als der Herzog eine fran¬
zösische Prinzessin heiratet, erscheint er
mit seinen Zigeunern auf dem Schloß und
Deutsche gegen!
entführt beide. Den Herzog zeichnet er
mit einem Brandmal quer über das Gesicht
Wie der Bismardtfilm in Müncher
und schickt ihn zurück, die Prinzessin
muß bei den Zigeunern bleiben. Und in
man
h. s. München, 14. März 1927.
einer Sternennacht finden sich beide, der
bildet s
Am gestrigen Sonntag kam der zweite
Zigeuner und die Aristrokratin, aber da
aber
Teil des „Bismarck“-Filmes nunmehr auch
fällt ihr Kreuz zu Boden und die fromme
bilde u
in München zur ersten Vorführung, und
Katholikin glaubt an ein Zeichen Gottes
wollen
zwar in einer Aufführung vor geladenem
und geht zu ihrem Gatten zurück, Der
Publikum. Der Einlader hatte sich nicht
glaubt sie entehrt und entlockt ihr als
genannt, nach der ganzen
ist.
Priester verkleidet im Beichtstuhl das
Leute
Geheimnis ihrer Liebe zu Montero. Sie
nationalistisch - monarchistischen
Zwerg
wird in den Kerker geworfen und Montero
Aufmachung
aufblic
in das Schloß gelockt. Schon züngeln die
dieser Veranstaltung unter Heranziehung
Herr I
Flammen des Scheiterhaufens um ihn,
von nahezu einem Dutzend ehemaliger
den de
schon sieht das murrende Volk seinen
Fürstlichkeiten ist aber anzunehmen, daß
Minder
Liebling sterben — da erhebt plötzlich die
das Arrangement in den Händen der Ver¬
nicht,
Heilige Jungfrau, deren Gnadenbild in einer
einigten Vaterländischen Verbände lag.
über S
Nische steht, Einspruch erhebend die
Jedenfalls wurde die einleitende Ansprache
Hand. Es ist die Herzogin, die den Weg
von Professor Bauer, dem Führer
zur Nische gefunden und als das Volk an¬
des de
dieser Verbände, gehalten. An der ganzen
betend in die Knie sinkt, wird ihr selbst
Aufmachung und den politischen Gedanken¬
von
klar, daß sie auf höheres Geheiß handelte.
gängen der Einleitungsrede haben wir
Montero wird befreit, der Herzog stirbt
aber
hier keine Kritik zu üben, dagegen müssen
und die beiden eint endlich ein heißer Kuß.
aus de
wir uns mit dem befassen, was Professor
In Europa ist diese Art der historischen
geben
Bauer zum Thema
Romantik nicht sehr aktuell, auch wird
bisher
des deutschen Films
das Spiel mit christlichen Symbolen nicht
geste
zu sagen für gut hielt. Er glaubte den
überall Beifall finden. Es geht alles ein
niem:
Bismarckfilm von den sonstigen deutschen
wenig wundersam zu. Immerhin hat der
Gegn
Filmen dadurch unterscheiden zu sollen,
Regisseur George Fitzmaurice
daß er sagte, dieser Film sei nicht, wie
eine Reihe schöner und fesselnder Bilder
Auße
die meisten übrigen, ein
geschaffen, die den Film sehenswert
gehöf
„schlecht kolorierter Roman“.
machen. Besonders hervorzuheben ist die
gandi
Vom deutschen Film im allgemeinen müsse
klare Linienführung des Films, was bei der